Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs
Körper!
Menschen- und Tierkörper!
Die Toten, die aus ihrer Welt entführt worden waren und in
den Krater geworfen wurden, um eine seltsame Metamorphose
durchzumachen – hier fand er sie wieder.
Reglos lagen sie da.
Blitzschnell ließ Macabros sich in die Tiefe sinken, bis er
Boden unter den Füßen spürte.
Rund um die rote, gezackte Fläche sah es aus wie auf einem
geordneten Schlachtfeld, wo die Toten in Reih und Glied hingelegt
worden waren.
Lautlos’ bewegte sich Macabros zwischen den Leichen und sah
die Verletzungen, an denen diese Menschen gestorben waren.
Sie waren alle durch Schwerthiebe getötet worden.
Ebenso die Pferde deren massige Körper zwischen den
aufgezeichneten Zacken lagen.
Er vernahm leises Stöhnen.
Macabros’ Kopf wirbelte herum.
Da sah er, daß sich nur wenige Meter von ihm entfernt die
blasse, kraftlose Hand eines der Toten bewegte!
*
Sofort war Macabros neben ihm.
Es handelte sich um einen Mann. Er lag mit dem Gesicht zum Boden
und versuchte langsam sich herumzuwälzen.
Doch aus eigener Kraft schaffte er es nicht. Macabros war ihm
behilflich.
Er blickte in die matten, halbgeöffneten Augen eines jungen
Mannes. Macabros schätzte den dunkelhaarigen Fremden auf
höchstens dreiundzwanzig oder vierundzwanzig Jahre.
Die Wangen waren eingefallen, die Augen lagen tief eingesunken in
dem blutleeren Gesicht. Die Haare hingen zerzaust auf dem
Schädel, der mit abgetrocknetem Schweiß und Blut
verkrustet war.
Oberhalb des Herzens bemerkte Macabros einen ausgedehnten
Blutfleck.
Macabros erkannte sofort, daß diese Verletzung nicht durch
einen Schwerthieb herbeigeführt worden war.
Es war ein Einschußloch!
Die Lippen des jungen Mannes bewegten sich, und leise kamen die
Worte aus seinem Mund: »Wo bin ich… hier…?«
Macabros fühlte den Puls des Fremden. Er schlug schwach und
unregelmäßig. Die Stirn des Verletzten fühlte sich
heiß an. Er hatte hohes Fieber. Seine Lippen waren rissig und
spröde, und er verlangte nach Wasser.
»Es ist gut, daß wir Sie gefunden haben«,
entgegnete Macabros mit klarer Stimme. Der andere schien zum
Glück noch nicht erkannt zu haben, in welche Lage er geraten
war. Irrtümlicherweise war er mit den Toten hierher in den
Metamorphose-Krater geschleppt worden. Was für ein
Schicksal… ein Lebender mitten unter den Toten zu sein!
»Wer… sind… Sie?« wisperte der Mann.
»Hellmark… ich heiße Björn Hellmark… und
Sie?«
Macabros bettete den Kopf des Verletzten ein wenig in die
Höhe. Der andere dankte ihm mit einem kurzen, schwachen Nicken.
»Jim… ich bin… Jim… Conetti…«
*
Obwohl er erst spät ins Bett gekommen war und nur wenige
Stunden geschlafen hatte, war er morgens um sieben schon wieder auf
den Beinen.
Joe Brownen fühlte sich wie gerädert.
Er fuhr sich mit der Rechten durch die Haare, gähnte herzhaft
und überdachte die Ereignisse der Nacht.
Hatte er nur geträumt – oder waren die Dinge wirklich
passiert?
Je länger er darüber nachdachte, desto mehr schien ihm,
als ob tatsächlich alles nur ein Traum gewesen sei.
Kopfschüttelnd erhob er sich, verließ das Bett und
stellte sich unter die eiskalte Dusche. Das weckte seine
Lebensgeister, und er fühlte sich danach wie neugeboren.
Brownen frühstückte ausgiebig, wie er es gewohnt war.
Frisch getoastetes Brot, ham and eggs – damit ließ sich
der Tag gut an.
Nach dem Frühstück setzte er sich an die Schreibmaschine
und tippte den Bericht weiter, den, er vor zwei Tagen begonnen hatte
und der heute per Expreß unbedingt auf den Weg mußte.
Brownen war ein Mensch, der nur unter Termindruck arbeiten konnte.
Er brauchte noch keine Stunde, um die Arbeit abzuschließen,
überflog den Text, heftete ihn in einen Plastikordner und
steckte ihn in einen Umschlag.
Als nächstes führte er seine Notizen weiter, die er vom
»Conetti-Fall« angelegt hatte.
Er schrieb alles nieder, was er in der letzten Nacht auf dem
Farmgelände beobachtete. Dann rief er in der Redaktion des
»Star« an und erkundigte sich unter falschem Namen nach
Harry Snickers.
Er erfuhr, daß Mr. Snickers noch unterwegs sei und man nicht
wisse, wann er in die Redaktion zurückkäme.
Ob man eine Nachricht hinterlassen solle?
»Nein, danke! Das ist nicht nötig. Ich ruf dann nochmal
an…«
Mit diesen Worten legte Brownen auf.
Snickers war überfällig, aber niemand in der Redaktion
machte sich Gedanken darüber. Die Unpünktlichkeit des
Reporters war sprichwörtlich, und es kam
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