Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht
Lautsprecheranlage eine Durchsage gemacht
wurde: »Mister Hellmark bitte zum Telefon. Wir haben das
Gespräch in Kabine neun gelegt. Mister Hellmark, bitte in Kabine
neun…«
*
Im ersten Moment glaubte er, nicht richtig zu hören.
Zwischen seinen Augen entstand eine steile Falte.
Er wurde am Telefon verlangt?
Außer Laura Georgson wußte kein Mensch, wo er sich
befand.
Macabros erhob sich, entschuldigte sich und eilte in die
angegebene Kabine.
»Hier Hellmark…«
»Tag, Hellmark. Das funktioniert ja prompt. So schnell kriegt
man Sie ja für gewöhnlich nicht an die Strippe…«
Die Stimme, die an sein Ohr klang, war kühl, unpersönlich
und ihm fremd.
»Ich will Sie nicht lange aufhalten, ich weiß, wie
kostbar Ihre Zeit ist. Sie sollen mir nur einen kleinen Wunsch
erfüllen: rücken Sie das Bild des ›Verlorenen
Herrschers‹ raus…«
»Woher wissen Sie?« warf Björn schnell ein, wurde
aber sofort wieder in seine Schranken verwiesen.
»Eben red’ ich, Hellmark. Lassen Sie mich doch erst mal
aussprechen! Das, was Sie wissen müssen, kriegen Sie schon
gesagt. Und alles andere ist sowieso uninteressant für Sie…
Hören Sie gut zu: wir wissen, daß Sie sich im Moment hier
in New York aufhalten. Als Macabros sind sie unangreifbar für
uns, es hat also keinen Sinn, Sie zu bedrohen. Dennoch erwarten wir
von Ihnen, daß Sie bis Mitternacht das Bild des
›Verlorenen Herrschers‹ herausgeben, das Sie von der
fremden Welt mitbrachten.«
»Ich denke gar nicht daran!«
»Doch, das werden Sie. Sogar ganz schnell. Wir kennen Ihre
Starrköpfigkeit. Aber mit der kommen Sie diesmal nicht weiter.
Wenn Sie nicht tun, was wir von Ihnen verlangen – wird es
böse Folgen haben. Wir werden Ihnen beweisen, daß uns alle
Mittel recht sind, um unser Ziel zu erreichen. Kehren Sie noch heute
hierher ins Hotel zurück! Quartieren Sie sich in Zimmer Nr. 126
ein! Punkt Mitternacht wird sich jemand bei Ihnen melden und das
Amulett entgegennehmen. Das ist alles, was ich Ihnen jetzt zu sagen
habe…«
»Was ist, wenn ich mich weigere?«
Macabros reagierte schnell. Es kam ihm darauf an, das
Gespräch in die Länge zu ziehen. Vielleicht entdeckte er
doch noch etwas, was ihm verriet, mit wem er es zu tun hatte.
»Das ist nicht möglich. Sie setzen damit das Leben von
Menschen aufs Spiel, die nichts mit alledem zu tun haben. Darauf
wollen Sie es doch nicht ankommen lassen, nicht währ? Ich denke,
wir haben uns verstanden. Damit Sie merken, wie ernst es uns ist,
wird in dem Augenblick, wo ich auflege, draußen auf dem
Parkplatz vor dem Hotel ein Fahrzeug in Flammen aufgehen. Denken Sie
an das Bild des ›Verlorenen Herrscher‹! Bringen Sie es mit,
Hellmark!«
»Hallo…«
Es knackte in der Leitung. Der andere legte auf.
In diesem Augenblick gab es vor dem Hotel einen
ohrenbetäubenden Lärm. Die Fensterscheiben zitterten,
Menschen, liefen schreiend und erschreckt zusammen.
Macabros zögerte keine Sekunde.
Er verschwand, als ob der Boden ihn verschluckt hätte. Im
nächsten Moment war er außerhalb des Hotels, am Rande des
Parkplatzes, wo Rauch und Qualm emporstiegen und riesige
Flammenzungen gen Himmel leckten und einen Wagen völlig
einhüllten.
Macabros befand sich inmitten des Rauchvorhangs und sah, daß
niemand in dem Fahrzeug saß, der Hilfe benötigt
hätte.
Flammen schlugen aus dem Kühlerdeckel und füllten auch
das Innere des Fahrzeuges.
Aus dem Hotel kam jemand mit einem Feuerlöscher gerannt.
Macabros, der dem brennenden Fahrzeug am nächsten stand,
ließ sich von einem Fahrer, der seinen abgestellten Wagen aus
der Gefahrenzone bringen wollte, ebenfalls einen Feuerlöscher
reichen. Gemeinsam gelang es schließlich, den rätselhaften
Brand unter Kontrolle zu bringen und einzudämmen.
Die Polizei kam. Menschen umstanden das halb ausgeglühte
Fahrzeug dicht gedrängt. Der Besitzer war totenbleich und
brachte anfangs kein Wort über die Lippen. Er stand vor einem
Rätsel, wie es zu diesem Ereignis hatte kommen können.
Ein Bombenanschlag? Niemand hatte die Detonationen gehört.
Eine Augenzeugin berichtete: »Das Feuer brach blitzartig aus.
Auf einmal stand das Auto in Flammen.«
Eine befriedigende Erklärung gab es nicht. Macabros
hätte sie geben können. Aber er schwieg. Er wußte,
daß niemand ihm geglaubt hätte – und wichtig allein
war, daß bei dem Dämonenangriff aus dem Unsichtbaren
niemand zu Schaden gekommen war.
Macabros aber wußte, daß mit diesem Angriff ein Signal
erfolgt war, das er
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