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Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Titel: Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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der solch eine Kostbarkeit sein eigen
nennen konnte.«
    Charles Gerlon achtete gar nicht mehr auf die Worte des Lords, die
ihm wie sinnloses Geschwätz vorkamen. Gebannt hingen seine
Blicke auf den Bildern.
    Sie schienen ihn nicht mehr loszulassen.
    Durch die rote Beleuchtung wurde ein besonderer Effekt erzielt.
Die Bilder, die meist Kraterlandschaften darstellten, gewannen durch
diese Illumination an Plastizität. Fast erschienen sie
dreidimensional.
    Für die damalige Zeit hatte der Maler sich eine faszinierende
Technik zu eigen gemacht. Gerlon glaubte nicht mehr, vor einer mit
Farben bemalten Leinwand zu stehen. Vielmehr fühlte er sich in
die Landschaft hineinversetzt. Die Alpträume mancher Horrornacht
schienen in den Bildern Substanz anzunehmen und real zu werden.
    Sechs Bilder stellten ausschließlich Alptraumlandschaften
dar. Krater, Wurmwesen, Echsen, merkwürdige Kugeln, die zu leben
schienen, Schmetterlinge mit Totenkopf Zeichnungen auf den
Flügeln und vieles andere mehr hatte Baskin in Öl auf seine
Leinwände gebannt.
    Aber eines der Gemälde ragte deutlich aus diesen Traumwelten
heraus. Fast wirkte es in dieser Umgebung wie ein Anachronismus.
Gerlon hatte sogar einen Augenblick das Gefühl, als stammte
jenes Bild gar nicht von dem französischen Meister. Es war so
anders…
    Aber dann machte sich Gewißheit in Gerlon breit. Woher er
diese Sicherheit nahm, wußte er nicht, aber er erkannte
eindeutig, daß dieses Bild von Gerald Baskin gemalt worden war,
auch wenn es sich von den anderen Gemälden abhob.
    Das Bild stellte eine Landschaft dar und kam Gerlon irgendwie
bekannt vor, fast hätte er sich in dieser Gegend heimisch
gefühlt.
    War es die Turmruine im Vordergrund, die ihm das Gefühl
vermittelte?
    Aber was hatte Charles Gerlon mit einem Turm zu schaffen? Nie
vorher hatte er sich für derartige Bauwerke interessiert.
    Gerlon bemerkte nicht, wie er zu schwanken begann. Ganz
unvermittelt hatte er sich in eine andere Zeit zurückversetzt
gefühlt, dann sah er wieder die Gegenwart vor sich, und wieder
tauchten die Schatten der Vergangenheit auf.
    Ein Vorhang schien vor Charles Gerlons Augen zu zerreißen,
und er sah Mary Cornwalls Wohnung vor sich. Er sah, wie sie im
Nachthemd die Tür öffnete und einen Mann hereinließ.
Er sah sich selbst, wie er die junge Frau erwürgte und dann
erstach.
    Gleich darauf zog sich der Vorhang wieder zu, und Gerlon erblickte
erneut die Turmruine auf dem Bild.
    Was hatte der Turm mit dem Mord an dem Mädchen zu tun, und
– diese Frage erschien dem Kunsthändler in diesem
Augenblick noch wichtiger zu sein – war wirklich er es gewesen,
der Mary Cornwall getötet hatte?
    »Mister Gerlon«, drang die Stimme des Lords in sein
Gehirn und zerriß die Schleier der Vergangenheit. Wie
zerstörte Spinnweben trieben sie davon. »Mister Gerlon! Was
ist mit Ihnen?«
    Gerlon strich sich mit dem Handrücken über die Stirn.
Sie fühlte sich heiß und feucht an.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?« fragte der englische
Geschäftspartner besorgt.
    Endlich kam der Amerikaner wieder zu sich. Der Teufelstanz der
Visionen war beendet. Ihr Reigen war verblaßt. Gerlon
schüttelte den Kopf.
    »Nein, danke«, krächzte er. »Es ist nichts
weiter. Nur eine – Kreislaufschwäche. Das andere Klima hier
in England – bis sich der Körper umgestellt
hat…«
    Der Lord nickte verständnisvoll. »Ja«, meinte er.
»Das habe ich bei Ausländern schon öfters erlebt. Soll
ich Sie zu einem Arzt bringen?«
    Charles Gerlon lehnte ab. Er fühlte sich jetzt
tatsächlich wieder stabil und munter, bemühte sich aber
immer wieder, nicht zu dem Turm hinüberzusehen.
    »Von der Qualität der Bilder bin ich
überzeugt«, sagte er. »Schließen wir das
Geschäft ab?«
    »Einen Augenblick noch«, erwiderte der Lord, der im
stillen aufatmete als er sah, daß es seinem Gast wieder besser
zu gehen schien. Einen Moment lang hätte er fast geglaubt, sein
Besucher würde den Verstand verlieren. »Ich möchte
Ihnen noch etwas zeigen«, sagte er.
    »Ja?« Gerlon wirkte interessiert.
    »Ich habe bemerkt, daß Sie diesen Turm so interessiert
gemustert haben. Wissen Sie, wo dieses Bauwerk steht?«
    Unwillkürlich sah Gerlon wieder das Bild an. Diesmal
spürte er nichts. Er schien den Einfluß des Bildes
unterdrücken zu können.
    »In der Nähe von London, nehme ich an«, erwiderte
er leise. »Ich las mal etwas darüber, daß man kurz
vor Baskins Verschwinden ein Bild gefunden hat, das dem Stil dieses
Malers widersprach. Aber

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