Macabros 040: Tal der tausend Foltern
zu
entführen. Du bist einer von diesen Schergen.«
»Was gibt dir die Gewißheit, daß ich es bin? Ich
hab dir gesagt: führe mich zu der Frau, und sie wird dir sagen,
daß es nicht so ist, wie du behauptest.«
»Sie hat keinen freien Willen mehr. Sie wird alles
bestätigen, was du von ihr verlangst. Du hast sie
beeinflußt.«
»Das ist nicht wahr«, sagte in diesem Augenblick ruhig
eine Stimme hinter Hellmark.
Danielle Barteaulieé schob das Buschwerk auseinander und
betrat den Hügelvorsprung, wo das Gespräch zwischen
Björn und dem Fremden stattfand.
Die dunklen Augen des Mannes mit dem runden Kopf wurden
groß.
»Sie steht unter deinem Bann. Ich habe sie gefesselt und
geknebelt, denn wir wissen, daß diese Unglücklichen mit
Gewalt der Wirklichkeit zurückgegeben werden müssen. Wie
konnte sie sich befreien? Tamuur hat dir magische Gewalt
verliehen.«
Alles in ihm spannte sich. Björn registrierte, daß die
Aufmerksamkeit des Fremden zunahm. Er suchte nach einer
Möglichkeit, das Blatt doch noch zu seinen Gunsten zu
ändern.
Doch das Schwert auf seiner Brust redete eine deutliche
Sprache.
Danielle de Barteaulieé hatte sich durch ihre Hexenkunst
von den Fesseln selbst befreit und warf die Pflanzenfasern dem
Fremden vor die Füßen.
»Flieh!« rief der ihr zu. »Du wirst hier den Tod
finden. Wer in Tamuurs Gärten kommt, ist verloren. Laß
dich durch das, was er dir gesagt hat, nicht täuschen.«
»Er ist mein Beschützer, und nichts ist so, wie du
sagst«, widersprach Danielle ihm.
»Das sagen alle, die hörig wurden. Sie sind nicht in der
Lage, die Wirklichkeit und die Wahrheit zu erkennen.«
»Ich habe hie von Tamuur gehört, ich weiß nicht,
von wem du redest«, schaltete Hellmark sich wieder in das
Gespräch ein. »Wäre ich ein Helfershelfer dessen, den
ich nicht kenne, was würde ich dann mit dir tun?«
»Du würdest mich niederschlagen und mitnehmen. Alles,
was lebt, kann Tamuur in seinem Zaubergarten gebrauchen.«
Da schob Björn das Schwert demonstrativ in seinen
Gürtel. Der andere sah ihn entgeistert an.
»Steh auf! Geh, wohin du willst. Ich muß mit ihr meinen
Weg durch dieses Tal dort unten allein gehen, um nach Tschinandoah zu
gelangen. Wenn aber, wie du sagst, dort unten eine Gefahr auf uns
lauert, dann bitte ich dich, mir mehr über diese Gefahr zu
sagen, damit wir uns darauf vorbereiten können. Wer gewarnt ist,
kann sich auf eine Gefahr einstellen.«
Der andere kam langsam in die Höhe. Er hielt noch immer
angewinkelt seine Arme vor der Brust, als beabsichtige er,
blitzschnell zwei seiner Messer zu ziehen und auf Hellmark zu
schleudern. Björn rechnete mit dieser Reaktion. Aber er sagte
sich auch, daß der andere ihn einfacher hätte aus dem
Hinterhalt töten können.
Björn richtete sich darauf ein, blitzschnell Macabros zu
materialisieren, der den Raum zwischen ihm und dem anderen einnehmen
sollte.
Der Fremde atmete tief durch und ließ langsam seine
muskulösen Arme sinken.
»Du handelst, wie du es nicht tun würdest, steckte
Tamuur hinter deinem Tun. Ich glaube dir.« Seine Miene
entspannte sich. Er war froh, daß die Dinge einen so
glimpflichen Verlauf genommen hatten.
Er drehte beide Handflächen nach außen und verbeugte
sich leicht nach vorn. Mit dieser Geste wollte er seine Ergebenheit
und Friedfertigkeit ausdrücken.
»Auch du hättest mich vorhin töten können.
Wenn du der Ansicht warst, daß Tamuur hinter meiner Mission
steckt, warum hast du dich dann überhaupt auf das Risiko eines
Kampfes eingelassen?«
Sein Gegenüber verzog leicht die Lippen. »Ich bin stark.
Ich dachte, ich sei es. Als ich von Ullnak aus aufbrach, mit dem
Segen meiner Familie und der Priester, wußte ich, daß ich
ein Abenteuer riskierte, das mich direkt in den Tod führen
konnte. Ich hatte mich gut auf meine Mission vorbereitet. Ich
beherrschte die Slatos wie kein Zweiter.« Er deutete auf die
schmalen, scharfen Messer. Es ging blitzschnell, schneller, als das
Auge es verfolgen konnte. Ehe Hellmark begriff, daß dies ein
Angriff war, schwirrten zwei der kleinen Messer wie Pfeile an seinem
Kopf vorbei.
Sie hätten ihn treffen können, wenn der andere es
gewollt hätte.
Die Bewegung zum Kreuzband und das Herausschleudern der Slatos war
eines.
Als Hellmark den Kopf wandte, sah er die beiden Messerchen im
Stamm des Baumes hinter sich stecken. Aber sie waren nicht wahllos
dorthin geschleudert worden.
An dem olivgrünen, scharf genarbten Stamm hing
aufgespießt ein graugrüner
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