Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 053: Totenkopfmond

Macabros 053: Totenkopfmond

Titel: Macabros 053: Totenkopfmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Weise zu wirken.
    Mahays Sinne waren zum Zerreißen gespannt.
    War dies der Weg, den auch Tamuur, der Scharlachrote, genommen
hatte, um von der Welt Maghon zu fliehen? Hatte er die Falle
geöffnet – und würde der Schlund der Dunkelheit ihn
nun genau in die Arme seines Todfeindes führen?
    Er mußte damit rechnen, und schon jetzt stellte er sich
seelisch darauf ein.
    Tamuur hatte schließlich versprochen, ihn dorthin zu holen,
wo auch Aleana gefangengehalten wurde.
    Es fing im Prinzip alles noch mal von vorn an, nur unter
veränderten Verhältnissen.
    Plötzlich hörte er eine Stimme.
    »Es hat keinen Sinn zu rufen… er kann dich nicht
hören…«
    Mahay blieb wie von einer unsichtbaren Hand festgehalten,
blitzartig stehen.
    Seine Nasenflügel erweiterten sich, als er scharf die Luft
einzog.
    Er starrte in die schummrige Dunkelheit vor sich. Es kam ihm so
vor, als wäre diese Finsternis nicht mehr sackartig geschlossen,
sondern führe direkt in eine Art Tunnel, der sich vorn
öffnete wie die Blende an einem Fotoapparat.
    Von da war auch die Stimme gekommen.
    »Wer bist du?« fragte Mahay leise, vergebens seine Augen
anstrengend. »Wieso kann ich dich hören… und
verstehen…?«
    »Komm’ näher… dann kannst du mich auch
sehen«, erhielt er zur Antwort.
    Es war eine leise, angenehme Stimme, ähnlich melodischem
Singsang.
    Rani Mahay kam näher. Langsam, vorsichtig.
    Er näherte sich der blendenförmigen Öffnung, die
leise in einem lautlosen Wind spielte, so daß die abgedunkelten
Winkel aussahen wie schwere, nasse Lappen, die sich langsam und
träge in einem unbestimmten und unfühlbaren Luftstrom
bewegten.
    Wer ihn jetzt ansprach, hatte seinen Ruf gehört und
mußte auch wissen, daß der andere keine Antwort geben
konnte.
    Aber das hatte er doch durch seine Worte gar nicht
ausgedrückt? Da mußte jemand existieren, der Kontrolle
hatte über das, was auch jenseits der Wand sich abspielte. Das
aber konnte nur Tamuur sein…
    Mahay war auf einen Angriff gefaßt. Er wußte nicht,
wie er sich ereignen würde, aber er war bereit, sein Leben so
teuer wie möglich zu verkaufen.
    Er tauchte in der Öffnung auf.
    Dahinter breitete sich ein ovaler Raum aus, in dem gräuliche
Dämmerung herrschte. Die Wände waren auch hier nicht
massiv, aber deutlicher wahrnehmbar als der sich dehnende Gang, durch
den er bisher gewandert war.
    Das Ganze erinnerte ihn an zusammengeballte Watte, es bildete eine
Form, war aber doch nicht massiv.
    Man hatte das Gefühl, die aufgerichteten Wände mit einer
Hand umstoßen oder gar umpusten zu können. Die ihn
umgebende Welt wirkte seltsam locker und luftig, wie aus Wolken
gebaut…
    Aber alles hatte eine Form.
    Alles – das waren: kurze Kegelstümpfe, die wie Sitze
angeordnet waren um einen großen, dickeren, etwas tiefer
angesetzten.
    Auf diesem sah er einen kahlen Schädel, ohne Augenbrauen,
ohne den geringsten Haarflaum, ohne Wimpern. Das Gesicht war
völlig glatt und weil die Nase, der Mund und die Augen so klein
waren, haftete dem Kopf etwas Kindliches, wenn nicht gar Babyhaftes
an.
    Der Schädel bestand zu mehr als zwei Drittel aus einer
pulsierenden Hirnmasse, über die sich eine dünne Haut
spannte, die so straff war, daß man darum fürchten
mußte, sie würde jeden Augenblick zerreißen.
Deutlich waren die Hirnwindungen unter der feinen, hauchdünnen
Hautschicht zu sehen, deutlich auch der Strom des hellen,
sauerstoffreichen Blutes, der die Zellen ernährte.
    Das Wesen bewegte die winzigen Lippen.
    »Ich bin Caloton, der Körperlose«, sagte es.
     
    *
     
    Der Scharlachrote ging hochaufgerichtet durch den düsteren
Eingang, der in die Felsenhöhle führte.
    Geheimnisvolles, geisterhaftes Licht lag über den
Wänden. Sie fluoreszierten in einem rätselhaften
Grün.
    In der Höhle gab es Bogengänge und Felsentische und
Nischen, die in kleine Kammern führten, wo geheimnisvolle
schwarze Gefäße standen, die mit hohen, runden Deckeln
verschlossen waren.
    Mehrere Wände waren bedeckt von den Regalen, in denen uralte
Bücher standen. Manche waren so alt, daß sie modrig und
pfeffrig rochen und anfingen, sich aufzulösen. Die
Buchrücken waren morsch und brüchig, die dünnen,
spinnwebartigen Fäden, mit denen die Seiten zusammenheftet
waren, schienen so fadenscheinig, daß man Angst davor haben
mußte, das eine oder andere Buch überhaupt zur Hand zu
nehmen.
    Tamuurs Schritte führten direkt zu einem dunklen Schacht, der
sich inmitten einer Kammer befand.
    Der Scharlachrote setzte

Weitere Kostenlose Bücher