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Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Titel: Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Vogel
heruntergefallen sei.
    »Ich habe noch gesehen, wie das Tier auf einen höheren
Ast fliegen wollte. Mitten im Flug fällt es plötzlich
herunter, genau vor meine Füße. Seine Flügel und
Beinchen haben noch gezittert. Das ist ein schlechtes Omen, hab’
ich so bei mir gedacht.«
    »Es sterben viele Menschen am Herzschlag. Auch bei einem
Vogel kann das passieren.«
    »Mister Octlan stand in der Nähe«, wisperte die
Frau. »Das heißt: er ging gerade an meinem Haus
vorüber und weiter in die Schlucht hinüber Richtung Minen.
Octlan ist ein böser Mensch, er hat schlimme Gedanken. Er kann
das Unglück heraufbeschwören, ich bin mir ganz sicher,
daß es so ist. Er hat den Vogel getötet.«
    »Warum sollte er das?«
    »Ich weiß es nicht. Aus Freude – am Bösen!
Solche Menschen gibt es, vor ihnen muß man sich in acht nehmen.
Das Erdbeben heute mittag – auch das ist so eine Sache. Hier hat
die Erde noch nie gebebt. Octlan scheint das Böse, das er in
seinen Filmen darstellt, mit sich herumzutragen wie eine zweite
Weste. Hier in der Schlucht, in der Hatonshire liegt, stimmt etwas
nicht mehr. Es liegt etwas in der Luft, und die Atmosphäre ist
vergiftet, seitdem dieser Octlan sich hier aufhält.«
    »Wissen Sie, wie sein neuer Film heißt?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Rha-Ta-N’mys Leichenschlucht! Vielleicht meint er mit
der Leichenschlucht diese Schlucht, in der Hatonshire liegt. Das
Beben war vielleicht ein Vorzeichen für noch Schlimmeres, Mister
Hopkins«, fuhr die Frau mit gesenkter Stimme fort und in ihrem
unsteten Blick lag etwas Gehetztes. »Wir werden alle sterben.
Octlan führt etwas im Schild, von dem wir alle keine Ahnung
haben!«
     
    *
     
    Das Gespräch mit der etwa fünfzigjährigen Frau
beschäftigte Billy Hopkins noch lange. Seltsamerweise war ihm
nicht ein einziges Mal der Gedanke gekommen, daß seine
Gesprächspartnerin nicht ganz richtig im Kopf sein
könnte.
    Sie hatte ihre Gedanken und Vermutungen mit einer Klarheit und
einer selbstsicheren Wortwahl vorgetragen, die ihm zu denken gab.
    Octlan – ein Hexer?
    In gewissem Sinn – ja. Mit seinen Filmen zumindest
verzauberte und faszinierte er sein Publikum. Hopkins spielte da mit
dem Gedanken, die Story im »Evening Mag« ganz groß
aufzumachen und sich zunächst mal nicht so eng an das
Versprechen zu halten, das er Mrs. Brown gegeben hatte.
    Jetzt war es wichtig, noch einiges über die Darlegungen der
Mitarbeiter Octlans zu erfahren und nach Möglichkeit Joe Octlan
selbst zu interviewen.
    Aber der war nicht in Hatonshire. Es stellte sich heraus,
daß Joe Octlan seit dem frühen Vormittag sich nicht mehr
in Hatonshire aufhielt. Er war auf Motivsuche in die Bergwerksregion
gelaufen.
    Da hier in Hatonshire jedermann noch mit sich selbst zu tun hatte,
war niemand auf den Gedanken gekommen, das Dorf zu verlassen, um zu
sehen, was eventuell bei dem Beben aus Octlan geworden sein
könnte.
    Hopkins dachte noch bei sich, daß es leicht möglich
war, daß Octlan auf seinem Inspektionsgang durch die Minen bei
dem Erdbeben überrascht wurde und möglicherweise sogar
Hilfe brauchte.
    Er blickte hinüber zu den Bergwänden, wo hinter
Buschwerk und Felsbrocken die stillgelegten Minenschächte
begannen, die hier in Hatonshire seit Jahrzehnten schon kein Mensch
mehr beachtete.
    Es hieß, daß es dort zu sehr vielen Unfällen und
Stolleneinbrüchen gekommen sei, die weit über dem Maß
der Wahrscheinlichkeit gelegen hätten.
    Hopkins ertappte sich dabei, daß er plötzlich eine
Parallele zur Person Joe Octlans entdeckt zu haben glaubte.
    Die Stollen standen in einem schlechten Ruf, weil sie viele
Menschen das Leben gekostet hatten. Octlans Interesse gerade an
diesen Minen war daher doch bemerkenswert…
    Billy Hopkins kaute auf seiner Zigarette und starrte mit schmalen
Augen hinüber auf die Berge, hinter denen die Sonne versank.
    Da entdeckte er den Rauch. Leicht und rhythmisch, als ob Indianer
Rauchzeichen gäben, stieg ein Wölkchen am Ende der Schlucht
auf, es kam aus einer Region, die von bizarren Felsbrocken umgeben
war.
    Normalerweise hätte der Rauch, der von der glutroten,
untergehenden Sonne angestrahlt wurde, ebenfalls rot sein
müssen.
    Das aber war es nicht…
    Der Rauch war giftgrün, daß jedem Betrachter
förmlich schauderte.
     
    *
     
    Minutenlang stand Hopkins da, und alles Leben schien aus seinem
Körper gewichen.
    Der Rauch wurde von der Luft verdünnt und aufgenommen –
dann war da nichts mehr Bemerkenswertes.
    Giftgrüner Rauch? Es

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