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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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alles
durcheinander, näherten sich die »Sucher« jenem
Bereich des Castle, der nicht bewohnt war.
    Elena war tot. Ihr Geist löste sich schwebend von ihrem
verkrümmt liegenden, reglosen Leib. Verwirrt und
grauenerfüllt blickte auch sie sich um – und wie Andrew
O’Hara und Ireen vernahm auch sie plötzlich die unheimliche
Musik, die dumpf und disharmonisch klang, die anziehend und
abstoßend zur gleichen Zeit war.
    Ireen bemerkte, daß sie gar kein Interesse verspürte,
mehr über ihre neue Lebensform zu erfahren, länger hier zu
verweilen und auf die Leichen zu starren.
    Die Musik wirkte sich auf sie und die andern aus wie ein
Hypnose.
    Ireen wandte sich um.
    Auch vor ihr wurden die Wände durchsichtig, und sie konnte
die steil in die Tiefe führende Treppe zwischen zwei Säulen
erkennen – und stutzte. Diese Treppen hatten doch vorhin noch
gar nicht existiert?!
    Sie konnte sich genau daran erinnern, daß sie durch diesen
Korridor gekommen waren – sie und Andrew. Zwischen den beiden
massiven Säulen waren sie vorhin gelaufen. Aber da hatte es
keine Treppe gegeben!
    Ireen fiel es wie Schuppen von den Augen.
    In ihrem neuen, unstofflichen Zustand sah sie Dinge, die sie zuvor
gar nicht hatte wahrnehmen können. Sie mußte stets daran
denken, daß sie sich jetzt in einer anderen, unsichtbaren Welt
befand, daß die Konturen dieser unsichtbaren Welt für sie
nun immer stärker hervortraten, während die der zuvor
sichtbaren Welt langsam verblaßten.
    An der von ihr aus noch wahrnehmbaren untersten Treppenstufe
bewegte sich eine Gestalt weiter abwärts in die Tiefe.
    Es war der Geist des toten Mike.
    Er blickte sich nicht ein einziges Mal um, er schien sich
überhaupt nicht mehr für die andern und für das zu
interessieren, was in dem Kellergewölbe vorging. Und für
die Todesangst seiner eigenen Frau interessierte er sich auch
nicht.
    Die unheimlichen Klänge, in die sich nun leise, wispernde
Stimmen mischten, zogen sie mehr und mehr in ihren Bann.
    Ohne mit den Füßen den Boden zu berühren, schwebte
die Tote auf die sich schneckenförmig nach unten windende Treppe
zu. Sekunden später meinte sie, vor einem mit scharfen Rillen
versehenen Krater zu stehen, der sich kegelförmig nach unten hin
verjüngte.
    Aus der Tiefe kamen die Klänge und die unheimlichen,
zwingenden Gesänge.
    »Atuur onn gh’aagh marnang heepfghuur,
Molochos…«
    Das letzte Wort war ihr nicht fremd. Ganz kurz entsann sie sich
daran, daß dieser Begriff im Augenblick ihres Todes schon mal
Bedeutung gewonnen hatte.
    Ihr von Todesangst erfülltes Bewußtsein war für
den Moment des Sterbens von unheimlicher Weitsicht und Klarheit
gewesen.
    Molochos, der Herr der Tiefe, der Fürst dämonischer
Wesen, rief, und sie kamen und gehorchten.
    Woher wußte sie, daß sie gehorchen mußte? Woher
wußte sie, was diese Töne bedeuteten?
    Sie folgte ihnen einfach, weil sie nicht anders konnte.
    Und ebenso kritiklos folgten Andrew O’Hara und Elena, die
Sängerin, nach.
    Steil führte die scharfgewundene Treppe in die Tiefe,
während im gleichen Moment die anderen Teilnehmer an der
Western-Party Ed Hopkins’ durch den Korridor stürzten, die
unsichtbaren Gestalten wie einen Hauch passierten, ohne sie zu
bemerken und ohne zu diesem Zeitpunkt noch zu wissen, welch grausiges
Geschehen sich hier manifestiert hatte – und welche Auswirkungen
es noch haben sollte…
     
    *
     
    Sie kamen alle, und sie folgten der Richtung, aus der die
furchtbaren Schreie gekommen waren.
    Die Herbeigelockten – unter ihnen befanden sich auch Sandy,
die Schauspielerin, und Ed Hopkins, die sich ursprünglich in der
entgegengesetzten Richtung hatten verstecken wollen – liefen in
den Keller.
    John Hiller war der erste an der Tür und verlangte, daß
seine Begleiterin einige Schritte zurückblieb, um nicht
ahnungslos in eine Gefahr hineinzurennen.
    Hiller warf sich gegen die massive Tür. Doch die war von
innen versperrt.
    Es war ihm nicht möglich, sie einzurennen.
    Mit der Hilfe der anderen und einer herbeigeschleppten Axt wurde
die Tür schließlich geknackt.
    Im Licht der Öllampen, die Ed Hopkins ernst und schweigsam
herbeiholte, bot sich den hier Versammelten ein Bild des Grauens.
    Vier Leichen am Boden!
    Niemand der hier Eingetroffenen wagte zu sprechen. Die Menschen
standen förmlich unter einem Schock.
    Eine Frau wurde ohnmächtig.
    Ed Hopkins bahnte sich schweigend einen Weg durch den Kreis seiner
sprachlosen und geschockten Gäste.
    Sandy, die Blondine aus New York,

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