Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
sie gesehen hatten.
»Hier geht es um, mein Prinz«, wisperte Litan, aufgeregt
seinen Bart kraulend. Sowohl Litan als auch Asnur waren eingeweiht
von den wahren Aktivitäten, die Osira an den Tag gelegt hatte,
um den geliebten Gatten dem absoluten und hoffnungslosen Dasein des
Hades zu entreißen. Sie wußten, welches Schicksal ihrem
Prinzen zuteil geworden war. Nun fürchteten sie, daß
außer den Erinnerungslücken, die Hellmark
vortäuschte, um seiner Rolle gerecht zu werden, auch andere
Mängel aus dem Jenseits der Dämonen und bösen Geister
Molochos’ mitgebracht worden waren.
Sie hatten ihren Prinz als Kopie gesehen! Ghanor war ein
Geist!
Es bereitete ihm ernsthaft Mühe, die beiden Begleiter davon
zu überzeugen, daß sie offenbar eine Art Fata Morgana
hatten.
»Ich war die ganze Zeit über hier«, sagte er
heiter. »Ich glaube, ich bin sogar ein wenig
eingenickt.«
Er redete auf sie ein, aber es gelang ihm nicht, sie davon zu
überzeugen, daß sie nichts gesehen hätten und ihre
Wahrnehmung auf einem Irrtum beruhe.
Sie einigten sich schließlich darauf, daß offenbar
böse Geister, die durch Lugoms Aktivitäten nach Lovon
gerufen worden waren, bereits begannen, ihr Unwesen zu treiben.
Damit hatten sie gar nicht so unrecht.
Aber das wußten sie nicht, als sie ihren Ritt erfrischt
fortsetzten.
Der schattenhafte Geisterreiter schwebte noch immer hinter ihnen
her, und als sie zum zweitenmal in dieser Nacht rasteten und
endgültig ihr Lager aufschlugen, da griff das lautlose,
unheimliche Wesen zum ersten Mal an…
*
Litan und Asnur hatten den Vorfall auf dem letzten Rastplatz noch
nicht vergessen, aber sie benahmen sich wieder recht umkompliziert,
und so war Ghanor zufrieden. Sie stritten sich über die alten
Fragen, waren aber jetzt vorsichtiger und diplomatischer.
Hier, unweit des Rastplatzes, begann die Grenze zu jenem Reich, in
dem die Bugken wohnten.
Die Wüste hatte hier ihren ursprünglichen Charakter
verloren.
Kegelförmige Stümpfe ragten in bestimmten Abständen
aus dem Boden, so daß es aussah, als wäre der Sand hier
künstlich aufgeschichtet und unter Zuhilfenahme von
härtenden Mitteln gepreßt worden.
Die nach außen auslaufenden Kegelstümpfe wirkten
ausgetrocknet und zeigten unzählige Risse.
Hier im Grenzbereich gab es alle paar Schritte solche
»Sandstengel«, die etwa eine Höhe von eineinhalb bis
zwei Metern hatten. Der Durchmesser betrug gut einen Meter. Je tiefer
man in das Land der Bugken ging, desto dichter wurden die Erhebungen.
Im Zentrum standen die »Sandstengel« so dicht beisammen,
daß kaum noch Zwischenräume existierten.
Aber bis dahin war es noch ein ganzer Tagesritt.
An dem vorgesehen Platz wurden die beiden Zelte aufgestellt.
Ghanor gab sich heiter und ausgeglichen. Er fühlte sich wohl
und freute sich auf den Augenblick, da er sich in sein Zelt
zurückziehen konnte.
Es erübrigte sich nun, den Begleitern irgendwelche
zweifelhaften Andeutungen zu machen. Ohne diesen Platz mit seinem
Originalkörper verlassen zu müssen, konnte er sich auf dem
Weg der Bilokation in die Tiefe der Todespyramide versetzen, um dort
nachzusehen, was aus seinem wirklichen Hellmark-Körper geworden
war.
Bevor er in das geräumige Zelt ging, nickte er den beiden
Begleitern zu.
»Und benehmt euch anständig«, flüsterte er,
bedeutungsvoll den Blick in die Runde schweifen lassend. »Von
jetzt an sind wir nicht mehr unter uns. Nur eine Steinwurfweite
entfernt beginnt die Grenze. Die Bugken werden uns beobachten und uns
möglicherweise einige harte Nüsse zu knacken geben. Auch
damit müssen wir rechnen. Egal, was auch immer geschieht: denkt
daran, welche Mission uns hierher geführt hat. Man sagt den
Bugken Scheu nach – und Launigkeit. Eine Launigkeit, der sie
sich bedienen wie eines Spiels. Das alles kann zum Prüfprogramm
gehören, das man für uns vorgesehen hat. Ich weiß es
nicht. Ich hoffe in unser aller Sinn, daß es eine gute Nacht
wird.«
Er nickte ihnen lächelnd zu und verschwand hinter der hellen
Zeltwand. Er schloß sie sorgfältig und legte dann den
leichten Übermantel ab.
Aufatmend streckte Ghanor sich auf dem dicken, ausgerollten
Teppich aus und zog die Nackenrolle unter seinen Kopf.
Er schloß die Augen und ließ sich auch von den
raschelnden Geräuschen nicht mehr ablenken, die von
außerhalb seines Zeltes hereindrangen. Litan und Asnur legten
letzte Hand an das Doppelzelt, das ihnen für den Rest der Nacht
und den Beginn des kommenden Tages ein Dach
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