Macabros 066: Die Monsterstürme von Kh'or Shan
trat,
dann stand er genau vor der Öffnung zwischen Wand und Schrank
und mußte den, der sich dort verborgen hielt, einfach
sehen…
Totenstille herrschte.
»Sie können uns vertrauen, Vulosh«, sagte da die
klare, freundliche Stimme der Wissenschaftlerin im Hintergrund. Karen
Saver kam langsam auf den Ursen zu. »Wir müssen uns bei
Ihnen entschuldigen, Vulosh… Mister Sommers ist auf Grund seiner
Zugehörigkeit zu einer bestimmten Institution stets bewaffnet.
Das hätten wir Ihnen sagen sollen…«
Da wandte der Urse sich um. Morton stand gegen die Wand
gepreßt, als ob unsichtbare Hände ihn dagegen
drückten.
»Es ist gut«, sagte der Urse mit dumpfer Stimme.
»Ich benehme mich kindisch. Natürlich ist es im Prinzip
egal, ob jemand von Ihnen bewaffnet oder unbewaffnet ist. Es ist wohl
schwierig, mit einem Ursen eine vernünftige Basis des Vertrauens
zu schaffen. Die Menschen haben allen Grund, mißtrauisch zu
sein. Denn – wer glaubt schon einem Ursen, nicht wahr? Er ist
der verschworene Feind des Menschen – also müssen die
Menschen sich schützen. Ich aber stehe in eurer Schuld. Durch
jenen Mann, der sich Rani Mahay nennt. Er hat mir das Leben gerettet.
Und das Leben ist wichtig für einen, der Gefahr läuft, es
für immer zu verlieren…«, bemerkte er mit
geheimnisvoller Stimme.
»Wo ist dieser Mann, von dem ich eben gesprochen habe? Die,
zu denen ich gehörte, hätten mich getötet. Ohne mit
der Wimper zu zucken. Er selbst war in Todesgefahr – und hatte
es sich nicht nehmen lassen, etwas für mich zu tun. Ich
möchte mich bei ihm bedanken«, fuhr Vulosh unvermittelt
fort.
»Er ist nicht hier. Ich kenne den Mann nicht, von dem du
redest. Ich weiß lediglich durch Commander Franklin, was
für eine Rolle er auf der VICTORY spielte, als das Unheil
geschah… Und darüber wollten wir ja auch sprechen. Wenn du
uns einen entscheidenden Hinweis auf das geben kannst, was vorgeht,
werden wir in deiner Schuld stehen und du nicht in unserer.«
»Genauso ist es. So habe ich es mir auch vorgestellt. Sequus
ist euer Feind. Die Macht des Königs der Ursen ist neu erwacht
und gefährdet euch alle. Dieser Ort, an dem wir uns aufhalten,
liegt er nahe am Meer?«
»Etwa fünfzig Meilen…«
»Dann wird er mit zu jenen gehören, die dem Feuersturm
aus Kh’or Shan zum Opfer fallen…«
»Kh’or Shan? Wer oder was ist das?«
»Eine Insel jenseits der Grenze, die ihr nicht mehr
wahrnehmen könnt. Sie lief’ im Unsichtbaren. Ein winziges
Eiland ist das Tor in diese Welt. Dieses Eiland jedoch ist so klein,
daß es auf keiner Karte verzeichnet ist. Nur durch Zufall sind
einige Menschen bisher dorthin verschlagen worden – und kehrten
nicht mehr zurück. Doch Sequus ist nicht allein. Viele
hunderttausend seiner Anhänger aus allen Räumen und Zeiten
unterstützen ihn. Die Stunde seiner Ankunft ist nahe. Sie wird
sich mit der Stunde decken, da Molochos, der Fürst der
Dämonen, von seiner langen Reise zu Rha-Ta-N’my
zurückkehrt, um ebenfalls nach dem Zepter zu greifen. Bis dahin
aber will Sequus die Erde verbrannt haben…«
Dr. Saver war bleich. Doch man sah ihr auch an, daß sie mit
dem, was der Urse da von sich gab, recht wenig anzufangen
wußte.
Das alles klang zu unglaubwürdig, zu phantastisch, als
daß es für diese drei Menschen erfaßbar wurde.
Aus dem Hintergrund kamen Tom Burkel und Frank Sommers nach
vorn.
»Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen«, machte
Frank Sommers sich bemerkbar. Die Beretta hatte er wieder
verschwinden lassen. Er wollte seinen Worten noch etwas
hinzufügen, doch Vulosh winkte ab.
»Reden wir nicht mehr darüber. Vergessen Sie das Ganze!
Sprechen wir über das, was Sie wirklich angeht und was Ihnen
allen von Nutzen ist…«
Die Wissenschaftlerin deutete auf die Sitzgruppe rund um den
Tisch. »Nehmen wir doch Platz. Da läßt es sich
bequemer unterhalten. Fühlst du dich auch so gut, Vulosh,
daß du in der Lage bist, lange und ausführlich zu
sprechen? Wir haben viele Fragen auf dem Herzen…«
Der Urse nickte.
»Ich weiß, was es ist, das euch am meisten
bedrückt. Die Vorgänge im Pazifik rauben euch den Schlaf.
Eine Insel ist wieder aufgetaucht. Das ist Xantilon, ein Urkontinent
der Vergangeheit, der vor zwanzigtausend Jahren schon mal existierte.
In seiner Nachbarschaft gab es seit jeher Kh’or Shan. Der
Hauptteil Kh’or Shans, eine Welt von gewaltiger
Größe, liegt im Unsichtbaren der vierten Dimension.
Passiert ein Normalsterblicher die Grenze, wird er nie
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