Macabros 068: Apokalyptas erste Version
geschlossen, und der Verkehr flaute mächtig
ab.
Die beiden Männer waren jetzt noch zehn Schritte von ihrem
Ziel entfernt.
Der eine von ihnen, etwa einssiebzig groß, von
kräftiger, athletischer Gestalt, trug die Aktentasche, in der
sich die drei Geldbomben befanden.
Jenkins und McCansy waren darüber unterrichtet, daß
Hutchinsons Boten nach getaner Arbeit noch mal ins Geschäft
zurückgingen, um dann erst den Heimweg anzutreten.
Über jede Angewohnheit hatten sich die Gangster in den
vergangenen Tagen eingehend informiert.
Noch sechs Schritte bis zum Nachtschalter… noch
fünf…
Da handelten die Verbrecher. Wie auf Kommando stießen sie
blitzschnell die Türen nach außen. Jenkins und McCansy
sprangen auf die Straße. McCansy, der den Buick steuerte, lief
um den Kühler herum, während Jenkins sich schon auf den
Mann mit der Tasche stürzte, als der Hutchinson-Angestellte sich
anschickte, sie zu öffnen, um die Geldbomben in das sichere
Depot zu werfen.
Wie ein Blitz tauchte Tom Jenkins neben dem Ahnungslosen auf.
Seine Rechte schoß nach vom und entriß dem Mann die
Tasche mit den Geldbomben, ehe der überhaupt begriff, was los
war.
»Überfall!« stieß Tom Jenkins mit rauher
Stimme hervor. »Keine Bewegung, sonst knallt’s!«
Da war sein Kumpan McCansy heran, und der zweite Angestellte aus
Hutchinsons Juwelierladen, der sich herumwarf, erhielt im gleichen
Augenblick einen Handkantenschlag gegen das Genick und einen Tritt in
den Unterleib.
Die beiden Männer, die mit Gaspistolen bewaffnet waren, kamen
nicht mal mehr dazu, die schützenden Waffen einzusetzen. Und es
wäre auch nicht ratsam gewesen. Tom Jenkins hielt eine
Neun-Millimeter-Pistole in der Linken, und sein Abzugsfinger zuckte
nervös. Die geringste falsche Bewegung der beiden Geldboten
hätte zur Katastrophe geführt.
Der Überfall dauerte nicht mal zehn Sekunden.
Es klappte alles wie am Schnürchen. Jenkins hatte die Tasche,
die beiden Hutchinson-Angestellten lagen am Boden, und die zwei
Gauner rannten zurück in das Auto, dessen Vordertüren offen
standen, und warfen sich auf die Sitze.
McCansy startete sofort.
Der Buick machte einen Satz nach vorn, als der Gangster die
Kupplung sausen ließ.
Jenkins lachte. »Das hat geklappt, Jay. Nun – nichts wie
weg! Ehe die beiden sich erheben, müssen wir über alle
Berge sein.«
Sie kannten sich in der Stadt aus wie in ihrer Hosentasche.
Die Pneus radierten den Asphalt, als der ebenfalls breit grinsende
McCansy den schweren Wagen in die Kurve zog. Er nahm sie so scharf,
daß er mit dem rechten Vorder- und Hinterreifen über den
Rand des Bürgersteigs fuhr.
Auch dann noch hielt sich der Fahrer ziemlich weit rechts, weil er
die Absicht hatte, in die nächste Einbahnstraße, die etwa
zweihundert Meter vom Ort des Überfalls entfernt lag,
einzubiegen. Da gab es wenig befahrene Straßen und schon
achthundert Meter weiter ein Fabrikgelände, wo zum
Überwechseln ein anderes Fahrzeug bereit stand.
Doch der ausgeklügelte und mehrfach erprobte Fluchtweg
klappte heute nicht.
Ein heftiges Geräusch, ein knirschendes Mahlen unter der
Kühlerhaube ließ die beiden Gangster zusammenfahren, als ob jemand eiskaltes Wasser über sie
gösse.
»Was ist denn jetzt los?« fragte Jenkins rauh. Seine
blaugrauen Augen nahmen einen Ausdruck von Härte an. »Was
machst du denn mit der Kiste?«
»Ich mach’ überhaupt nichts!« schrie Jay
McCansy. »Ich fahr’ – das ist alles…«
Plötzlich konnte er nicht mehr fahren. Er trat zwar das
Gaspedal bis zum Anschlag durch, in der Hoffnung, dem fast neuen und
hochwertigen Fahrzeug noch mal eine Leistung abzuverlangen, aber der
Motor reagierte überhaupt nicht. Der wurde um keine Nuance
schneller.
Im Gegenteil – die Geschwindigkeit fiel rapide, und obwohl
McCansy nicht auf die Bremse trat, blockierte irgend etwas im
Getriebe, das den Wagen im nächsten Moment zum Stehen
brachte.
»Verdammte Schweinerei!« entfuhr es Jenkins. »Das
hätte ich dieser Kiste nicht zugetraut. Sie sah so
zuverlässig aus. Man soll sich eben einen Wagen genauer
anschauen, bevor man ihn klaut…«
Es hatte keinen Sinn, einen neuen Startversuch zu machen, den
McCansy jedoch instinktiv durchführte. Wertvolle Sekunden gingen
verloren.
»Nichts wie raus hier!« brüllte er dann.
»Sonst geht der ganze schöne Geldsegen vor die Hunde und
die Arbeit einer ganzen Woche war umsonst.«
Sie mußten improvisieren. Mit einem Zwischenfall technischer
Art hatten sie nicht
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