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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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die einzige Möglichkeit, um
mit seinem Gegner Kontakt aufzunehmen.
    »Du wirst es sehen, Dyktenmann!« sagte die Stimme.
»Und dich wundern!«
    Das Wasser kam langsam näher. Es bereitete dem Dykten
Schwierigkeiten, dies zu erkennen. Doch indem er die Augen verdrehte,
gelang es ihm seinen Gesichtskreis erheblich zu
vergrößern.
    ›Es geht ins Wasser!‹ vermutete er.
    Die Stimme schwieg.
    Mirakel lauschte nach einer Antwort, da erwies sich seine
Vermutung als richtig. In Blickrichtung erkannte er, wie sich eine
Gischtwelle aufbäumte und gebrochen zu beiden Seiten der Blase
entlangspritzte. Geräusche waren nicht zu hören. Die Blase
schien jeden Laut zu schlucken.
    Er sah zu Estrelle. Der Roboter, der den Innenraum mit ihm teilte,
stand ebenfalls völlig starr. Den ganzen Herflug über hatte
er sich nicht bewegt. Dennoch vermutete Mirakel, daß er
nicht gelähmt war.
    Estrelle-Roboter gab ihm Rätsel auf. Einerseits hatte er das
Äußere eines Kunstwesens, andererseits zeugte das Glimmen
in seinen Augen davon, daß so etwas wie Leben in ihm sein
mußte.
    »Du bist von meinem Geschöpf fasziniert!« stellte
die Stimme fest.
    Der Dykte ersparte sich jede Erwiderung. Wenn es dem Fremden
möglich war, in seine Gedanken einzudringen, wußte er die
Antwort ohnehin. Und daß es ihm möglich war, nahm Mirakel
fest an.
    Aber eine Frage lag ihm seit langem schon auf der Zunge. Seit dem
Augenblick bereits, als er in die Lichtfalle seines Gegners
geriet.
    ›Wer bist du?‹ Mirakel nahm die Gelegenheit wahr und
fragte. ›Du sagst, du seist ein Abgesandter Rha-Ta-N’mys.
Aber wer bist du? Wie nennt man dich?‹
    Ein Gelächter brandete in der kugelförmigen Zelle auf,
in der der Dyktenmann eingekerkert war. Die Intensität des
Lichtes schwankte.
    »Ich bin – Mysterion!« sagte der Fremde.
    ›Mysterion?‹
    Mirakel war der Name noch nie zu Ohren gekommen. Zum einen war
dies verwunderlich, da er steten Umgang mit den bösen
Mächten hielt. Wenn er es recht bedachte, so zeigte sich dies
jedoch wieder in einem anderen Licht. Denn mit den Mächten des
Bösen war es wie mit denen des Guten: immer neue wurde
geboren.
    »Du irrst«, sagte Mysterion. »Daß du mich
nicht kennst, liegt nicht daran, daß ich ein neues Mitglied der
Dämonenfamilie bin. Im Gegenteil! Der Grund ist der, daß
ich so alt bin, daß du mich nicht kennen kannst!«
    Der Dyktenmann war von Wasser umgeben. Schwärme von Fischen
begleiteten ihn auf seinem Weg durch das nasse Medium. Ein Glitzern
und Funkeln ging von ihnen aus, das wie Feuer in seinen Augen
brannte.
    »Jahrtausende war ich auf den Grund des Meeres verbannt, das
ihr die Sargassosee nennt. Und niemand hat sich meiner
angenommen.«
    Mysterion redete sich in Rage. In ihm brach wieder der alte
Haß gegen alles Menschliche durch. Obgleich Mirakel kein Mensch
im engeren Sinn war, richtete er sich ebenso gegen ihn.
    ›Kein Mensch konnte von dir wissen!‹ dachte der Dykte.
›Es ist uns nicht möglich den Erdboden so intensiv zu
erforschen wie das feste Land. Es ist kein Wunder, daß man dich
nicht fand. Und so konnte man dir gar nicht helfen.‹
    Während er sich auf seine Gedanken konzentrierte, spürte
er, wie sich das Funkeln, das von den Fischen ausging, langsam in ihm
festfraß. Ihn wunderte, daß sich der leichte Schmerz
dabei nicht verstärkte, sondern sogar abnahm. Er glaubte auf
Wolken aus Watte zu schweben. Die Realität entfernte sich immer
weiter von ihm.
    »Man hätte mich finden können«, behauptete
Mysterion. »Wenn man sich bemüht hätte, wäre es
möglich gewesen. Einen Mysterion übersieht man
nicht.«
    Diese Worte nahm Mirakel schon nicht mehr wahr. Wie leises
Rauschen drangen sie aus der Ferne an sein Ohr. Ihm wurde nicht
bewußt, daß er das Bewußtsein verlor. Er glaubte zu
träumen.
    Und diesen Glauben nahm er mit in seine Bewußtlosigkeit
hinüber…
     
    *
     
    »Ist es nicht wunderbares Wetter heute?« sagte Gerd
Krim.
    »In der Tat«, erwiderte Franz Ulping. »Die Sonne
scheint, daß man meinen könnte, sie sei in der Vollpension
inbegriffen.«
    Krim lachte und ließ seinen Blick wieder über das
Wasser gleiten. Es war völlig windstill. Das Boot dümpelte
träge in den Wogen.
    »Ich wünschte, meine Frau könnte das noch
miterleben. Ein ganzes Leben haben wir für eine solche Reise
gespart, dann stirbt sie vorher.«
    »Oh«, machte Ulping. »Das tut mir leid!« Er
schob sich die Schirmmütze tiefer in die Stirn. »Ich
wußte gar nicht… ich meine…«
    »Es ist schon

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