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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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mit der Sauerstoffzufuhr gehabt
hatte. Demnach lebten die fünf Weisen in einer Zelle, die noch
kohlendioxydreichere Luft aufwies, als es hier unten für
gewöhnlich der Fall war. Bei der Artikulation Vatox’ mit
den Fühlersensoren der Weisen gab das Flüssigwesen noch
mehr Kohlendioxyd ab. Vielleicht war das der Grund dafür,
daß bestimmte chemische Abläufe in den Körpern jener,
die als Weise hier fungierten, anders vor sich gingen. Um das jedoch
genau zu sagen, hätte er noch mehr über die biologische
Eigenart und den Zellaufbau dieser Satis wissen müssen.
    Darüber und vor allem über seine Lage und die Schwere
seiner Beine dachte er in jenem Raum nach, den man ihm als
Wohnkaverne für eine zunächst unbestimmte Zeit zur
Verfügung stellte.
    Hier fand er eine Schlafstätte. Und die benutzte er als
erstes.
    Es tat ihm gut, sich auszustrecken und die schweren,
gefühllosen Beine, die sein Körpergewicht kaum noch tragen
konnten, zu entlasten.
    Er fühlte sich krank und schwach. Sein Unterkörper
schien systematisch abzusterben, ohne daß er eine plausible
Erklärung dafür hatte.
    Aber er konnte nicht hier herumliegen und darauf warten, was das
Schicksal mit ihm vorhatte.
    Er mußte weg von hier.
    Aber wohin?
    Die Welt der Jo-Os suchen, in deren Gewalt sich Danielle de
Barteaulieé befand…
    Und dann weiter nach Tschinandoah.
    Tschinandoah…!
    Der Name der Stadt war zu einer Phrase für ihn geworden.
    Würde er Tschinandoah überhaupt jemals finden?
    Die Gedanken daran bewirkten etwas, Eigenartiges in seinem
Hirn.
    Er konnte sich plötzlich etwas darunter vorstellen. Er sah
bestimmte Bilder, bestimmte Silhouetten vor sich.
    Eine endlose, kerzengerade Straße… gesäumt von
abgebrochenen Säulen… eine rote, sterbende Sonne über
verlassenen Palästen und Marmortempeln… und wieder
Säulen… und seltsame Steine, die unfertig und onyxfarben in
der fremden Landschaft lagen.
    Tschinandoah… das war doch Tschinandoah!
    Er erinnerte sich ganz genau daran.
    Sein Traum!
    Aber die Bilder, deren er sich nun voll bewußt wurde, gingen
nicht auf einen Traum zurück. Er war – mit seinem
Doppelkörper Macabros – wirklich dort gewesen.
    Sein geschwächter Originalkörper und der Zustand
zwischen Wachsein und Träumen hatte die Dinge, die er mit
Macabros’ Sinnen registrierte, einfach verwischt!
    Und diesmal wiederholte er das bewußt, was er im Halbschlaf
unbewußt herbeigeführt oder was sein Geist intuitiv
durchexerziert hatte.
    Er ließ Macabros entstehen. Im nächsten Moment war
Björn Hellmark an zwei Orten gleichzeitig.
    Er befand sich sowohl hier in der unterirdischen Höhle auf
einer weichen, matratzenähnlichen Unterlage – als auch
durch Raum und Zeit getrennt an einem fernen Ort, der Tschinandoah
hieß.
    Dort hielt er sich mit seinem Zweitkörper auf, der sich in
nichts von seinem stofflichen Originalkörper unterschied.
     
    *
     
    Wer ihn sah, hätte ihn für einen Menschen aus Fleisch
und Blut gehalten, denn mit bloßem Auge war im Zustand des
›Majavi Rupa‹, in dem beide Körper wach und voll aktiv
und mit Leben erfüllt waren – nicht zu erkennen, welcher
Leib aus Fleisch und Blut und welcher aus einer feinstofflichen
Äthersubstanz bestand.
    Doch hier in dem ausgestorbenen Tschinandoah gab es keine
menschlichen und keine anderen Augen, die Macabros’ Ankunft
beobachtet hätten.
    Macabros erinnerte sich seines ersten Hierseins.
    Da hatte die Sonne mehr im Zenit gestanden.
    Nun neigte sie sich dem Horizont zu, und die terrassenförmig
angelegte Stadt bildete eine düstere, blau-schwarze Silhouette
gegen einen blutroten Himmel.
    Wieder empfand er die eigenwillige, unvergleichliche Stimmung.
Hier an diesen Ort war der Tod eingekehrt – und doch haftete
diesem Ort nichts Erschreckendes und Unheilbringendes an.
    Mit größerer Aufmerksamkeit als beim ersten Mal sah er
sich die ausgetrockneten Flüsse und Meere an.
    Macabros berührte dabei nicht den Boden. Er schwebte mehrere
Meter darüber hinweg, und rund um Tschinandoah breitete sich
Öde und Verlassenheit aus.
    Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, als er die rissige,
ausgetrocknete Erde unter sich erblickte.
    Er hatte das Gefühl, einen Planeten zu besuchen, der
unterging. So wie die Stimmung dieser Welt war, konnte er sich die
letzten Tage der Erde vorstellen, wenn die Flüsse und Meere
ausgetrocknet waren, wenn Pflanzen und Tiere ausgerottet waren und
auch die Menschen nicht mehr existierten. Die Sonne hatte keine Kraft
mehr und glomm wie

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