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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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das plötzliche Bewußtsein, sich in der
Überzahl zu befinden, waren das auslösende Moment für
die Menge der Zuschauer. Einige schüttelten die Lähmung ab,
die sie beim Anblick dessen erfaßt hatte, was sich vollzog und
warfen sich nach vorn.
    »Georg! Georg!« schrie die Frau.
    Sie hing oben auf einer Traube aus Menschenleibern, die sich um
die Körper der beiden Kämpfenden gebildet hatte.
Verzweifelt versuchte sie sie beiseite zu schieben und zu ihrem Mann
durchzukommen. Doch der vereinten Kraft der Männer war sie nicht
gewachsen.
    Ein ums andere Mal wurde sie zur Seite geschoben.
    Schrille Pfiffe gellten durch die Straßen. Es waren
Trillerpfeifen, wie sie auch heute noch gern benutzt wurden. Endlich
waren die Helfer auf sie aufmerksam geworden.
    »Hilfe!« kreischte die Frau verzweifelt.
    Aus dem Rand der Menschentraube streckten sich langsam zwei Arme.
Es fiel ihnen nicht sonderlich schwer, gegen die Kraft derjenigen
anzukommen, die auf ihnen lagen, und doch wurde sichtbar, daß
es nicht ohne Mühen abging.
    Die Hände an den Armen ballten sich zu Fäusten, und in
dem Moment, da sich die Polizei durch die Zuschauermenge
gedrängt hatte, kam es zu der gewaltigen Kraftentladung.
    Die Menschen, die sich zur Rettung des tapferen Mannes auf die
Körper der beiden Kämpfenden geworfen hatten, wurden
beiseite geweht wie von einem Orkan. Rechts und links neben Estrelle
fielen sie zu Boden. Die hysterisch kreischende Frau rannte zu dem
verkrümmt liegenden Mann und nahm seinen Kopf.
    »Georg! Oh, Georg, warum mußtest du dich hier
einmischen. – Warum nur!«
    Während ihre Tränen das Gesicht des Mannes benetzten,
warf sich der Roboter den Polizisten entgegen. Sie hatten die
herrschende Situation noch nicht ganz begriffen, da schleuderte
Estrelle sie bereits zur Seite und bahnte sich mit wütenden
Schlägen einen Weg durch die Menge der Gaffer.
    »Er ist tot! Er ist tot! Er…« Das lauthalse
Schreien der Frau verlor sich in Wimmern, das leiser wurde, je weiter
sich Estrelle vom Ort seiner Tat entfernte.
    Wild blickte er sich um.
    Der Roboter begann zu laufen.
    Menschen, dachte er, verabscheuungswürdige Menschen…
    Mysterions Haß, in Jahrtausenden zehrender Einsamkeit
genährt, war der seine geworden.
    »Halt, stehen bleiben!« ertönte hinter ihm eine
Stimme. »Stehen bleiben oder wir schießen!«
    Jacques Estrelle rannte weiter.
    Endlich schienen die Polizisten das Geschehen erfaßt zu
haben. Einer von ihnen blieb bei den beiden Opfern zurück, um
für ihre augenblickliche Erstversorgung und den darauf folgenden
Transport in ein Krankenhaus zu sorgen, die anderen rannten hinter
dem Roboter her.
    Immer wieder riefen sie ihre Drohungen in die Luft. Etwas sagte
Estrelle, daß sie es nicht wagen würden zu schießen,
da sich die Verfolgungsjagd inmitten einer belebten Straße
vollzog. Aber auch, wenn er sich darüber nicht im klaren gewesen
wäre, hätte er in seinem Lauf nicht innegehalten.
    Die Jagd ging über Kreuzungen, verschiedene Straßen und
Autos hinweg. Rote Ampeln wurden übersprungen und all jene, die
den Flüchtenden oder die Polizei behinderten, zur Seite
gestoßen. So passierten die Verfolger manche
schmerzgekrümmte Gestalt auf ihrem Weg.
    »Dort! Dort entlang ist er gelaufen!«
    Der Polizei blieb keine Zeit, sich zu bedanken. Sie schwenkte in
die Seitengasse ein. Im gleichen Augenblick tauchte vor ihnen wieder,
der Flüchtende auf. Doch für einen Moment nur. Gleich
darauf war er um eine weitere Ecke und entzog sich ihren Blicken.
    Estrelle sah sich nicht um. Er rannte einfach drauflos. Er nahm
keine Notiz von den Menschen, die er zur Seite rempelte und umlief.
Ihm kam es jetzt darauf an, der Polizei wieder zu entkommen, um
seinen ureigenen Auftrag erledigen zu können.
    »Wo ist er?«
    Keuchend drehte sich Ghosters auf der Stelle. Der Polizist hatte
eine weitere Abzweigung erreicht und den Amokläufer
urplötzlich aus den Augen verloren. Mit fliehendem Blick
versuchte er die Menschenmenge in beiden Richtungen zu durchdringen,
um vielleicht noch ein Zeichen zu entdecken, das ihm die Entscheidung
erleichterte.
    »Wo… wo ist er hin…?« fragte ihn einer der
Polizisten, die mit dem Tempo ihres Kollegen nicht mitgekommen waren.
Langsam begannen sie sich wieder zu sammeln. Mit keuchenden Lungen
standen sie auf der Abzweigung und blickten nach links und
rechts.
    Die Köpfe Ghosters und seiner Kollegen flogen herum. Der
Schrei der Frau war von links gekommen.
    Augenblicklich verfielen sie wieder in

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