Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt
hatte.
Und das Wunder vollzog sich.
Wie eine Seifenblase zersprang die Kugelwand, die Mirakel sicher
getötet hätte,’ hätte er nicht noch im letzten
Augenblick seine Furcht überwunden und der Gefahr so ins Auge
geschaut, als würde sie überhaupt nicht existieren.
Mirakel hatte nach einem Strohhalm gegriffen, aber er war gerettet
worden. Das Illusionsfeld tötete nur Menschen, die von seiner
Existenz überzeugt waren, Leute, die durch das Zusammenziehen
der Wände so überrascht und geschockt wurden, daß sie
außer zu Furcht zu keiner klaren Überlegung mehr imstande
waren.
Alles war nur Illusion gewesen, ein Zauber, der darauf abzielte,
daß man an seine Existenz glaubte. In dem Augenblick, als
Mirakel die Illusion ignorierte, war sie ihrer Existenzgrundlage
beraubt worden.
Denn Furcht war die Energie des Feldes gewesen. Nur durch die
Impulse der Überraschung und der Furcht hatte es sich immer mehr
verkleinern können.
Der Dykte war froh, daß er die Lage noch im letzten
Augenblick durchschaut hatte. Wahrscheinlich wäre er ohne seine
Erinnerungen an das Dyktendasein rettungslos verloren gewesen.
Nur ein unterbewußter Instinkt, geboren aus der
jahrtausendealten Erfahrung eines verschollenen Sternenvolkes, hatte
Mirakel vor einem grausamen Schicksal bewahrt.
Auch die Halle war jetzt verschwunden. Mirakel befand sich auf
einer dampfenden Ebene in der einige kleinere Krater brodelten.
Der Dykte vermochte nicht zu erkennen, ob es sich auch hier wieder
nur um Illusionen oder um Realität handelte. Da die Gegend aber
stark der Kraterlandschaft außerhalb des Tempels ähnelte,
nahm er an, daß es sich um einen tatsächlich existierenden
Raum handelte.
In der Mitte dieser Geröllebene befand sich ein riesiger,
grün schillernder Quader.
Mirakel stieß sich ab und flog auf den Stein zu.
Als der Dykte neben dem Quader aufsetzte, zersprang das Gebilde.
Tausende winziger, bunt schillernder Steinchen ergossen sich
über den Dyktenmann. Es wirkte wie gläserner Regen.
Mirakel kümmerte sich nicht darum. Erstaunt musterte er das,
was in dem Quader verborgen lag.
Es war ein gläserner Sarg. In ihm lag eine Frau. Mirakel war
ihr schon kurz in seinen Träumen begegnet: Isabella Lorette!
*
Frank Morell schob den Sargdeckel zur Seite, und das Mädchen
öffnete seine Augen. Langsam und verträumt in die Gegend
blickend, erhob sich die Spanierin.
Aus Augen, tief und rein wie klare Gebirgsseen, blickte sie
Mirakel an.
»So bin ich schon wieder hier«, murmelte sie, nachdem
sie sich eingehend umgesehen hatte. Dann warf sie sich an Mirakel und
schluchzte. »Helfen Sie mir! Bitte! Sie müssen mir
helfen!«
Der Dyktenmann verstand in diesem Augenblick gar nichts mehr. Er
hielt eine wunderschöne Frau in der Hand, die Hilfe von ihm
verlangte. Aber wie sollte er ihr helfen, wenn er nicht mal
wußte, wie er selbst wieder hier herausfand?
»Ich werde Ihnen helfen«, versprach der Dykte mit fester
Stimme. »Aber außer Ihnen muß ich auch noch anderen
Menschen helfen, die sich hier unten aufhalten - vier Männern
und einer weiteren Frau.«
Isabella löste sich abrupt von dem Dykten. Sie wirkte
erschrocken.
»Dann kann es schon zu spät sein«, flüsterte
sie erbleichend. »Gerald wird zurückkehren und Shimba-Loos
Macht neu festigen…«
»Was sagen Sie da?« fragte Mirakel überrascht.
»Sie wissen etwas über Shimba-Loo? Wenn ich Ihnen helfen
soll, dann sagen Sie mir alles über diesen Dämon, was Sie
wissen.
Vielleicht kann ich etwas gegen ihn unternehmen, aber das geht
nur, wenn ich soviel wie möglich über ihn weiß! Ist
Shimba-Loo ein Diener Rha-Ta-N’mys?«
Isabella schüttelte nur den Kopf. »Nein«, sagte sie
mit müder Stimme. »Shimba-Loo ist ein dämonischer
Einzelgänger. Rha-Ta-N’my stieß ihn schon vor
unendlich langer Zeit aus ihren Reihen, weil er gegen sie intrigierte
und sich selbst an die Spitze der Macht setzen wollte. Daraufhin hat
Shimba-Loo diese Welt hier gegründet, die er mit eigenen
Geschöpfen bevölkerte, um eine Gegenschöpfung zu
Rha-Ta-N’mys Dämonenwelt aufzubauen.
Aber obwohl er und Rha-Ta-N’my verfeindet sind, gehen ihre
Interessen doch in die gleiche Richtung. Auch in ihm ruht der Kern
des Bösen. Er will den Untergang der Menschen und jeder
intelligenten Lebensform im Kosmos, die sich den Dämonen
widersetzt.
Shimba-Loo strebt jedoch in seinem ureigensten Interesse über
die Herrschaft anderer Welten. Auch er will die Vernichtung
Björn Hellmarks, jedoch hofft
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