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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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schrie sie. »Melde dich,
der du mich immer verspottest! Geht deine Verachtung soweit,
daß du mich dem Tod überläßt?«
    Ihr unsichtbarer Gesprächspartner verzichtete auf eine
Antwort. Christine Olivier konnte nicht wissen, daß er gerade
anderweitig beschäftigt war. Und selbst wenn er sie vernommen
hätte, wäre nicht sicher gewesen, ob er sie seiner
Aufmerksamkeit für wert befunden hätte.
    »Antworte mir!« schrie Christine.
    Sie hatte die Hände in ihren Haaren verborgen. Mit
geschlossenen Augen hielt sie sie dort zu Fäusten geballt.
    Mit angewinkelten Beinen stand sie auf dem Band und ließ
sich auf den brodelnden Höllenschlund zutragen. Fieberhaft
versuchte sie eine Möglichkeit zu finden, wie sie ihrem Ende
entging.
    »Jacques!« rief sie in ihrer Ohnmacht. »Bitte hilf
mir!«
    Ihre Rufe gingen in ein klägliches Wimmern
über…
     
    *
     
    Estrelle fühlte sich wie in einem Traum.
    »Ihr Menschen seid, gemessen an der kosmischen Evolution,
unterentwickelte Wesen. Ihr seid nicht mal in der Lage, jene Dinge
unter Kontrolle zu halten, die eure größten Geister
ersinnen. Technisch gesehen seid ihr durchaus fähig, im Verlauf
des nächsten Jahrhunderts die Sterne zu erobern, aber das euch
eigene Sinnen und Trachten nach mehr Macht wird das nicht zulassen.
Es ist eine Unreife in euch, die euch zu Waffen greifen
läßt, die ganze Kontinente zerstören können.
Würdet ihr es in vollem Bewußtsein der Dinge tun, so
wäre daran nichts auszusetzen. Im Gegenteil würde man euch
im Bund der Schwarzen willkommen heißen. Aber ihr tut es wie
unmündige Kinder – unwissend. Und die Menschen, deren Geist
reif genug ist, gilt es zu bekämpfen. Sie sind es, die sich
nicht nur gegen die Unvernunft ihrer Landsleute stellten, sondern
auch zu Gegnern Rha-Ta-N’mys und ihrer Dämonenhorde werden.
An ihrer Spitze befinden sich Menschen wie Björn Hellmark und
Larry Brent – und Frank Morell, den zu vernichten mir die
Dämonengöttin aufgetragen hat!«
    Estrelle fragte sich, was dies für Personen sein mochten, die
sich nicht unter der Gewalt der dunklen Mächte zu beugen
hatten.
    »Es ist an der Zeit!« hörte er wieder die Stimme
Mysterions. Er war froh darüber, das Gesicht des Wesens nicht
mehr deutlich erkennen zu können. Es traf ihn jedesmal wie ein
Schlag, wenn er in sein eigenes sah.
    Wie von Geisterhand bewegt, flammten Schirme auf. Zahlenkolonnen
passierten auf ihnen Revue, die die optische Wiedergabe der Speicher
von benachbarten Rechengehirnen darstellten. Die technische
Einrichtung des Raumes, über den Mysterion
uneingeschränkter Herrscher war, erwachte zu gespenstischem
Leben.
    »Diese Räume«, fuhr der Kopf fort, »die du
hier zum Teil bereits kennengelernt hast, besitzen enorme
Ausmaße. Die Kuppeln, die du von deiner Jacht aus erkennen
konntest und für schärenähnliche Felsen hieltest, sind
die überirdischen Bruchstücke der Station. Ein großer
Teil von ihr befindet sich unterhalb des Meeresspiegels. Die Station
ist sowohl unter- als auch überirdisch betretbar. Es führen
Gänge von ihr bis zu den fünf anderen Kuppeln, die in
lockerer Anordnung um diese zentralgelegene verteilt sind. Sie sind
zwar kleiner, aber besitzen jede für sich autarke Kraft- und
Energiestationen. Es sind Stationen der Außerirdischen, die die
Atlanter vor dem Verderben hatten bewahren wollen.«
    Jacques Estrelle stand erstarrt vor der Wand. Hinter ihm blitzten
und flackerten die Lampen der Apparaturen auf, die Mysterion
eingeschaltet hatte. Seine Worte vernahm er wie durch dicke Watte.
Und trotzdem wurde ihm auf wundersame Weise ihre Bedeutung klar.
    Es waren Ausmaße, die das gesamte Weltbild des Menschen auf
den Kopf stellen konnten.
    »Das dort« – Mysterion blickte neben die erstarrte
Gestalt Estrelles – »ist einer der zahlreichen Gehilfen,
die mir die Fremden aus den Tiefen des Alls in dieser Station
überlassen haben. Wie ich über Kräfte verfüge,
die es mir erlauben, mit der Göttin über alle Dämonen
zu konferieren, habe ich das Wissen, das Leben in dieser uralten
Station zu erhalten. Das künstliche Leben!«
    Aus den Augenwinkeln sah Jacques, wie sich ihm mit abgehackten
Bewegungen jemand näherte. Langsam schob er sich von der Seite
in sein Blickfeld.
    Der Franzose glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
Unruhig begann er zu zwinkern. Er wollte die ungeheuerliche Ansicht,
die sich ihm bot, schon seinem schlechten Sehvermögen
zuschreiben. Doch als sich auch nach einiger Zeit das Aussehen

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