Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
traf die wohlgeformten Proportionen
ihrer Figur.
    »Hey!« sagte Hans Bogner und stieß die neben ihm
sitzende Alexandra Becker an. »Frank ist heute aber wieder sehr
aktiv.« Auch er grinste.
    Während er Alexandra anlachte, zeigten sich auf Petras Stirn
die ersten Zornfalten. Vorsichtshalber zog sich Frank einige Schritte
in Richtung seines Tisches zurück und legte im Scherz abwehrend
die Arme vors Gesicht.
    Doch Petra sprang ihn nicht an. Sie stieg von der Waage herunter,
klemmte sie sich unter den Arm und ging zu ihrem Platz. Ohne Frank
noch eines Blickes zu würdigen, stellte sie sie dort zur Seite
und begann mit der Arbeit.
    Hans Bogner lachte leise. Dann erhob er sich und ging zu Frank,
der inzwischen auf der Kante seines Arbeitstisches Platz genommen
hatte. Er hielt einen Konstruktionsplan in der Hand, den er
interessiert musterte. Etwas schien daran nicht zu stimmen.
    »Was hältst du von den Vorkommnissen?« fragte er
seinen Kollegen.
    Frank Morell sah auf. Es schien eine Weile zu dauern, bis er
verstand, worauf Hans Bogner anspielte. In Wirklichkeit ging ihm
dieses Problem schon seit Tagen durch den Kopf.
    »Du meinst diesen Berserker, der seit gestern amoklaufend
durch die Stadt rennt?«
    Bogner nickte.
    »Den meine ich. Ich frage mich, was das für ein Mensch
sein mag. Was treibt jemand dazu, sinnlos zu morden? Jeder, der
seinen Weg kreuzt, ist ja in Gefahr, getötet zu
werden!«
    Morell zuckte die Schultern. Dasselbe fragte auch er sich. Was
vermochte den Geist eines Menschen derart zu verwirren? Aber im
Gegensatz zu Hans Bogner fielen Frank viele Möglichkeiten ein.
Zu viele, um eine als Erklärung akzeptieren zu können.
    »Du beschäftigst dich doch mit solchen Dingen,
Frank!« fuhr Hans Bogner fort. »Was meinst du?«
    Frank Morell drehte sich um.
    »Du irrst dich, Hans«, sagte er. »Ich
beschäftige mich mit Okkultismus und artverwandter Thematik. Das
bedeutet nicht, daß ich zum Psychologen befähigt bin. Die
Mystik ist ein Gebiet für sich, und obgleich auch in der
heutigen Zeit oft aktuelle Aspekte in sie mit eingebracht werden, die
psychologische Effekte nicht unberücksichtigt lassen
können, hat sie nicht viel mit der Psychoanalyse gemein. Aber es
ist schon sonderbar…«
    Ein unheimlicher Gedanke wuchs in Frank Morell. Was, wenn der
Amokläufer doch etwas mit der Mystik zu tun hatte? Wenn er
vielleicht mit den finsteren Mächten im Bund war?
    »Hört mal her!« vernahmen Morell und Bogner die
Stimme von Alexandra Becker. Sie hatte sich hinter den beiden
postiert und hielt eine Zeitung in Händen.
    »Der Wahnsinnige hat schon wieder zwei Morde auf dem
Gewissen. Heute morgen gegen sechs Uhr hat er zwei Männer
überfallen. Sie kamen aus einer Seitenstraße und wollten
an ihm vorüber. Plötzlich zückte der Verrückte
ein Messer und stach einen der beiden nieder. Den anderen schlug er,
bis er mit zerschmetterten Gliedern und einem Schädelbasisbruch
am Boden lag. Auf dem Weg zur Klinik starb auch er. Die Polizei ist
nahezu machtlos. Niemand weiß, wo der Berserker im
nächsten Augenblick auftauchen wird. Allerdings verfolgt sie
momentan eine heiße Spur, die erfolgversprechend zu sein
scheint. Möglicherweise wird der Amokläufer bald im
Gewahrsam der Polizei sein.«
     
    *
     
    Jacques Estrelle stand inmitten des Stromes von Menschen, die sich
über die Straßenkreuzung schoben. Er wurde
zurückgedrängt und angerempelt, und so mancher harte
Schritt traf ihn in die Fersen.
    Der Roboter sah sich aus glühenden Augen um. Wohin er sah,
erblickte er nichts als Menschen.
    Der Boom hatte soeben eingesetzt. Eine Sirene hatte ihr Geheul
beendet, als die ersten Menschen ihre Arbeitsstellen verließen.
Die vordersten Ausläufer erreichten ihn, bevor ihm recht zu
Bewußtsein kam, was überhaupt geschah. Die Brandung hatte
ihn erfaßt und mitgerissen. Sie ließ ihn nicht mehr
los.
    Estrelle seinerseits begann zu rempeln. Er benutzte Arm und
Ellenbogen und versuchte sich einen Weg durch die Menschenmenge zu
bahnen.
    »Passen Sie doch auf!«
    »Können Sie nicht schauen, wo sie hingehen?«
    »Seien Sie doch vorsichtiger!«
    »Ja, die jungen Menschen von heute.«
    Estrelle war umgeben von anonymen Stimmen, die ihm seine
Rücksichtslosigkeit vorhielten. Den Trägern dieser Stimmen
wurde gar nicht bewußt, daß sie selbst sich nicht anders
verhielten. Langsam begann es Estrelle Freude zu bereiten, sich mit
Gewalt einen Weg freizuboxen. Er wußte nicht, wohin er sich
wenden sollte. Er ging einfach

Weitere Kostenlose Bücher