Macabros 069: Gigantopolis - Alptraumstadt
Angreifer, die versucht
hatten, den Palast zu stürmen, waren von einem einzigen Gegner
in die Flucht geschlagen worden.
Von einem riesigen Tier, das aussah wie eine Echse, aber geritten
wurde wie ein Pferd. Und auf diesem Geschöpf hatte
überdimensional, alle anderen wie eine Gigantin überragend,
Apokalypta gesessen. Aber zur gleichen Zeit, während sie als
Riesin in die Reihen der Anmarschierenden preschte, stand sie da vorn
auf dem Balkon ihres Palastzimmers und beobachtete von dort aus die
Ereignisse.
Und dann Kaphoons Zuruf. Er hatte den Männern und Frauen
gegolten, die in wilder Entschlossenheit, nur mit dem
Notdürftigen bewaffnet, hier angetreten waren.
Kaphoon hatte ihnen erklärt, daß die Apokalypta auf dem
Echsentier nur eine Fata Morgana, eine Vision war. Sie konnte zaubern
und Bilder schicken, die andere wahrnahmen und als echt
empfanden.
So weit schon hatte Rani Mahay sich in Gedanken vorgewagt. Die
Erkenntnis traf ihn wie ein Peitschenschlag.
Apokalypta hatte sie – hypnotisiert! Sie hatten lediglich das
Gefühl, zu Stein zu werden – aber in Wirklichkeit
erstarrten sie nicht.
Einmal diesen Gedanken erfaßt, arbeitete er unablässig
daran, ihn nicht wieder loszulassen.
Ein harter Ausdruck trat in seine Augen.
Er kämpfte an gegen den Widerstand, den Apokalyptas Worte in
ihm bewirkt hatten, und der sich in der Erstarrung seiner Glieder
niedergeschlagen hatte.
Da – eben spürte er wieder, daß er seine
Augenlider bewegen konnte.
»Ja!« Carminia rief es freudig aus. »Weiter, Rani!
Weiter, Arson! Ihr werdet es schaffen… Besiegt Apokalyptas
hypnotischen Willen, und ihr seid frei!«
Dann lief ein Zucken durch die Wangenmuskeln des Inders. Es war,
als ob er einen gewaltigen Krampf zurückdränge. Sein ganzer
Körper, sein ganzer Wille befanden sich in Aufruhr, um
Stück für Stück von dem zurückzuerobern, was
sowieso ihnen gehörte.
Rani spürte förmlich, wie das Blut in seinen Adern
wieder zu pulsieren begann. Die Haut wärmte sich. Die
Grabkälte wich von ihm.
Dann endlich konnte er wieder einen Finger bewegen. Einen zweiten,
schließlich die ganze Hand.
»Carminia«, sagte er mit dumpf klingender Stimme, die
ihm selbst fremd vorkam. Sein erstes Wort. Nach wie langer Zeit? Er
wußte es nicht. »Ja, ja… du hattest… recht. An
uns selbst lag es… den Bann zu überwinden… doch es
bedurfte erst deines Anstoßes, ihn zu erkennen.«
Er machte einen Schritt nach vorn. Es war eine verkantete,
ruckartige Bewegung, wie sie eher zu einem Roboter gepaßt
hätte.
Doch dann waren seine Glieder wieder elastisch, seine Muskeln
wieder gut durchblutet, und er war wieder ganz der alte Mahay. Stark
und bereit, den Kampf gegen die Dämonin von neuem aufzunehmen
und sich nicht jedes Mal von ihren magischen Kräften, die in
erster Linie auf Hypnose basierten, ins Bockshorn jagen zu
lassen.
Er rieb sich die Arme und Fußgelenke und strich mit den
Händen über seine Beine, weil es ihn überall
prickelte, als ob Nadeln stechen würden.
Er war Arson behilflich, dies ebenfalls zu tun. Der Mann mit der
Silberhaut hatte etwas größere Schwierigkeiten, den
hypnotischen Bann abzustreifen. Doch nachdem er den
Gedankenmechanismus erkannt hatte, konnte auch er sich ihm
widersetzen, ohne erneut das Gefühl zu haben, versteinern zu
müssen.
Apokalyptas dämonische Hypnose konnte sich überall und
zu jeder Zeit wieder hier in dem großen Palast auswirken,
sobald sie auftauchte und merkte, daß ihre Gegner sich durch
Gedankenkraft befreit hatten.
Diesmal würden sie sicher nicht so glimpflich davonkommen.
Außerdem fiel ins Gewicht, daß Apokalypta nicht allein in
diesem Palast lebte. Da gab es Dienerinnen, die sich um sie
kümmerten und sie hegten und pflegten wie eine kostbare,
seltsame Pflanze.
Sie teilten sich kurz gegenseitig mit, auf welche Weise sie in
diese Lage geraten waren.
Dann kehrten Rani Mahay und Arson mit Carminia Brado und den
beiden Jungen zu dem großen, in den Boden eingeritzten Kreis
zurück. Aufmerksam achteten sie dabei auf ihre Umgebung und auf
jedes Geräusch.
Nicht ein einziges Mal stellte sich ihnen jemand in den Weg oder
tauchte in den Korridoren oder an der Tür auf, um nach ihnen zu
sehen.
Die wenigen Menschen in dem riesigen Palast schienen sich ihrer
Sache unter Apokalyptas Herrschaft vollkommen sicher zu sein.
Zusammen mit Mahay unternahm Carminia noch mal den Versuch,
zumindest Pepe und Jim in die Gärten des Hestus
zurückkehren zu lassen.
Doch von dieser
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