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Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Titel: Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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auf
ihren Mund und strich ihr sanft über das Haar.
    »Ruhig, Mädchen«, sagte er mit belegter Stimme.
»Es ist doch alles nur ein Film!«
    Aber so sicher war er sich dessen nicht. Was hatte er nur
angerichtet, als er dieses Bild gezeichnet hatte?
    Bilder wurden lebendig! Träumten sie beide den gleichen Traum
– oder machten sie die fürchterlichste Vision durch, die
ein Mensch nur haben konnte?
    Erst als Ramona heute aufgetaucht war und er ihr Bild in jene
Alptraumlandschaft gezeichnet hatte, war es geschehen…
    Hatte vielleicht die Spanierin etwas damit zu tun? Fragen
über Fragen…
    Martin konnte nichts mehr sagen. Sein Verstand sträubte sich
gegen das, was er hier sah.
    Ramona schwieg ebenfalls. Ihr Körper glänzte vor
Schweiß – Angstschweiß…
    Die Ereignisse auf dem Bild strebten ihrem Höhepunkt zu.
    Ramona stand noch immer auf dem Krater. Sie wirkte seltsam
benommen und ruhig. War sie hypnotisiert worden? Oder waren die
Schwefeldämpfe an ihrem Zustand schuld?
    Die Echse kam auf das Mädchen zu und streckte einen
krallenbewehrten Arm nach Ramona aus.
    Einen Augenblick lang blitzte Entsetzen in den Augen des
Mädchens auf. Jedoch reagierte sie nicht. Sie schrie nicht.
    Kein Laut kam über ihre Lippen.
    Die Krallenhand schloß sich um Ramonas Körper.
    Das Mädchen wirkte wie eine Spielzeugpuppe, so groß war
die Pranke dieses Echsenwesens.
    Das Untier knurrte und zog seine Beute zu sich heran. Martin
glaubte schon, daß es Ramona fressen würde, aber nichts
dergleichen geschah.
    Vorsichtig, fast liebevoll hielt es den Körper des
Mädchens in seiner Hand und betrachtete ihn.
    Ramona rührte sich nicht mehr. Sie war ohnmächtig.
    In diesem Augenblick fiel auch die Original-Ramona von Martin
Perts’ Schoß und rutschte auf den Boden.
    Martin kümmerte sich nicht gleich um sie. Zu sehr stand er im
Bann des geheimnisvollen Geschehens.
    Die Klaue der Echse schloß sich wieder um den puppenhaften
Körper.
    Langsam setzte das Untier sich in Bewegung. Vorsichtig, nicht so
ungestüm wie vorher, lief es zwischen den Kratern hindurch auf
einen der Türme zu.
    Die Bestie schien sich ihrer kostbaren Last genau bewußt zu
sein. Sie verhielt sich fast wie ein Mensch, der in einer Hand etwas
sehr Wertvolles transportierte.
    Bald sah Martin nur noch den Kopf der Echse, wie er zwischen den
Kratern dahinglitt und sich den Türmen immer mehr
näherte.
    Endlich hatte das Wesen sein Ziel erreicht. Es verschwand in einem
Turm.
    In diesem Augenblick geschah etwas Unheimliches.
    Martin Perts glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er sich um
Ramona kümmern wollte, die noch immer reglos auf dem Boden
lag.
    Wie an einem heißen Sommertag fing die Luft zwischen dem
Körper der Spanierin und der Staffelei plötzlich zu
flimmern an.
    Im gleichen Augenblick wurde Ramona transparent.
    Je mehr das Flimmern der Luft zunahm, um so durchscheinender wurde
der Körper des Mädchens.
    Schließlich war Ramona ganz verschwunden. Das Flimmern
hörte auf.
    Martins Blick fiel auf das Bild. Auch hier war wieder alles wie
vorher – das hieß, zu der Zeit, als Ramona noch nicht
eingetroffen war.
    Das Bild lebte nicht mehr. Es wirkte jetzt leblos und tot –
und unvollendet!
    Während der Hintergrund ausgezeichnet detailliert war, sah
der Vordergrund des Gemäldes wie davor – leer und unfertig
aus.
    Ramona fehlte…!
     
    *
     
    Charles Gerlon schlief.
    Seine Augen waren fest geschlossen, er schien tief und erholsam zu
ruhen.
    Doch dieser Eindruck täuschte.
    Plötzlich begannen sich die Lippen des Schlafenden zu
bewegen. Sein Mund öffnete sich. Unartikulierte Laute formten
sich, leise und unverständlich.
    Mit der Zeit wurde das Gestammel deutlicher. Gerlons Stimme hob
sich. Der Tonfall wurde lauter.
    Die Wortfolgen schienen erst zusammenhanglos zu sein, doch dann
war eine gewisse Systematik in ihnen zu erkennen.
    Charles Gerlon begann zu sprechen. Gleichzeitig fuchtelte er mit
den Armen wild in der Luft herum. Es schienen Gesten zu sein, die
seine Worte untermalen sollten. Die Bewegungen waren geordnet und
sicher, keinesfalls ungelenk oder sinnlos.
    »Du weißt, daß ich schon mal gelebt habe«,
kam der erste Satz deutlich über seine Lippen. »Mein Leben
hat die Schattenwelt der Toten überwunden. Ich habe die Klauen
des Todes gespürt und bin ihnen entronnen.« Die Worte
klangen wie eine Predigt von der Kanzel.
    »Du weißt es«, sprach der Kunsthändler
weiter. Er schien zu einem unsichtbaren Partner zu sprechen, denn ab
und zu

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