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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Geheimnisse als wir alle miteinander, und mehr noch
als Sie, Señor.“
    Olsen hob die Augenbrauen. Was der Indio da sagte, glich einer
Beleidigung. Aber wenn José sich zu einer solchen Bemerkung
hinreißen ließ, dann mußte das einen Grund
haben.
    „So“, zog Olsen das Wort in die Länge. „Und
wer ist das?“
    „Er nennt sich Manolito. Señor Ka-ii.“
    „Wo kömmt er her?“
    Achselzucken. „Das weiß ich nicht genau. Er kennt ganz
Mexiko. Als ich ihm von Ihnen erzählte, sagte er mir, daß
er sich freue, Sie kennenzulernen.“
    „Hm, dann schaff mir mal diesen Wundermann bei,
José.“
    „Er ist hier im Haus, Señor!“ Der Wirt strahlte
über das ganze Gesicht. „Maria! Anabella!“ rief er
nach hinten, und seine markige Stimme hallte durch die ganze Kneipe.
„Geht ‘rauf zu Manolito! Sagt ihm, der Señor ist
da!“
    „Ja. Papa!“ klang es irgendwo aus dem brüchigen
Haus zurück. Dann stürmten schon kleine Füße die
morschen Treppen hinauf. Es ächzte und knisterte, und die
Geräusche setzten sich fort in der Holzdecke und den
Wänden. Durchs ganze Haus liefen die Erschütterungswellen.
Aus den morschen Deckenbalken rieselte es herab. Aber nicht nur
feinkörniger Sand und Staub kam herunter, auch zwei Schaben und
eine fette Wanze befanden sich dabei.
    José schien auf diese Art des Segens von oben stets
gefaßt zu sein. Er drehte sich um seine Achse und machte einen
komischen, känguruhartigen Satz. Es knackte zweimal
unüberhörbar laut. Zufrieden grunzte er. Die beiden Schaben
hatte er erwischt. Die Wanze war zu schnell für ihn, oder sie
hatte einfach Glück gehabt und war in einem Loch des
porösen Lehmbodens verschwunden.
    Nur fünf Minuten später lernte Kay Olsen den Mann
kennen, von dem José so schwärmte und der erst kurze Zeit
in Pequena weilte. Der Deutsche mußte sich eingestehen,
daß dieser Manolito auch auf ihn einen größeren
Eindruck machte, als er erwartet hatte.
    Manolito war schätzungsweise Anfang Dreißig, hatte
einen mittelbraunen Teint, breite Schultern und schmale Hüften.
Sein Gesicht war das eines intelligenten Indianers, mit leicht
gebogener Nase, verhältnismäßig hoher Stirn,
hervortretenden Backenknochen und klugen, schwarzbraunen Augen.
    Manolito lächelte immer. Was er sagte, drückte er
gewählt aus, und Olsen kriegte das Gefühl nicht los,
daß dieser Mann in der Tat mehr wußte, als er zu wissen
vorgab.
    Manolito war zweifellos ein Gewinn für das Unternehmen. Das
stellte der Ingenieur und Privatforscher sehr schnell fest. Manolito
fiel nicht nur durch sein Äußeres auf. Olsen war sich
beinahe sicher, daß er hier noch einen der seltenen,
reinblütigen Mayas vor sich hatte, die in abgelegenen
Dörfern lebten und sich nicht mit Fremden vermischt hatten. Aber
auch diese Menschen wußten nichts mehr von ihrer großen
Vergangenheit. Sie konnten die Legenden und Mythen, die sie
mündlich weitergaben, nicht deuten, und Außenstehenden,
die sie vielleicht hätten enträtseln können, teilten
sie nichts davon mit.
    Auch durch die Art seines Auftretens unterschied Manolito sich von
den Indios, die grobschlächtiger wirkten als er.
    Dieser Mann hatte Bildung. Wo hatte er sie sich erworben? Olsen
kam nicht dahinter, und Manolito schwieg.
    Dafür berichtete er um so mehr über ehemalige
Niederlassungen von Azteken- und Maya-Flüchtlingen, die sich
hier in den Urwäldern vor den goldgierigen Spaniern in
Sicherheit brachten. Viele waren aufgespürt und niedergemetzelt
worden. Andere wieder tauchten unter, und ihre Spuren verlor sich
samt des Goldes in der Wildnis.
    Bis zum späten Abend saßen sie beisammen, tranken
Tequila und Zuckerrohrschnaps, und Olsen erzählte davon,
daß er auf der Suche nach einem besonderen Brunnen sei.
    Er legte einen Plan und seine Berechnungen vor. „Hier, fast
achthundert Kilometer weiter nordöstlich liegt Chichen-Itza,
eine der ehemaligen Metropolen des Maya-Reiches. Lange Zeit habe ich
mich dort und in unmittelbarer Umgebung aufgehalten, ehe ich vor
sieben Jahren plötzlich einen ganz anderen Gedankengang
verfolgte: als Cortez und seine Horden einfielen, begann die
große Flucht. Die ging nach Süden, noch tiefer in die
Urwälder Yucatans hinein, bis weit in die zerklüfteten,
unzugänglichen Berge. Die Flüchtlinge schafften Unmengen
von Gold weg und schufen neue Ansiedlungen, die bis heute unentdeckt
blieben.
    Die lebenstrotzende Wildnis war der beste Schutz, den sie sich
suchen konnten. Unter den Flüchtlingen befanden sich

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