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Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse

Titel: Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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mußte man
einen Arzt holen.
    Aber wenn es zu spät dazu war, wenn er nicht mehr
lebte…?
    Der Geschäftsführer schloß die Augen und wurde
bleich. Einen Toten im Haus! Nur das nicht…
    »Geschafft!« sagte da kurz darauf der Angestellte, der
vom Schlosserhandwerk etwas verstand. Die Tür schwang lautlos
nach innen.
    Der Geschäftsführer überschritt die Schwelle und
prallte zurück.
    Gert Kassner lag in einer Blutlache vor seinem Bett, und seine
Haut war weiß wie eine Kalkwand.
    Der Vertreter rührte sich nicht mehr. Da half kein Rufen und
kein Rütteln, und auch ein Arzt war hier fehl am Platz.
    Hier gab es Arbeit für ein Beerdigungsinstitut und vor allem
für die Polizei.
     
    *
     
    Klaus Harder von der Mordkommission betrat gerade sein Büro,
als der Anruf durchgestellt und ihm der Vorfall mitgeteilt wurde.
    »Ich fahre sofort hin!«
    Er drückte einen Knopf am Gerät, »Wittert«,
sagte er rasch, »setzen Sie sich erst gar nicht hin! Wir fahren
zum ›Rosenberg-Hotel‹. Da scheint einer Selbstmord begangen
zu haben. Der Kunde ist uns kein Fremder. Ich habe noch vor zwei
Tagen mit ihm gesprochen. Es ist ein gewisser Gert Kassner.«
    Harder fuhr den Dienstwagen, wenn Wittert ihn begleitete, meistens
nicht. Da ließ er sich von dem jüngeren Assistenten
chauffieren. Der Verkehr in der Innenstadt erforderte Aufmerksamkeit
und Nervenkraft, und beides setzte Harder lieber für die
Fälle ein die er zu bearbeiten hatte.
    Harder war einundfünfzig, aber man sah ihm sein Alter nicht
an. Sein schwarzes Haar war dicht, und keine graue Strähne
zeigte sich darin. Er hatte eine gesunde, leicht gerötete Haut
und lebhafte Augen. Der Kommissar war bekannt dafür, daß
er über ein phänomenales Gedächtnis verfügte. Er
konnte sich an Namen und Zahlen und Daten erinnern, die anderen in
der Hektik des Alltags und der Vielzahl der Fälle längst
entfallen waren.
    Harder glich einem lebenden Lexikon. Es genügte die Nennung
eines Namens, und er wußte auf Anhieb, wann und wo er mit der
Trägerin oder dem Träger dieses Namens schon mal zu tun
hatte.
    Die Tatsache, daß er sich an Gert Kassner erinnerte, war nun
keine besondere Leistung. Schließlich lag die Begegnung mit
diesem Zeugen erst zwei Tage zurück.
    Aber die Verbindungen, die Harder knüpfte, zeigten wieder mal
mehr, daß dieser Mann sich wirklich Gedanken gemacht hatte.
    Als er den Toten sah, das Messer fand und den Raum inspiziert
hatte, sagt er zu Wittert: »Vielleicht bin ich ein wenig
verrückt, aber mir scheint, wir müssen den Fall Liane
Martens doch in einem anderen Licht sehen als bisher. Ehrlich gesagt,
halte ich nicht viel von solch komischer. Leuten, die behaupten,
wahrsagen und hellsehen zu können oder verlauten lassen,
daß sie Botschaften aus dem Jenseits empfangen. Aber ich
muß mir diese Amerikanerin Terry White doch mal persönlich
vorknöpfen. Terry… Wittert, wieso eigentlich Terry? Das ist
doch ein Männername, nicht wahr?«
    »Ja und nein. Es gibt auch Frauen, die so getauft werden. Das
ist so ähnlich wie bei uns der Name Hansi oder Toni. Es gibt
Frauen, die so heißen.«
    Harder nickte. »Nun Sie müssen es wissen. Sie
können ja amerikanisch…«
    »Englisch, Herr Kommissar…«
    »Ob englisch oder amerikanisch. Wo liegt da der
Unterschied?«
    »Es ist ein großer. Wenn ich Ihnen mal
er…«
    Harder fiel seinem Begleiter ins Wort. »Ja, Sie
dürfen’s mir mal erklären. Ein andermal, wenn wir mehr
Zeit haben. Finden Sie heraus, wo diese Terry White untergebracht
ist! Ich möchte mich so schnell wie möglich mit ihr
unterhalten. Sie hat doch zuerst die Idee gehabt, daß Liane
Martens’ Verschwinden weitere Todesfälle nach sich ziehen
würde. Liane Martens wurde offensichtlich nicht ermordet und kam
– unserer Ansicht nach überhaupt nicht ums Leben. Sie
verschwand einfach, wir haben keine Leiche gefunden und auch keine
Bestätigung dafür erhalten, daß sie tot ist. Solange
diese Gewißheit fehlt, müssen wir davon ausgehen,
daß sie lebt – oder vielleicht doch tot ist, ohne in
unserem Sinn tot zu sein – hört sich verzwickt an, ist es
aber nicht, Wittert.
    Schauen Sie mich nicht so entgeistert an. Ich versuche, die Dinge
nur in die richtige Reihenfolge zu rücken. Wenn jemand vor den
Augen dreier Zeugen spurlos verschwindet, ist das bemerkenswert. Wenn
jemand behauptet, daß die Verschwundene sich aus dem Jenseits
gemeldet hätte – bedeutet das: die Verschwundene ist tot.
Und dann wird eine weitere Behauptung aufgestellt, die

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