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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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der
absonderlichen Gestalt nicht änderte, war er gezwungen, sie als
das hinzunehmen, was sie war.
    Als sein Spiegelbild…
    Estrelle wurde nicht gewahr, wie sich die straffe Lähmung,
die ihn im Griff hatte, verminderte. In diesem Moment dachte er nicht
an Mysterion, jenen schrecklichen Kopf, der wie eine Spinne in ihrem
Netz hockte und sich an den Qualen seines Opfers weidete.
Obwohl…
    In gewisser Hinsicht gedachte er auch des Kopfes, denn dieser trug
sein Gesicht, während die Gestalt vor ihm sein ganzes Aussehen
innehatte.
    Hatte sich denn alles gegen ihn verschworen?
    »Wa…«, stotterte Estrelle. Die Lähmung des
Kehlkopfes war noch nicht gänzlich von ihm gewichen, so
daß ihm das Sprechen Schwierigkeiten bereitete.
»Warum… ich?«
    Mysterions Kopf zeigte wieder das wohlbekannte zynische Grinsen,
das alle Bosheit dieser Welt in sich zu tragen schien.
    »Du bist der Erste seit zehntausend Jahren, der zu mir
gefunden hat. Dir soll dafür gelohnt werden. So wirst du auch
der Erste sein, der meiner Seelenfalle zum Opfer
fällt.«
    Jacques’ Lippen formten Worte, die nicht zu hören waren.
Die Stimme versagte ihm.
    »Dieser Roboter dort« – er wies auf seinen
Doppelgänger – »wird deinen Geist in sich aufnehmen.
Während dein Körper in diesen Räumen verwahrt bleiben
wird, wirst du diesen künstlichen Leib an die Oberfläche
führen und die Aufgabe, die ich dir gebe,
erfüllen!«
    »Nie!« schrie Estrelle. »Niemals!«
    Der Kopf verfiel in höllisches Gelächter.
     
    *
     
    Als Jacques Estrelle wieder zu sich kam, fühlte er sich
völlig verändert. Sämtliche Spannung war von ihm
abgefallen. Er war so ruhig, wie schon lange nicht mehr.
    Vorsichtig tasteten seine Finger über das Laken der Liege,
auf der er lag. Rechts neben sich erblickte er den Ausläufer
eines metallenen Arms, an dem ein Meßgerät hing. Leises
Fiepen war in regelmäßigen Abständen zu
hören.
    Estrelle machte sich keine Gedanken darüber, was es mit
diesem Gerät auf sich hatte. Er wußte nicht, daß es
sich um ein Kontrollgerät handelte, das die perfekte Symbiose
zwischen Geist und Kunstkörper überwachen sollte. Es
interessierte ihn auch nicht.
    »Du bist erwacht«, stellte eine Stimme fest. Es war
Mysterions dröhnender Baß.
    »Ja, ich bin erwacht!«
    Estrelle fühlte sich als völlig anderer Mensch. Mit
sicheren Bewegungen richtete er sich auf und schwang die Beine
über die Kante der Liege.
    »Dir ist bekannt, was mit dir geschehen ist.«
    »Ja.«
    Der Roboter hätte nicht zu sagen vermocht, woher die Stimme
seines Herrn stammte. Er befand sich in einem abgeschlossenen Raum,
den man bis zum Bersten mit elektronischen Geräten vollgestopft
hatte. Es waren keine von der Art, wie sie Estrelle in dem Raum
kennengelernt hatte, in dem er auf Mysterion getroffen war. Sie waren
viel genauer und stellten in erster Linie Geräte für die
Justierung von Feinelektronik dar.
    Estrelle ging die zwei Schritte auf das kleine Schott zu, das den
einzigen Ausgang des Raumes darstellte. Die Art seines Gehens hatte
sich gewandelt.
    Als Jacques das erste Mal dem Kunstwesen begegnet war, war ihm
aufgefallen, daß es unter Bewegungsstörungen litt. Sein
Rhythmus war abgehackt gewesen und hatte es Estrelle leicht gemacht,
das Wesen als einen Roboter abzutun. Obgleich es vollkommen das
Aussehen eines Menschen hatte.
    Nun, nachdem er selbst die geistlose Hülle des Roboters mit
seiner Seele ausfüllte, war sein Gehen fließend und ohne
Unterbrechungen. Sein synthetischer Körper hatte sogar das
Charakteristische seiner Bewegungen angenommen und war so zum
einzigen, zum echten Jacques Estrelle geworden.
    An die Tatsache, daß sein fleischlicher Körper
unbeseelt in einer Kammer lag, verschwendete er keinen Gedanken. Mit
der Transferierung seines Geistes war eine Wandlung eingetreten, die
seine Charaktereigenschaften ins genaue Gegenteil verkehrten.
    Vor ihm schob sich das Schott in die Höhe. Er sah in den
Raum, den er bereits zuvor kennengelernt hatte.
    »Tritt näher, Estrelle!« sagte Mysterion.
    Der riesige Kopf inmitten des Energienetzes lächelte
siegesbewußt. Jahrtausendelang hatte er auf diesen Augenblick
gewartet. Endlich war er da.
    »Ich bin dein Sklave, Herr«, sagte der Roboter.
    Mysterion nickte. Eine Erschütterung ging durch das Netz, die
die hellen Fäden zu auf- und niederschlagenden Tauen machte.
    »Sieh dort hinten!« befahl der Kopf.
    »Was erkennst du da?«
    »Ich sehe eine Wand, die angefüllt ist mit Bildschirmen.
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