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Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Titel: Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Er fühlte das Verlangen in
sich aufsteigen, nochmal den Weg durch den Spiegel zu gehen –
schon streckte er die Hand aus, und da gab es kein Glas und keine
glatte Fläche, die seiner Hand Widerstand entgegengesetzt
hätte. Seine Hand tauchte ein wie in eine senkrecht stehende
Wasserwand und verschwand im Nichts. Er zog sie wieder zurück,
nahm den Vorhang und verdeckte damit die Oberfläche des Spiegels
und setzte dann seinen Weg zum obersten Steinthron fort.
    Dort lag in einem ledernen, geigenkastenähnlichen
Behälter das Schwert des Toten Gottes, dort stand ein kleiner
Kasten, in dem die rubinroten Augen des Manja, der Trank der Siaris,
die Dämonenmaske und seit neuestem auch jener geheimnisvolle
Gegenstand aufbewahrt wurde, den er in der spiegelverkehrten Welt des
Blutsiegels fand, auf den die Tempeldienerin Asymeda ihn aufmerksam
gemacht hatte.
    Das blattförmige Etwas mit den magischen Symbolen und dem
fischgesichtigen Herrscher im Mittelpunkt war auch so ein
Mosaiksteinchen… Asymeda hatte ihm ans Herz gelegt, doch dieses
Amulett, jenen ›flachen Stein‹, wie Asymeda das Objekt
bezeichnete, mitzunehmen. Ein heiliger Mann habe es einst besessen,
und so war jene Stelle, wohin dieses Amulett gefallen war, durch
Molochos’ Willen nie beeinflußt worden. Im Gegenteil: das
mächtige Blutsiegel selbst hatte an dieser Stelle
gewissermaßen ein Loch erhalten, das denjenigen jedoch, die es
dringend benötigten, nicht bekannt war.
    »Das Bild des Herrschers aus der Tiefe«, murmelte
Björn. Seit seiner Rückkehr aus der unheimlichen
Molochos-Traumwelt fing er an, sich zum erstenmal wieder die Worte
ins Gedächtnis zurückzurufen, die Asymeda ihm quasi im
letzten Augenblick noch zugeworfen hatte, ehe sich ihre Wege –
für immer? – trennten.
    Das Rätsel der Worte Asymedas war geblieben wie das
Rätsel des Steins, der ihm ›gute Dienste leisten
könne‹… Wann und wie?
    Er nahm nur die Dämonenmaske aus dem mit rotem Samt
ausgeschlagenen Behälter. Die mußte er bei sich haben.
Auch als Macabros, den er jetzt entstehen lassen wollte, um sich in
New York zu informieren, ob sich Camilla Davies und Alan Kennan im
Verlag von Richard Patrick gemeldet hatten.
    Björn fühlte sich ausgeruht und voller
Unternehmungsgeist.
    Es bereitete ihm nicht die geringste Schwierigkeit, sich auf die
Verdoppelung seines Körpers zu konzentrieren.
    Macabros, sein Doppelkörper, formte sich aus dem
Nichts…
    … und nahm Gestalt an, Tausende von Meilen von dem
Originalkörper auf Marlos entfernt.
    Eine belebte Straße!
    Lunchtime… Menschen an den Straßenübergängen,
übervoll überfüllte Snackbars… Hektik, Aufregung,
Lärm…
    Einer rempelte ihn an.
    »Pardon!« sagte der junge Mann, der an ihm
vorüberrannte, und plötzlich stutzte.
    Macabros, der sich in nichts von seinem Originalkörper
Björn Hellmark unterschied, war genau an einer belebten
Straßenkreuzung mitten in New York angekommen. Ihm genau
gegenüber lag das Bürohochgebäude, in dem die
Patrick-Verlagsgesellschaft untergebracht war. Ein gewaltiger
Gebäudekomplex, vierzehn Stockwerke hoch, enthielt
sämtliche Büros des Unternehmens.
    Der Mann, der um ein Haar mit Macabros zusammengeprallt wäre,
blieb stehen. Die Blicke der beiden Männer begegneten sich. Man
sah dem Passanten förmlich an, wie es hinter seiner Stirn
arbeitete.
    Die Augen des Mannes verengten sich. Er wollte etwas sagen, denn
er wußte genau, daß vor zwei Sekunden noch niemand an der
Straßenecke vor ihm gestanden hatte. Dieser Mann mußte
wie ein Pilz aus dem Boden gewachsen sein. Eben doch noch war die
Straße vor ihm frei gewesen.
    »Nicht der Rede wert«, sagte Macabros grinsend.
»Das kann jedem Mal passieren.«
    Der andere schluckte, schüttelte den Kopf und lief ohne ein
weiteres Wort zu verlieren über die Straße. Am
Zebra-Streifen sprangen die Ampeln gerade auf Grün.
    Macabros nahm seine Umgebung aufmerksam in sich auf. Was sein
Bewußtsein empfing, das ging im gleichen Augenblick auch in
Björn Hellmarks Hirn über, der auf dem steinernen Thron
saß, welcher seinen Namen trug.
    Hellmark war völlig entspannt. Beide Körper waren voll
aktiv und voller Kraft, und Björn der Tausende von Meilen von
New York entfernt war, bekam trotzdem alles mit, was sein
Zweitkörper dort wahrnahm, sah und hörte.
    Macabros erreichte das Portal des Gebäudekomplexes. An der
Portiersloge meldete er sich bei Patrick an.
    Der Portier kannte den Besucher, redete ihn freundlich mit
›Mister Hellmark‹

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