Macabros 069: Gigantopolis - Alptraumstadt
Antwort zukommen zu lassen, um sie aufzuklären
über das, was ihnen hier im Palast der Apokalypta
zugestoßen war.
Doch er war wie eine Statue. Er konnte die Lippen nicht
auseinanderbringen, und kein Laut formte sich in seinem Kehlkopf.
Mahay konnte – ebenso wie Arson - noch klar und chronologisch
denken.
Wieso kam Carminia hierher? Was ging hier vor? Er ahnte nicht,
daß er ähnlich dachte wie die Brasilianerin, die sich
ebenfalls Gedanken über ihre Anwesenheit machte.
In der Zwischenzeit – während sie in den magischen
Gärten des Hestus weilte – war einiges eingetreten, wovon
sie keine Ahnung hatte.
Dies war Apokalyptas Palast. Apokalypta war einer von
Rha-Ta-N’mys sieben Hauptdämonen, die mit ihr auf Gedeih
und Verderb verbunden waren. Jeder Hauptdämon war auf eine
andere Weise zu verstehen und zu beseitigen. Wenn es überhaupt
gelang… Blutsreine Dämonen hatten ein zähes,
teuflisches Leben, dem nur schwer beizukommen war. Björn, sie
und all die anderen, die mit Marlos und dem Geschehen darum zu tun
hatten, waren mit schrecklichen Gewißheiten konfrontiert
worden.
Björn stellten sich immer größere, immer
mächtigere Feinde in den Weg, um ihn von seiner Mission
abzubringen. In einem der Tempel, die im Garten des Hestus in
zahlreichen Variationen zu finden waren, gab es sogenannte
Dämonengesichter, die Hestus dorthin gebannt hatte, um die
Grausamen an Rha-Ta-N’mys Seite in aller Ruhe studieren zu
können. Doch auf halbem Weg war er offensichtlich aus einem noch
unerfindlichen Grund stehen geblieben.
Durch den magischen Garten aber und die dort eingefangenen
Konterfeis, die wie riesige Blasen über einem Tempel schwebten,
war Hellmark zum ersten Mal in seinem Leben von Angesicht zu
Angesicht mit seinen Feinden konfrontiert worden. Die zeigten sich ja
sonst nicht. Nur in den seltensten Fällen. Meistens verbargen
sie sich im Unsichtbaren ihrer grausigen Welten…
Wer aber seine Feinde kannte und sie zu benennen wußte,
hatte es einfacher. Er kämpfte nicht gegen Phantome.
Carminias Worte gingen Rani Mahay nicht aus dem Kopf. Ständig
beschäftigte er sich mit ihnen.
Dann mußte er plötzlich an etwas denken, während
Carminia unablässig auf ihn einsprach.
»Da stimmt etwas nicht, Rani… Arson… darüber
müßt ihr euch im klaren sein… ihr verhaltet euch, als
wäret ihr zu Stein erstarrt…«
Aber das sind wir doch auch, zuckte der Gedanke wie ein Blitz
durch Ranis Gehirn. Das mußt du doch sehen. Wir fühlen
den… Stein…, du aber kannst ihn sehen…
»Sie ist eine Hexe. Versucht euch das in euer Gedächtnis
zurückzurufen. Wenn ihr mich hören könnt – macht
euch bemerkbar. Gebt mir zu verstehen, daß ihr mich
hört…« Klar und deutlich sprach die Brasilianerin.
Es war unmöglich zu nicken oder gar eine Hand anzuheben, um
ihr dadurch ein Zeichen zu geben.
»Mit euren Augen! Wenn ihr mich versteht, blickt beide nach
links. Versucht es!«
Das war überhaupt kein Problem.
Rani und Arson befolgten Carminias Vorschlag.
Der Brasilianerin fiel ein Stein vom Herzen. »Na also! Es
geht doch. Ihr seid in die Irre geführt. Ich weiß nicht,
was hier geschehen ist, aber ihr habt offensichtlich vergessen,
daß Apokalypta es war, die auf euch gestoßen ist. Sie
muß euch einen Befehl gegeben haben, den ihr befolgt. Aber das
ist gar nicht notwendig. Sie ist eine Zauberin. Sie kann die Dinge
nicht wirklich, die sie vorgibt zu tun. Sie braucht immer Helfer. Und
ihre Helfer sind die sieben schwarzen Todesritter. Erinnert euch auch
daran!«
Die Worte sprudelten rasch über ihre Lippen.
Es schien ihr darauf anzukommen, Ranis und Arsons Bewußtsein
aktiv zu halten, damit sie nicht noch weiter in eine Art hypnotisches
Vergessen fielen.
Ihr Auftauchen, ihre unablässigen, akustischen und optischen
Angriffe zeigten Erfolg.
Apokalypta? In Mahays Unterbewußtsein stieg ein Gedanke auf,
der immer faßbarer wurde. Rani erinnerte sich an die farbigen
Bilder, die er wahrgenommen hatte, als er auf Zehenspitzen zusammen
mit Arson geschlichen war.
Der Marsch der zig-Tausende auf die Mauer zu, in der Absicht, sie
zu stürmen und Apokalypta zu Fall zu bringen.
Die Burg war kaum bewacht. Nur wenige bewaffnete Frauen befanden
sich in verschiedenen Korridoren und Abteilungen des Palastes, die
meisten jedoch waren offensichtlich darauf abgestellt, Apokalyptas
Leben so schön wie möglich zu machen.
Sie wurde gepflegt und gehegt wie etwas Kostbares, wie eine
Herrin, die jedermann lieben mußte. Die
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