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Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Titel: Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Stalaktiten von der Decke regneten, überall zu
sein. Wie ein Wirbelwind fegte er durch den gigantischen Stollen,
zertrümmerte die Felsen und veränderte ihre Richtung, um
Oceanus vor den niederschlagenden Gesteinsmassen zu
schützen.
    Dem Wesen aus dem Meer, das eine Million Jahre alt war, galt
dieser Angriff, daran zweifelte Frank Morell, der Dyktenmann, keine
Sekunde.
    Er bewegte sich schneller als ein menschliches Auge beobachten
konnte, schneller als die Steine. Dies war ihm durch seine
Dyktenkräfte möglich.
    Er schleppte ganze Stalaktiten durch die Luft, die mehrere hundert
Tonnen Gewicht hatten, aber für ihn war es, als würde er
Streichhölzer beiseite räumen.
    Das Krachen und Donnern schwächte sich ab – dafür
wurde das Lachen um so lauter, das aus tausend Kehlen gleichzeitig zu
kommen schien.
    In der Dunkelheit des Felsenhimmels über ihm zeigte sich
nachdem Abbrechen der meisten Stalaktiten eine Fläche, die an
einen tausendfach zerbrochenen Spiegel oder an ein gigantisches
Facettenauge erinnerte, das einem Titaneninsekt gehörte.
    In diesen vielen tausend Facetten zeigten sich Gesichter –
ein Gesicht, wie in einem Spiegelkabinett.
    Das höhnische Gesicht eines teuflisch drein blickenden
Mannes, mit übermäßig großen Augen, einem
spitzen Kinn und kalten, unpersönlichen Zügen.
    Das Gesicht Mysterions! Tausend und abertausendfach vertreten in
dem Himmel aus spiegelnden Facetten…
     
    *
     
    Mirakel schoß wie eine Rakete in die Höhe.
    Tausend Augen beobachteten ihn, tausend Münder lachten ihn
aus.
    »Nun, Dyktenwurm!« dröhnte die tausendfältige,
sich in schauerlichem Echo brechende Stimme von allen Seiten.
»Du hast mich gesucht – und siehe da: Hier bin ich! Hattest
du dir nicht geschworen, mich endgültig zu vernichten, wenn du
mich wiedertreffen, wiedersehen solltest? Hier siehst du mich! Nun?
Einfacher konnte ich es dir doch wahrhaftig nicht machen, nicht wahr?
Du hast die Auswahl, Dyktenwurm. Welches Gesicht dir am wenigsten
gefällt – hol’ es dir!«
    Höhnisches Lachen, das von den fluoreszierenden Wänden
widerhallte!
    Unten in der mit Wasser gefüllten Stollenhalle rauschte
es.
    Oceanus, der tief weggetaucht war, ließ sich wieder sehen.
Vorsichtig reckte er seinen Hals aus den Fluten, schob seinen
elastischen Fischleib nach, blickte in die Höhe und sah, was
Mirakel sah.
    Der Dykte stieß in den Facettenhimmel vor, und dann
zertrümmerten seine Fäuste die Spiegel, die die ganze Decke
einnahmen.
    Es splitterte, und helle, peitschenartige Töne waren zu
vernehmen. Hunderte von Facetten wurden zu winzig kleinen Splittern
und Scherben, die schwerelos durch die Felsenhalle schwebten.
    Hundert Gesichter Mysterions verschwanden, aber da blieben noch
immer tausend übrig, die lachten und ihn verhöhnten.
    Ein Teufelsspuk! Eine Halluzination?
    Morell wollte es nicht wahrhaben.
    Reihenweise zertrümmerte er die Spiegel, und es waren in der
Tat immer nur Spiegelbilder, die er erwischte.
    Mysterion verhöhnte ihn weiter, und sein schreckliches Lachen
war wie ein Gift, das die Atmosphäre durchsetzte.
    Bilder zerplatzten wie Seifenblasen. Im Hintergrund schienen alle
Facetten sich zu verjüngen und zu einer einzigen, winzigen
zusammenzulaufen.
    Mirakel schwang sich durch die Luft und stieß kerzengerade
in den Stollen vor, der in einer Entfernung von etwa drei Meilen in
einer Sackgasse endete.
    »Du wirst mich nicht finden, egal, was immer du auch
anstellen wirst, Dyktenwurm! Spiegelgesichter, du wirst nur
Spiegelgesichter sehen und zerstören – ich aber warte
anderswo auf dich!«
    Die unbarmherzige Drohung hing zitternd in der Luft und
verhallte.
    Die Facetten über und vor Mirakel wurden stumpf und
unansehnlich und erloschen.
    Die Facetten verschwanden und schienen in das uralte Gestein
hineinzuwachsen.
    Direkt vor Mirakel war keine Sackgasse, wie er eben noch gesehen
hatte, sondern ein bizarrer, unheimlich wirkender Durchlaß, der
direkt in einen schwarzen, lichtlosen Wald führte…
    In dieser Sekunde tauchten Björn Hellmark und Macabros
auf.
    Hellmark wurde noch Zeuge, wie die Gesichter Mysterions sich
auflösten und von dem schwarzen Felsgestein aufgenommen
wurden.
    Hellmark und Macabros kamen rund hundert Meter unterhalb Mirakels
an. Und bis in diese Tiefe, wo das Wasser aus den Hallen der
unterseeischen Felsenburg gegen die Wände spülte, reichten
auch die schwarzen, dicht beieinander stehenden Stämme, die
diesen rätselhaften, unbelaubten Felsenwald bildeten.
    Die

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