Macabros 066: Die Monsterstürme von Kh'or Shan
wieder
zurückkehren und sich irgendwo in den tausend und abertausend
Gefahren dieses labyrinthischen Reiches verlieren. Wie ihr alle nur
einen Teil der Wirklichkeit wahrnehmt, so habt ihr auch nur einen
Teil realer Ereignisse registriert. Die andere Hälfte war –
Halluzination. Visionen, geschickt durch geheimnisvolle Geräte,
die ebenfalls, wie jener finstere Bezirk Xantilons und Kh’or
Shans, die Zeiten überdauert haben. Einst existierten gewaltige
Krater in jenem Gebiet, wo es zum Zusammenstoß kam. In diesen
Kratern wiederum gab es Städte. Die Städte der Apokalypta.
Sieben Städte für jeden Schwarzen Reiter, die einst an
ihrer Seite den letzten Sieg erfochten und Molochos zu
Füßen warfen. Alles, was mal existierte,
hinterläßt seine Spuren. Und diese Spuren sind mit
besonderen Geräten wieder sichtbar zu machen. Aber nicht nur
das. Wenn die Zeit reif ist, wird das, was mal war, wieder sein. Denn
das Gestern ist das Jetzt! Und das Jetzt – das Morgen! Denn ohne
die Vergangenheit kann keine Gegenwart und ohne die Gegenwart keine
Zukunft sein! Alles ist eins!«
Nach diesen Worten herrschte einige Sekunden lang Schweigen. Es
schien, als müßten die drei Zuhörer erst darüber
nachdenken, was der Urse damit hatte aussagen wollen.
Vulosh sprach dann eindeutig von der Gefahr, die durch Sequus in
die Welt gekommen war. Er nahm kein Blatt vor den Mund.
»Auch ich bin ein Kämpfer. An der Seite Sequus’,
meines Herrn. Doch die Einstellung eines Wesens, das auf der Schwelle
des Todes gestanden hat, kann sich ändern. Bei mir ist dies der
Fall gewesen. Sequus bedeutet mir nichts mehr. Ich habe erkannt, im
Angesicht des Todes, des ewigen Auslöschers, daß er mit
seinem Volk und mit sich den falschen Weg gegangen ist. Er hat die
Ewigkeit der Dämonen gewählt – und nicht die des
Lebens. Wahrscheinlich würde jeder in meinem Volk diese
Erkenntnis machen, würde man ihm die Möglichkeit geben, an
der Schwelle des Todes noch mal umzukehren. Mir war dieser Augenblick
vergönnt. Durch einen Menschen – durch einen Mann namens
Rani Mahay.«
Dann sprach er von den Schiffen, die in der Tiefe des Meeres
darauf warteten, aufzusteigen und die Schiffe der Menschen von den
Weltmeeren zu verdrängen. Dann sprach er von dem Sturm, der
über die ufernahen Städte wie eine Feuersbrunst
hinwegbrausen würde. Tausende und Abertausende von Ursen
würden die Orte einnehmen, die einst Eigentum der Menschen
gewesen waren.
Feinde lauerten im Verborgenen. Sagte Vulosh da wirklich die
Wahrheit?
Frank Sommers war überzeugt davon, daß es so war. Er
hatte ein eingehendes Gespräch mit General Houseman und dem
Commander der VICTORY, Phil Franklin, geführt.
Es gab da eine Anzahl ungereimter Dinge, die nicht in das normale
Bild der Welt paßten, aber zu den Aussagen Vuloshs sich
fügten.
Geheimdienstagenten waren von der ersten Stund an nach
Bekanntwerden der sensationellen Entdeckungen rund um die Uhr aktiv.
Im Pentagon liefen ständig neue Nachrichten ein, und Sommers war
überzeugt davon, daß durch dieses in aller Offenheit und
Vertraulichkeit geführte Gespräch mit Vulosh noch einiges
hinzukommen würde, was Sprengstoff genug in sich barg.
Dr. Karen Saver sprach von den Ereignissen, die sich auf der
DISCOVERY abgespielt hatten.
Ted Morton war ganz Ohr.
Nun kam etwas, was auch ihn aufs höchste interessierte, da er
sich bis jetzt noch nicht den geringsten Reim auf seine Rettung
machen konnte. Was jener gewisse Mister Brown da von sich gegeben
hatte, paßte nicht so recht in das Bild, das Morton sich
machte…
Und die Ausführungen, die der Urse nun machte,
bekräftigten ihn in seiner Annahme.
»Was die Wirklichkeit uns zeigt, muß nicht immer die
Wirklichkeit sein. Manchmal ist sie auch wie ein Traum«, fuhr
Vulosh mit leiser Stimme fort. »Was ihr mir da berichtet, weist
eindeutig darauf hin, daß Wirklichkeit und Halluzinationen sich
mischten. Sequus hat dazu die Möglichkeit. Er verfügt
über Geräte, mit denen er Bilder schicken kann, die nicht
wirklich existieren. Alle, die damit aber konfrontiert werden, sind
der Meinung, der Wirklichkeit zu begegnen. Aber alles, wovon ihr
gesprochen habt, deckt sich nicht mit den Absichten des Ursen, der
sich anschickt, die Welt zu beherrschen. Ihr habt von den
Monstertürmen gesprochen – die waren echt. Während ein
halluzinatorisches Unwetter die Besatzung der DISCOVERY dazu
veranlaßte, in allergrößter Hektik und Panik das
Schiff zu verlassen, lauerten die Monstertürme
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