Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland
zur Party auf das Manon-Castle gekommen waren,
würden von ihren Angehörigen über kurz oder lang
vermißt werden…
Hopkins mußte sich doch im klaren darüber sein,
daß sein Plan einige recht beachtliche Schönheitsfehler
aufwies. Nur ein krankes, ein von Drogen berauschtes Hirn oder ein
vom Teufel Besessener konnte glauben, daß alles glatt über
die Bühne gegangen war.
Da drängte sich dem verzweifelt Nachdenkenden ein anderer
Gedanke auf.
Die Legende um das Manon-Castle…
Der alte Earl of Manon war ein Unhold in Menschengestalt. Von ihm
wurde erzählt, daß er in dem Gästehaus, das auf dem
Berg dem Castle in Sichtweite genau gegenüberlag, Freunde und
Bekannte unterbrachte, die auf rätselhafte Weise
verschwanden.
Der Geist des Earl sollte noch immer in den massigen Mauern des
Castle spuken.
Hatte dieser Geist von Hopkins Besitz ergriffen?
Hiller zermarterte sich das Gehirn, in der Hoffnung, auf einen
Punkt zu stoßen, der ihm vielleicht weiterhalf, der es ihm
ermöglichte, das Steuer eventuell doch noch
herumzureißen.
Alles war so widersinnig – nichts paßte
zusammen…
*
Das Verschwinden des Mediums hatte auf Felkmann und Frank Morell
die gleiche Wirkung, als ob in ihrer unmittelbaren Nähe eine
Bombe explodiert wäre.
»Sie befand sich in höchster Erregung«, bemerkte
der Psychiater rauh. »Vielleicht entwickelte sie in diesen
Sekunden Fähigkeiten und Kräfte, von denen sie selbst noch
nichts wußte und die im Moment des Auftretens ihrer Kontrolle
entglitten.«
»Möglich. – Wir müssen Sie suchen,
Doktor.«
Das war einfacher gesagt als getan.
Felkmann und Morell durchstöberten das ganze Haus, in der
Hoffnung, daß Katja Manstein vielleicht irgendwo in einem
andern Raum materialisiert war.
Das war nicht der Fall.
Morell meldete starke Zweifel an, ob Katja überhaupt durch
eigene Kraft sich an einen anderen Ort versetzte. »Da geschah
etwas mit Gewalt, Doktor«, bemerkte er ernst. »Sie
versuchte noch sich zur Wehr zu setzen, aber es gelang ihr nicht. Das
andere, das sie angriff, war stärker. Die Frau – sie hat
eine Frau gesehen! Für eine geraume Zeit waren wir nicht unter
uns, für eine bestimmte Zeit wurden wir
beobachtet…«
Felkmann griff sich an die Stirn und nickte. »Richtig«,
sagte er verwirrt. Der Vorfall hatte ihn völlig durcheinander
gebracht.
»Katja Manstein kann überall sein. Vielleicht erfahren
wir es nie – vielleicht aber doch… durch die Kameras, die
wir aufgebaut haben, Doktor! Katja hat die Fremde gesehen –
vielleicht hat sie das Bild der Fremden durch Gedankenfotografie auf
Film gebannt. Es wäre eine Möglichkeit…«
Sie liefen in den Raum zurück und nahmen sich die einzelnen
Polaroid-Kameras vorsichtig vor. Ein Bild nach dem andern
entwickelten sie. Alle zehn Kameras hatten auf die Gedankenfotografie
Katja Mansteins angesprochen.
Sieben Bilder von zehn Aufnahmen waren jedoch völlig
unbrauchbar. Sie zeigten wolkige, fleckige Landschaften, aus denen
man auch mit viel Fantasie nichts herauslesen konnte.
Zwei Aufnahmen waren von einer Klarheit, die sie faszinierten und
erschreckten zur gleichen Zeit.
Die eine Fotografie zeigte eine Schwarzweiß-Aufnahme des
fliegenden Mirakel, wie er den Kosmos durchstreifte, die andere
Aufnahme zeigte deutlich hinter dem sitzenden Frank Morell eine
schlanke, gutaussehende Frau, deren Gesicht angstverzerrt war und die
gellend um Hilfe rief.
Und die dritte Aufnahme stellte die beiden Männer vor das
größte Rätsel.
Sie zeigte Katja Manstein, mitten in einem kahlen, mit Säulen
errichteten Saal, in dem es nirgends ein Fenster gab.
»Das ist ihre Botschaft an uns, auf den Weg gebracht in dem
Moment, als sie an dem fremden Ort ankam, wohin ihre Entführer
sie haben wollten«, sagte Frank leise. »Wenn wir
herausfinden, wo dieser offenbar in einem alten Schloß liegende
Saal sich befindet, wissen wir auch, wo wir Katja suchen
müssen…«
*
Frank Morell und Dr. Felkmann kamen überein, die
Polaroid-Kameras neu zu füllen und bereit zu legen für den
Fall, daß die irgendwo an einem unbekannten Ort festgehaltene
Katja Manstein noch in der Lage war, durch gezielt gelenkte
Gedankenfotografie Näheres über ihren Aufenthaltsort
mitzuteilen.
Das Medium war in bester Stimmung gewesen. Es war bedauerlich,
daß durch das Eingreifen einer fremden, unsichtbaren Macht die
geschlagenen Bögen eine unliebsame Unterbrechung fanden.
Felkmann und Morell wollten sich gegenseitig verständigen,
wenn
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