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Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn

Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn

Titel: Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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seine
Leute dem Inder aufgelauert. Der Tip des alten Portiers ließ
den Verdacht zu, daß Rani Mahay derjenige war, der schon
mehrere Male in der Pension aufgetaucht war, um Professor Bert
Merthus zu besuchen. Bei einem dieser Besuche war der Professor
niedergeschlagen worden. Seine Einlieferung ins Krankenhaus war nicht
zu verhindern. Alle Umstände sprachen dafür, daß Rani
Mahay, der Koloß von Bhutan, der Täter war.
    Es war dem Inder nicht gelungen, seine Unschuld zu beweisen,
obwohl bei einem Besuch im Krankenhaus Merthus einwandfrei Rani Mahay
als Freund identifiziert hatte. Die Verwicklungen, die finstere
Mächte geschaffen hatten, waren von Capitano Montez nicht
durchschaut worden. Und die Tatsache, daß Merthus unmittelbar
nach dem Besuch des Inders gestorben war, trug nicht dazu bei, die
Sache aufzuklären.
    »Ich verstehe Ihr Verhalten nicht, Senor«, knurrte der
Capitano. Sein Gesicht war verzerrt. Man sah ihm an, daß er
seine Muskeln und Sehnen spannte und versuchte, seine Fesseln zu
lockern. Doch wer immer ihn hier verpackt hatte, der verstand sein
Handwerk. »Sie verhalten sich so, als seien Sie ebenfalls
gefährdet. Dabei scheinen Sie sich hier doch wie zu Hause zu
fühlen.«
    »Der Schein trügt«, erwiderte Mahay. »Ich
glaube, wir sind aus dem gleichen Grund hier. Nur mit dem
Unterschied: Sie waren nicht vorsichtig genug. – Warum hat man
Sie gefangen?«
    Montez sah den Inder mit geringschätzigem Blick an. »Das
könnte ich doch eher Sie als Sie mich fragen. Sie müssen
doch wissen, wie der Karren hier läuft.«
    »Sie irren, Capitano! Der Schein spricht gegen mich. Ich bin
hier, weil ich herausfinden wollte, was es für ein Geheimnis um
die ESMERALDA gibt. Da habe ich gesehen, daß Menschen an Bord
gebracht wurden. Verschnürt wie Pakete. Menschenschmuggel,
Menschenraub. Wozu dient er?«
    Rani unterbrach sich erneut. »Ich kann Verbündete
brauchen, Capitano. Ich weiß nicht, wie die Sache sich hier
entwickelt. Es wäre gut, wenn Sie mir vertrauen würden. All
die armen Menschen hier sind aufs höchste gefährdet. Ich
werde Ihnen jetzt die Fesseln lösen. Bitte fangen Sie nicht
gleich an zu toben und kommen Sie nicht auf die Idee, mich festnehmen
zu wollen! Es wäre nur zum Nachteil – für uns beide.
Wir werden – so hoffe ich doch – irgendwann mal Gelegenheit
finden, uns gründlich auszusprechen. Aber hier ist nicht der
richtige Ort und Zeitpunkt dafür. – Ich finde, es ist
besser, wenn wir jetzt unseren Dialog beenden. Sonst rufen wir noch
die auf den Plan, die wir besser nicht sehen wollen.«
    Der Inder legte sein Taschenlämpchen auf die Brust des
verdutzten Capitanos, nahm die über die Brust gespannte, fest
angezurrte Schnur in beide Hände und zog einmal kräftig
daran.
    Es gab einen kurzen Ruck, und die Fessel zerriß.
    Capitano Montez sah den Mann irritiert an. Er begriff
überhaupt nichts mehr…
    Rani lockerte jetzt die Verknotung der anderen Fesseln und
öffnete die Plane, in die der Spanier eingewickelt war.
    Aber er schaffte es nicht, Montez die vollkommene Freiheit zu
schenken.
    Wie ein Schatten tauchte der Urse hinter ihm auf.
    Die Rechte des Fremden hielt einen dicken Knüppel. Der sauste
voll auf das glatzköpfige Haupt.
    Ohne einen Laut von sich zu geben, fiel der schwere Inder quer
über den am Boden liegenden Montez und rührte sich nicht
mehr.
    Die schlanke Gestalt des Schlägers war in der Dunkelheit nur
wie ein Schemen zu erkennen. Das geringfügige Licht der winzigen
Taschenlampe reichte jedoch aus, um Montez eine Gänsehaut
über den Rücken zu jagen.
    Zum ersten Mal in seinem Leben sah er einen Menschen, der kein
Mensch war…
     
    *
     
    »Björn?«
    Er vernahm seinen Namen wie durch viel Watte.
    »Hallo, Björn? Kannst du mich hören? Ich
bin’s… ich… Pepe…«
    Hellmark meinte zu träumen. Raum und Zeit stimmten nicht
mehr. Wieso konnte Pepe ihn rufen, wo der 14jährige sich doch
auf Marlos befand?
    Hellmarks Schädel dröhnte. Sein ganzer Körper
fühlte sich schwer und wie bleiern an. Das taube Gefühl in
den Gliedern wich nur langsam.
    Er versuchte die Augenlider zu heben. Er war zu müde. Es fiel
ihm schwer.
    Er merkte, daß er die Lippen bewegte. Doch kein Laut kam aus
seinem Mund.
    »Hallo, Björn! Werd’ doch endlich wach. Ich
weiß, es dauert ein bißchen… doch dann fühlt
man sich ganz schnell wieder wohl…«
    Hellmark deutete ein Nicken an. Auch er spürte jetzt, wie die
eigentümliche Schwäche immer mehr in den Hintergrund
gedrängt

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