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Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Titel: Macabros 032: Kreatur der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Sorano, die in diesem Augenblick ihr Glas auf den Tisch
stellte, erhob sich, um ebenfalls ins Becken zu springen.
    Ihre Augen weiteten sich. Die junge Frau im moosgrünen Tanga
gab einen markerschütternden Schrei von sich!
    »Carminiiiaaa!« brüllte sie, und die Augen schienen
ihr aus den Höhlen zu treten.
    Sie sah das menschengroße Ungeheuer über die
Wasserfläche eilen. Es kam genau auf sie zu! Wachte sie?
Träumte sie? Verlor sie den Verstand?
    So etwas gab es doch nicht! Eine Spinne – so groß wie
ein Mensch… und Carminia Brado – verschwunden?! Von dem
Ungetüm verschlungen! Aber nein! Da sah sie etwas, das das Blut
in ihren Adern gefrieren ließ.
    Die Spinne hatte fünf schwarze, dicht behaarte Beine –
das sechste aber war kein Bein, sondern ein schlankes, schön
geformtes, braunes Frauenbein! Das Bein von Carminia Brado!
    Romy Sorano stand wie zur Salzsäule erstarrt.
    Tausend Gedanken peitschten durch ihr fieberndes Hirn, im ersten
Moment sah die furchtbare Spinne so aus, als hätte sie unterhalb
ihrer Greifzangen noch eine gewaltige Freßöffnung, in
welche die Brasilianerin wie ein lästiges Insekt hineingezogen
worden war. Aber dann erkannte die blonde Schauspielerin die Lage
richtig: dieses Bein ragte aus dem Körper, und gehörte zu
dem unfaßbaren, furchteinflößenden Wesen. Carminia
war ein Teil der Spinne – war diese Spinne selbst! Sie war dazu
geworden!
    Dann konnte Romy Sorano nicht mehr denken, nur noch schreien.
    Das schlanke, braune Frauenbein – wurde zu einem
häßlichen schwarzen Spinnenbein, und das grauenhafte
Geschöpf eilte auf sie zu.
    Romy Sorano warf sich stöhnend herum, rutschte auf den
glatten, nassen Platten aus und schlug der Länge nach hin.
    Sie hörte es klatschen hinter sich, als die Spinnenbeine
übers Wasser huschten. Ein Schwall Wasser schwappte über
sie hinweg, und sie sah den riesigen Schatten, der über sie
fiel.
    Instinktiv rutschte Romy Sorano nach vorn, rollte sich herum und
sprang wieder auf die Beine. Taumelnd wich sie zurück. Ihr
ganzer Körper war verkrampft, und sie war außerstande,
ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.
    Die gewaltige Spinne kam schaukelnd näher, und die dunklen
Augen funkelten gierig. Das behaarte Geschöpf wischte mit einer
kurzen Bewegung die Korbsessel und den Tisch einfach zur Seite, so
daß die Gegenstände umfielen, über den Beckenrand
kippten und ins Wasser plumpsten.
    Die Karaffe mit dem Sangria zerschmetterte auf dem Mosaikboden,
und der Rotwein bildete eine große Lache, die aussah wie Blut,
in dem ein paar Zitronenscheiben schwammen.
    Die Schauspielerin hatte das Gefühl, vom Beckenrand bis zur
Terrassentür eine Ewigkeit unterwegs zu sein. Eines der
Spinnenbeine wischte durch die Luft. Die scharfkantigen Klauen
berührten sie an der Schulter und hakten zu. Es ratschte. Der
linke Träger wurde aufgerissen, fiel, und lose hing das
Körbchen, das eben noch die linke Brust bedeckt hatte,
herab.
    Romy Sorano floh wimmernd in das Innere des Hauses. Nur eine
Armlänge trennte sie von dem schrecklichen Geschöpf. Die
Schauspielerin warf sich herum, erwischte mit zitternden Händen
die Metallgriffe und riß die doppelwandige Glastür nach
vorn.
    Das Herz der jungen Schweizerin schlug, als wolle es in ihrer
Brust zerspringen.
    Romy starrte auf das Unwesen und konnte den Blick nicht von ihm
wenden. Die Tür rollte lautlos und schnell in der Gleitschiene
auf die Schloßseite zu. Noch zehn Zentimeter! Sie schaffte es
nicht. Die Spinne prallte gegen das Glas, und Romy Sorano spürte
die Erschütterung, die durch die Fläche lief. Ein
Spinnenbein stieß blitzschnell durch die noch vorhandene
Öffnung…
    Die Schauspielerin warf sich mit aller Kraft nach vorn und klemmte
beide Spinnenbeine ein. Schon hegte sie die Hoffnung, der Spinne die
beiden Beine abzuquetschen und auf diese Weise eine weitere
Verfolgung zu verhindern. Doch sie irrte. Die Kraft, welche die
Spinne dem Druck der Tür entgegensetzte, ging weit über
ihre eigene hinaus.
    Der Spalt vergrößerte sich.
    Romy Sorano lief der Schweiß übers Gesicht, um ihre
Lippen zuckte es, und sie war einem Weinkrampf nahe.
    Sie konnte dem Druck nicht länger Widerstand entgegensetzen.
Sie wurde zurückgedrängt.
    Romy sah voller Entsetzen, wie die Spinne, die so groß war
wie sie, ins Zimmer drängte. Die Schauspielerin taumelte mehr,
als sie ging, und sie hatte das Gefühl, ihre Beine wären
mit Blei gefüllt.
    Sie brachte den Tisch zwischen sich und dem Ungetüm.

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