Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf
fabrikneues Tonband heraus. Die
Schachtel war noch verschweißt.
Griever lächelte. »Sie trauen mir nicht?«
»Doch. Aber ich möchte ganz sicher gehen.«
Da schaltete der Besucher das Band ein. Ein leises, kaum
wahrnehmbares Rauschen drang aus dem eingebauten Lautsprecher.
»Auch dieses Band ist vollkommen neu, Herr Unstett. Ich habe
Bänder dabei, die besprochen sind. In einem Fach des
Kofferdeckels des Gerätes stecken sie. Ich habe sie mitgebracht,
damit Sie einen Eindruck von entscheidenden Kontakten bekommen. Das
Band, das in dieser Sekunde läuft, wurde noch nie besprochen,
aber ich bin selbstverständlich gern bereit, es
auszutauschen.«
Unstett nickte. Er bestand darauf, um jeden Betrug, jede
Manipulation auszuschließen.
Griever stöpselte das Mikrofon ein.
»Liebe Freunde im Jenseits«, begann er leise, aber mit
klarer Stimme zu sprechen. »Ich weiß, daß ihr uns
jetzt hören und sehen könnt. Ich habe schon oft zu euch
gesprochen – und ihr mit mir. Ihr habt mir Warnungen und
Hinweise gegeben, ihr habt mir Fragen beantwortet. Auch diesmal bitte
ich euch: meldet euch! Wenn Ihr etwas Wichtiges mitzuteilen habt,
laßt es uns wissen… Wenn ihr selbst Fragen habt, richtet
sie an uns. Ich rufe in diesem Moment besonders jenen Fremden, von
dem ich noch nicht mal weiß, ob er in diesem Leben Mann oder
Frau gewesen ist, jenen Fremden, der ein besonderes Auge auf mein
Schicksal geworfen hat und auch zum ersten Mal zu mir davon
gesprochen hat, welche Macht die Geister und Dämonen eines
gefährlichen Herrschers haben, der den Kosmos unterwerfen und
seine Brut in allen Zeiten und Räumen sichern will. Seid ihr da,
Freunde, gebt uns ein Zeichen!«
Er senkte das Mikrofon. Das Band lief weiter. Die beiden
Männer hielten den Atem an. In dem abgedunkelten Hotelzimmer war
es totenstill.
Eine Minute verging. Dann schaltete Frank Griever das Band ab und
ließ es bis zu der Stelle zurücklaufen, an der er seine
Frage beendet hatte.
Ein leises Rauschen folgte, dann ein fernes Kratzen, ein nicht
verständliches Stimmengemurmel. Doch danach vier deutlich klare
Worte.
»Ja, wir sind da!«
*
Sie lauschten. Kam noch mehr?
Leise Stimmen drangen aus dem Hintergrund. Eine sehr helle, die
etwas rief, das man mit einiger Fantasie als »Alles Gute!«
hätte bezeichnen können.
Auch Vogelstimmen hörte man ganz deutlich. Dann war die
Stelle erreicht, an der Griever das Band gestoppt hatte.
Zufrieden drückte er auch jetzt wieder die Taste.
»Es ist Ihr Band, Herr Unstett. Sie haben selbst gehört,
was gesprochen wurde.«
»Ja, es ist erstaunlich.« Der Wiener nagte an seiner
Unterlippe, sein Gesicht war blaß. »Ich habe selbst schon
ähnliche Versuche unternommen. Die Ergebnisse waren –
leider – mehr als mager. Manchmal war es mir, als würden
sich aus einer unendlichen Ferne Stimmen melden – aber sie waren
sehr schlecht verständlich.«
»Die elektronische Ausrüstung dieses Gerätes
übertrifft jene, die man in jedem Funkgeschäft bekommt,
Herr Unstett. Das soll aber nicht heißen, daß mit einem
normalen Tonband solche Versuche nicht möglich sind. Amateure
und Laienforscher sind oft nur auf die herkömmlichen Geräte
angewiesen, und sie haben großartige Erfolge damit
aufzuweisen.«
Unstett ging zu den Fenstern und überprüfte, ob sie auch
alle fest verschlossen waren. Die Doppelverglasung verhinderte,
daß Verkehrslärm zu ihnen empordrang.
Der Parapsychologe mußte an die Vogelstimmen denken. Von
draußen waren sie bestimmt nicht gekommen. Aus dem Jenseits
stammten sie – wie die klare, unbekannte und geschlechtslose
Stimme!
»Alles hinterläßt seine Spuren«, sagte er
leise, während er nachdenklich zum Tisch zurückkam, auf dem
das schwarze Gerät stand. »Wir Menschen haben die
Funkwellen und die Elektronik entdeckt. Es hat sie aber schon immer
gegeben. Mit Hilfe der Elektronik können wir das aufzeichnen,
was uns ständig unsichtbar umgibt. Menschen glauben an die
Funkwellen – und doch hat kein Mensch jemals welche gesehen.
Aber an die Stimmen aus dem Jenseits die sich dieser Wellen bedienen,
die vielleicht selbst zu einer Art elektronischem Impuls wurden,
glaubten nur sehr wenige. Aber an den Tatsachen, die bestanden, kam
niemand vorbei!«
»Darf ich das Mikrofon haben?«
»Ja, gern.«
Am handlichen Mikrofon befand sich ein Schalter, mit dem man das
Band wieder starten konnte.
»Ich habe eine Frage an dich. Wenn du mich hören kannst,
antworte mir mit einem klaren und
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