Macabros 026: Elixier der Verdammnis
herauslöste aus der Atmosphäre des Schrecklichen, in
der Benjamin Huxley sich selbst gefangen hatte.
Der Geist des Bösen übernahm die Kontrolle über
Donovan Bradley – und mit dem Körper Bradleys führte
der Bucklige seine rätselhaften und erschreckenden Experimente
weiter.
Das alles erfuhr Carminia Brado, und es fiel ihr immer schwerer,
der Stimme zu lauschen, die Einzelheiten mitteilte. Ihr wurde
lediglich noch bewußt, daß nicht nur sie, sondern auch
Sheila Martens vollends in den Bann und die Abhängigkeit des
diesem Hause innewohnenden bösen Geistes geraten war.
»… einst verschwanden Menschen aus Coppers…«
vernahm sie die hohntriefende Stimme wie aus weiter Ferne.
»… wieder werden welche verschwinden, und niemand wird sie
mehr finden… du wirst zu einem Wesen der Nacht…
tagsüber wirst du ein normaler Mensch sein, um Mitternacht aber
wirst du zu einer menschentötenden Bestie. Du wirst die Menschen
hassen… wie ich sie hasse… und du wirst es ihnen
zeigen.«
Ein leises gefährliches Lachen!
Alles in Carminia sträubte sich. Sie versuchte sich mit Macht
aus dem Bann zu lösen, aber es gelang ihr nicht.
Das Blut rauschte in ihren Schläfen, in ihrem Hirn pochte und
hämmerte es.
Die Umgebung wurde zu einem Gewirr blinkender, aufblitzender
Lichter und bizarrer Schatten, und wie ein riesiges Messer schnitt
etwas in ihr Hirn, das sie schmerzhaft empfand.
Das Grauen kam. Das Elixier der Verdammnis floß durch ihre
Adern, und sie vergaß, daß sie ein Mensch war.
*
Grauenvolle Bilder strömten auf sie ein.
Sie versuchte zu schreien. Aber sie konnte nicht, Sie glaubte
einer schrecklichen Droge ausgesetzt zu sein, die ihren Verstand
völlig umkrempelte.
Sie spürte ihren Körper doppelt und dreifach. Es war,
als ob jemand ihr die Haut abschälte.
Sie glaubte um sich zu schlagen, aber in Wirklichkeit war sie
völlig gelähmt.
Sie starrte in das riesige, menschengroße Reagenzglas.
Ein anderer Eindruck… schnelle, hektische Bilder, die dicht
aufeinanderfolgten, nur flüchtig aufflackerten und wieder
erloschen.
Halluzinationen? Träume? Wirklichkeit?
Plötzlich blickte sie nicht mehr in das Reagenzglas, sondern
aus ihm heraus!
Sie befand sich im Innern. Fauchende, heiße Luft hüllte
sie ein… flimmernde, brodelnde Nebel. Gelb wie Schwefel, der
Atem der Hölle…
Panische Angst… unbeschreibliches Grauen… verschwitzte,
große Gesichter tauchten vor ihr auf und preßten sich an
das Glas.
Die gierigen dunklen Augen des Donovan Bradley, der nicht mehr
Donovan Bradley war!
Wulstige, aufgeworfene, sinnliche Lippen, ein Gesicht, das
perspektivisch verzerrt schien.
Dann ein Gefühl der Schwere, als ob sie durch die Erdkruste
gezogen würde. Es wechselte ab mit einem Gefühl der
Schwerelosigkeit, des Schwebens.
Keine Vorstellung mehr haben für Raum und Zeit. Alles war
fremd, unwichtig und anders.
Seltsame Gedankengänge… zusammenhanglos… Bilder in
erschreckenden Farben und Formen…
Dann schälte sich eine Landschaft aus den kühlen Nebeln
heraus. Bäume, Büsche, die Silhouette roter Häuser,
schmutzig. Es roch nach Fisch und Öl, Hafenatmosphäre?
Schon wieder vorbei…
Alles raste und war nicht greifbar.
Das Gefühl, zu fahren… ein Motorgeräusch… wie
in Trance nahm Carminia es wahr.
Ich muß aufpassen, ermahnte sie sich selbst.
Sie drehte den Kopf – glaubte ihn zu drehen. Dieses
Gefühl zumindest kannte sie und war ihr vertraut.
Ein Gesicht… Helen Carter? Sie sah das Profil. Ernst, bleich,
angespannt. Glühende Augen… und schon wieder vorbei.
Ein Rauschen, Dröhnen in ihrem Hirn.
Dann schlug eine Autotür.
»Wir sind da, Carminia.« Es war Helen Carters
Stimme.
Die Brasilianerin nickte. Wo war sie? fragte sie sich. Stellte sie
sich die Frage laut? Doch keine Antwort erfolgte.
Was für eine Zeit hatte man eigentlich?
Keine Vorstellung davon…
Alles war ungewiß, fremd und rätselhaft – und
erschreckend.
Jetzt spürte sie Boden unter den Füßen. Sie lief?!
Endlich! Das bedeutete: sie war dem Grauen des Gespensterhauses, in
dem der Geist des teuflischen Benjamin Huxley spukte, entronnen.
Wie leicht sie lief! So, als ob sie mehr Beine hätte…
vier?… sechs?… acht…?
Nebel… Der Geruch von Feuchtigkeit… Carminia spürte
die Nähe des Wassers.
Boote und Schiffe lagen vertäut am Uferrand.
Leises Rauschen und Plätschern war zu hören. Ein kleines
Haus, hellbeleuchtete Fenster. Stimmen… Lachen…
Menschen…
Es zog sie mit
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