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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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müsse er sich
baldmöglichst einer Aufgabe entledigen, die unaufschiebbar
war.
    »Frank!« rief seine Kollegin. »Hörst du mir
überhaupt zu?«
    »Ja, aber natürlich, Alexandra«, antwortete er.
»Doch sei mir bitte nicht böse, wenn ich dir jetzt keine
Antwort geben kann. Aber es kommt etwas plötzlich. Ich muß
wirklich erst darüber nachdenken. Bitte, verstehe mich nicht
falsch. Du bist mir sehr sympathisch, aber ob es zu mehr reicht,
weiß ich noch nicht zu beurteilen. Laß mich darüber
nachdenken!«
    Er entschuldigte sich hastig und ging eilends zu dem Denkraum, der
sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Büros ›Gering und
Krollmann‹ befand. Kaum hatte er die Tür hinter sich
geschlossen, fuhr seine Hand in die Tasche seines beigen
Jacketts.
    Kurz nur dachte er an Alexandra. Wehmut stieg in ihm auf. Er
wußte, daß er nicht richtig gehandelt hatte. Doch es war
ihm keine andere Wahl geblieben. Mitten in den Worten seiner Kollegin
war etwas in ihm explodiert.
    Es war ein stummer Hilferuf gewesen. Morell hatte bereits vor
einiger Zeit die Erfahrung gemacht, daß seine Sinne
überempfindlich reagierten. Fähigkeiten kamen in ihm zum
Vorschein, von denen er nie geglaubt hätte, sie zu besitzen.
Diese Fähigkeiten entpuppten sich immer dann, wenn unschuldige
Menschen von den Mächten des Bösen bedroht wurden.
    Morell hatte die Pflicht zu helfen. Fest umkrallte er mit der Hand
den flachen Kristall, den er stets bei sich zu tragen pflegte. Ohne
zu zögern holte er ihn aus der Jackettasche hervor und
drückte ihn gegen die linke Brustseite. Augenblicklich wurden
kosmobiologische Kraftströme von dem Kristall freigesetzt, die
ein Energiefeld um ihn woben, das ihn von den Schwerkraftgesetzen der
Welt unabhängig machte. Der Kristall selbst verschmolz mit dem
rubinroten Anzug, in den Morell plötzlich gekleidet war. Seine
Hände und Füße steckten in goldfarbenen Schuhen und
Stulpenhandschuhen.
    Wo eben noch Frank Morell gewesen war, stand nun Mirakel!
     
    *
     
    Der Dyktenmann öffnete das Fenster des kleinen Raumes und
stieg auf das Fensterbrett. Die Vorstellung hatte noch nicht ganz
Gestalt angenommen, da schwebte er bereits hinaus.
    Niemand sah ihn fliegen.
    Die Kraft seiner Gedanken trieb ihn in Sekundenschnelle durch die
Lüfte. Obwohl die Stadt unter ihm zu den dichtbesiedeltsten
Deutschlands gehört, erkannte ihn niemand. Der eine oder andere
sah in den Himmel und bemerkte den Hauch eines roten Scheins. Doch
bevor ihm das zu Bewußtsein kam, zeigte sich der Himmel wieder
in der gleichen verschmutzten Farbe wie immer.
    Mirakel selbst schien es, als sei alles um ihn herum erstarrt. Die
Menschen unter ihm waren klein wie Ameisen. Sie hatten in ihren
Bewegungen innegehalten, und Mirakel befürchtete, daß sie
jeden Augenblick umfielen.
    Mit den Autos ging es nicht anders. Wagenschlangen züngelten
durch die Straßen Frankfurts, aber sie kamen nicht vom
Fleck.
    Die Geschwindigkeit des Dyktenmannes war so groß, daß
die Vorgänge unter ihm nicht zur Geltung kamen.
    Mirakel verließ sich ganz auf seine übersensiblen
Sinne. Er ließ sich von ihnen treiben wie von den Wogen des
Meeres.
    Das Wissen stand plötzlich in seinen Gedanken. Er neigte sich
in die Tiefe und flog mit unverminderter Schnelligkeit in Richtung
einer bestimmten Straße. Der enggeschmiedete Energiemantel um
seinen Körper verhinderte, daß ihn die Ionisation der Luft
zum Verglühen brachte.
    Da war es!
    Mirakel erkannte einen Mann, der sich über einen Älteren
beugte. Er hatte die Faust zum Schlag erhoben. Während aus den
Augen des Angreifers ein düsteres Funkeln glomm, hatten sich die
Züge des alten Mannes zu einer Fratze des Schreckens
verzerrt.
    Mirakel setzte auf dem Boden auf. Von dem Augenblick an verlief
die Zeit wieder in gewohntem Tempo.
    Noch aus der Landung heraus schob der Dyktenmann seine Rechte
zwischen die des Angreifers und das Gesicht des Älteren.
    Enorme Kräfte prallten auf Mirakels Arm. Doch er hielt dem
mörderischen Schlag stand.
    »Aargh…«, schrie der Angegriffene in Erwartung des
Faustschlages, den der Enddreißiger bei ihm plazieren wollte.
Er hielt sich schräg nach hinten gegen ein Taxi gelehnt, das
Mirakel als das des Mannes erkannte. Als der Treffer nicht erfolgte,
starrte er verwundert auf die beiden Gestalten, die in einen heftigen
Kampf verwickelt waren.
    Estrelles Kopf war zur Seite geschleudert. In dem Moment, da
Mirakel seine Rechte gestoppt hatte, holte er bereits mit der Linken
aus.
    Mirakel sah

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