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Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Titel: Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Stämme ragten aus dem Wasser, und das Wasser aus der
Halle und dem Stollen verteilte sich zwischen den Stämmen, die
eine Mischung aus versteinertem Holz und nacktem Fels darstellten.
Die Stämme schimmerten vom tiefsten Blau bis ins dunkelste
Schwarz. Auf einem Felsvorsprung unterhalb der Galerie kam Hellmark
an. Er löste Macabros sofort auf und erfuhr durch Oceanus und
Mirakel, der rasch und kraftvoll mit einem angewinkelten und einem
ausgestreckten Bein aus den Lüften herabkam, was in der Zeit
seiner Abwesenheit geschehen war.
    Er war sehr ernst. »Alles spricht dafür, daß sie
um sich schlagen… sie fürchten etwas oder sie haben die
Möglichkeit, uns auf irgendeine Weise zu schädigen«,
sinnierte Hellmark.
    Zu dritt nahmen sie die merkwürdige Umgebung in
Augenschein.
    Für Oceanus war sie weniger merkwürdig. Er kannte diesen
Wald, mußte aber zugeben, daß etwas von ihm ausstrahlte,
das auch ihn irritierte und ihm fremdartig war.
    »Die Säulen und brückenartigen Verbindungspfade gab
es schon immer. Den Wald – gab es schon immer«,
erklärte Mogk Duul. Er glitt leise plätschernd an den
äußeren Bezirken der dunklen, glatten Stämme entlang
und ließ den Blick in die unbekannte Düsternis schweifen.
»Künstler meines Volkes haben diesen Wald aus dem nackten
Fels herausgemeißelt. Einst war dieser Ort ein Tummelplatz
gewesen, wo die Paare sich vergnügten, wo es Spiele gab und
Tänze. Er war freundlich und einladend.« Auf seiner hohen
Stirn bildeten sich nachdenkliche Falten. Unruhig ließ er den
Blick umherschweifen, als suche er etwas. »Die Düsternis
ist undurchdringlich. Da ist etwas geschehen, das es früher
nicht gab. Irgend etwas hat diesen Wald berührt,
verändert… aber ich kann nicht sagen, was es ist. Am Ende
dieses Waldes – liegt das Tor in die Dimension der Pilze…
wir werden darauf stoßen, wenn wir den Wald durchquert
haben…«
    Vorsicht war geboten.
    Da war das Auftauchen Mysterions… da war dieser Wald aus
versteinertem Holz und nacktem Fels, ein Ort, der früher mal den
Spielen und dem Vergnügen gewidmet war…
    »Wir werden dicht beisammen bleiben«, schlug Oceanus
vor. »Wir sollten auf alles achten… wie empfindet ihr die
Nähe des Waldes, Freunde?«
    »Es kommt mir vor, als ob etwas darin lauere.«
    Mirakel nickte. »Er ist bewohnt!« Mit seinen
überempfindlich reagierenden Dyktensinnen entging ihm nichts.
»Was kann es sein, das in diesem Wald wohnt, Mogk
Duul?«
    »Vielleicht Angehörige meines Volkes! Vielleicht halten
sie sich dort verborgen oder werden dort gefangen gehalten.« Es
sprudelte nur so über seine Fischlippen. Er warf sich nach vorn,
jede Vorsicht vergessend, die er eben noch gepredigt hatte. »Das
ist eine Möglichkeit, die wir ins Auge fassen sollten.
Vielleicht ist das der Grund, daß Mysterion, der
Seelenfänger, auftauchte und uns irritieren wollte. Er wollte,
daß wir uns auf ihn konzentrieren – und andere
Gedankengänge gar nicht mehr verfolgten.«
    Er stieß sich kraftvoll nach vorn, folgte dem Lauf des
schwarzen Wassers und winkte mit der einen Hand Björn und
Mirakel zu.
    Die beiden Freunde setzten sich in Bewegung.
    Die schmalen Pfade zwischen den bizarren Stämmen wirkten wie
geschwungene Brücken, wie gekrümmte Spinnenbeine, die
verschnörkelt und in verwirrender Vielfalt in das Innere des
unbekannten steinernen Waldes führten.
    Zwischen den Stämmen stießen sie schließlich auf
große, kahle Plätze, die Oceanus als
»Spielfelder« bezeichnete, wo einst Tänze und
Kampfspiele stattfanden.
    Von diesen inselartigen Gruppierungen aus führten die
schmalen, steinernen und schlangengleich gewundenen Stege dann weiter
in das unbekannte Dunkel.
    Bis auf die Schritte der Männer und das leise Rauschen des
Wassers herrschte Totenstille.
    Hellmark und Mirakel lauschten. Aber selbst der Mann in der
rubinroten Haut mit dem Wunderkristall konnte mit seinen Dyktensinnen
nichts Besonderes registrieren.
    Meter für Meter legten sie zurück und hielten sich in
der Richtung, die Oceanus unter ihnen vorausschwamm.
    Beim Zurückblicken konnten sie schon nicht mehr den Stollen
wahrnehmen, in dem sich die rätselhafte und unheimliche
Begegnung mit Mysterion abgespielt hatte.
    Morell ging dies nicht aus dem Kopf.
    Mysterion war es gelungen, sich hier in der unterseeischen
Felsenburg zu etablieren. Zufall oder Absicht?
    Wollte er durch sein Auftauchen wirklich von Wichtigerem ablenken?
Warum war er dann jetzt verschwunden? Irgendwo im Unsichtbaren

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