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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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leicht, als sie die Schwelle zur Finsternis
überschritt. Als sie auf der anderen Seite war, blieb sie stehen
und atmete tief durch.
    ›Du mußt ganz ruhig bleiben, Christine‹, sagte sie
sich. ›Ganz ruhig. Auch dieses Grauen wird mal ein Ende
nehmen.‹
    Ein donnernder Schlag unterbrach ihre Gedanken. Die junge Frau
warf sich herum und starrte auf den Ort, durch den sie eben in die
Dunkelheit getreten war.
    Er war nicht mehr da. Die Schleusentür hatte sich
geschlossen.
    Im selben Augenblick blendete das Licht auf. Es kam von allen
Seiten und schien sie zu seinem Mittelpunkt erwählt zu haben.
Doch sie war nicht geblendet. So grell es auch war, konnte sie
deutlich erkennen, wo sie sich befand.
    Sie stand in einem Gang, der völlig mit Metall beschlagen
war. Rechts und links von ihr setzte er sich fort. Sie konnte ihn
einige dutzend Meter weit verfolgen, dann wurde ihr aufgrund seiner
Krümmung die Sicht genommen.
    Christine Olivier seufzte schwer.
    Was sollte sie tun? Von Minute zu Minute sah sie sich anderen
Situationen gegenüber, die zu bewältigen ihr schwer fielen.
Sie war für keine Extreme geschaffen, und doch hatte sie mit
ihnen fertig zu werden.
    Sie überlegte eine Sekunde und ging dann den linken Gang
entlang. Sie hatte den festen Entschluß, diesem Alptraum mit
heiler Haut zu entfliehen.
    Schließlich mußte dieser Gang irgendwo enden.
     
    *
     
    Geisterhafte Stille hatte sich über den Raum gelegt.
Während in Jacques die schrecklichen Worte Mysterions
nachhallten, erwartete dieser mit glühenden Augen eine Reaktion
des Menschen.
    »Mein Gott!« stöhnte Estrelle.
    »Das ist kein Raum, in dem man das Gehör des Anderen
erfleht!« donnerte Mysterion.
    Estrelles Köpf flog hoch.
    »Warum hast du es mir so schwer gemacht!« sagte der
Franzose. »Du hast Macht genug, um mich auf leichtere Weise zu
dir zu bringen!«
    »Nein«, entgegnete der Unheimliche. »Tausende von
Jahren der Verbannung gehen nicht spurlos an einem vorüber. Auch
an mir nicht. Jemand mußte zu mir finden, möglichst aus
eigener Kraft. Mein Reich liegt versteckt, und so konnte ich dir
einige Hilfe geben, aber das meiste mußtest du selber
tun.«
    »Du lügst!« schrie Estrelle. »Mir blieb keine
andere Wahl. Ich war verloren in diesem Irrgarten, und einzig deine
Stimme zeigte mir den Weg. Ohne dich hätte ich nie hierher
gefunden.«
    »Das war sie«, sagte der Kopf in dem Energienetz
lächelnd. »Die kleine Hilfe, die ich dir bieten
konnte.«
    Abrupt begann Mysterion ein grausiges Gelächter. Jacques
hatte solche Laute noch nie gehört. Benommen blickte er auf den
Kopf.
    »Warum?« murmelte er. »Was hast du mit mir
vor?«
    Das keckernde Lachen verhallte. Die Züge des Gesichtes, das
auch Jacques’ Gesicht war, klärten sich. Sie bildeten
wieder ein satanisches Grinsen.
    »Vor langer Zeit«, sagte Mysterion, »habe ich ein
Experiment gewagt. Es war zu der Zeit, da ich alles daransetzen
mußte, die Freundschaft zwischen den Atlantern und den Fremden
aus dem All zu ahnden. Damals gelang dieses Experiment, und mit
seiner Hilfe konnte ich die weiße Macht des Volkes brechen.
Dieses Experiment will ich nun wiederholen, denn wieder gilt es,
Macht zu brechen. Und zu diesem Experiment benötige ich
dich.«
    Jacques zuckte zusammen.
    »Nein«, kam es leise über seine Lippen. »Das
ist nicht ein Ernst…«
    Er sah auf. Seine Wangen waren hektisch gerötet, und seine
Augen flackerten wie Irrlichter.
    »Neeeiiinnn!«
    Übergangslos warf er sich herum und begann zu laufen. Wohin,
wußte er selbst nicht. Es war ihm auch völlig
gleichgültig. Nur fort von diesem Ungeheuer, das zweifellos die
Macht hatte, das auch auszuführen, was es Jacques gegenüber
angekündigt hatte.
    »Halt!«
    Der Begriff stand plötzlich in Estrelles Ich. Er begann sich
zu zersetzen, wurde bröckelig und geriet in Fluß. Dann
begann er sich in jeder Ecke seines Geistes abzusetzen, wo Platz
dafür war.
    »Ich habe dir noch gar nicht gesagt, um was für ein
Experiment es sich handelt«, sagte Mysterion.
    ›Ich will es auch nicht wissen!‹ versuchte der Franzose
zu erwidern. Er öffnete den Mund, aber kein Laut kam heraus. Das
Böse hatte ihn fest im Griff.
    »Es ist besser, wenn du schweigst«, sagte der Kopf.
»Und bewegen wirst du dich am besten ebenfalls nicht, sonst
könntest du einen weiteren Fluchtversuch unternehmen. So
lächerlich er wäre, mag ich es nicht, in meinen
Ausführungen unterbrochen zu werden.«
    In Estrelle wirbelte alles durcheinander. Er konnte

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