Macabros 053: Totenkopfmond
dann angerufen?«
»Um dich zu informieren, nicht, um dich um Hilfe zu
bitten.«
»Ohne die kommst du nicht aus. Ich bin unzufrieden mit dir.
Ich habe dir nicht nur die größte aller Freiheiten
geschenkt – auch dein Leben hast du aus meiner Hand bekommen.
Vergiß das nicht! Du warst klein und
unscheinbar…«
»Aber ich bin groß und mächtig geworden. Und ich
werde mich weiter entwickeln, um mich deiner Zuneigung würdig zu
erweisen. Rha-Ta-N’my, die Göttin, und Molochos, ihr
ehrfurchtgebietender Fürst, sollen wissen, daß sie sich
auf mich verlassen können.«
»Was nützen deine Worte, wenn die Taten, die du begehst,
dagegen sprechen?«
»Ich wurde getäuscht. Die Zeichen der Sterne standen
ungünstig für mich.«
»Das ist nicht ganz richtig«, kritisierte Molochos,
dessen Geist aus dem fernen Reich, in dem er in Dunkelheit
residierte, durch Tamuurs mächtigen Ritus hierher beschworen
worden war. »Du warst leichtsinnig, du warst deiner Sache zu
sicher. Das ist nicht die Freiheit, die ich meine. Freiheit in den
Händen Molochos, Tamuur, hast du das vergessen?«
Das Gespräch verlief offenbar nicht ganz in dem Sinn, wie der
Scharlachrote es erhofft hatte.
Aleana, der nichts entging, kam es vor, als gäbe Tamuur sich
gelöster, als er in Wirklichkeit war.
Er stand unter einem inneren Zwang. Er hatte offenbar auch
längst gezögert, dieses Gespräch mit dem
Dämonenfürsten herbeizuführen – oder es war ihm
kräftemäßig nicht gelungen, die Verbindung schneller
zustande zu bringen. Die Vereinigung der beiden Völker durch die
Vereinigung der beiden zusammengehörigen weißmagischen
Amulette schien ihn geschwächt zu haben.
Diese Schwäche hatte er hier oben auf dem Totenkopfmond in
der Atmosphäre seiner Welt inzwischen wieder beseitigen
können.
»Du bist mein Herr! Das erkenne ich an. Ich habe dich
gerufen, um dir zu zeigen, daß ich bereit bin,
zurückzuerobern, was ich verloren habe. Verloren – nur auf
eine kurze Zeit.«
»Das steht noch nicht fest, Tamuur.«
»Ich bin in der Lage, sofort dorthin zurückzukehren,
woher ich kam. Ich werde Freunde und Helfer dabei haben, die mich
unterstützen werden. Dalp und seine Vertrauten.«
Molochos lachte schallend. Es dröhnte höhnisch durch die
Luft der bizarren, trostlosen Welt.
»Durch dein Versagen haben sich die Bedingungen
verändert, Tamuur. Ich bin höchst unzufrieden mit der
Entwicklung, die du eingeleitet hast. Du hast versagt. Durch dich
glaubte ich eine Welt fest in den Händen. Du warst mein
Statthalter…«
»Ich bin es immer noch…«
»Das wird sich erst herausstellen. Ich sehe mich
getäuscht, Tamuur.«
»Das wollte ich nicht.«
»Das ändert nichts an der Tatsache.« Molochos ging
hart ins Gericht mit seinem Statthalter. »Wenn sich auf Ullnak
etwas ändert, wird sich auch anderswo eine gefährliche
Verschiebung durchsetzen. Eingeleitet wurde dies alles durch das
kluge Schachspiel eines Mannes, den du unter dem Namen Rani Mahay
kennst und in dessen Adern das Blut der alten Rasse fließt. Du
hast so lange gezögert…«
»Ich wollte ihm eine Lehre erteilen.«
»Er hat dir eine erteilt, Tamuur. – Es gibt nur eine
Möglichkeit, die Dinge noch mal rückgängig zu machen:
Die Personen, die dafür verantwortlich waren, daß es zu
dieser Veränderung kam, müssen sterben.«
»Ich werde keine Sekunde warten, um dies in die Tat
umzusetzen. Aleana… Fürst Ramdh… Rani Mahay… ich
werde sie vernichten. Einen nach dem anderen.«
»Ich habe eine Forderung an dich, Tamuur.«
»Ich werde sie dir erfüllen.«
»Du mußt sie mir erfüllen, anders ist nicht mehr
möglich, was du erwartest: sie dürfen nicht nacheinander
sterben. Alle drei zusammen, Tamuur: Aleana, Fürst Ramdh und
Rani Mahay. Ihr Tod muß auf dem Schwarzen Altar der Inoshtar
erfolgen, nur dann ist die ›Zweiheit‹ lösbar: die
Amulette aus dem Kopf der steinernen Schlange werden ein für
alle mal verschwinden. Geschieht dies nicht, dann wird eine Zweiheit
Macht in einer anderen Welt gewinnen – und das Spiegelbild des
Totenkopfmondes, der das Sinnbild deiner Welt ist, Tamuur, wird
verschwinden. Ich kann dich nicht unterstützen, ich kann dir
keine Helfer zur Verfügung stellen. An dir allein liegt es, ob
du Maghon fest und diesmal dann endgültig in deine Hand zwingst
– oder ob die Welt, die du dir schaffen wolltest, um in Ewigkeit
dort zu residieren für ewig für dich verloren
geht.«
»Damit verlöre ich meine Gärten…«
»Auch die.«
Die Flammen aus
Weitere Kostenlose Bücher