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Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer

Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer

Titel: Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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schaudernd ab.
    Welche Gefahren mochten noch in diesem undurchdringlichen
Dschungel auf ihn lauern?
    Er setzte seinen Weg fort, als er plötzlich überrascht
stehenblieb.
    Er blinzelte ungläubig.
    Eine Stadt?
    Hier im Dschungel?
    Vorsichtig duckte er sich in den Schatten eines pilzbewachsenen
Baumstumpfes und schielte durch eine Öffnung im
Schlingpflanzenvorhang.
    Wie weißer Marmor schimmerte es durch die saftstrotzenden
Lianen. Kein Zweifel, dort vor ihm befand sich eine große
Anzahl Steinhäuser.
    Aber die Stadt war stumm.
    Nicht der geringste Laut deutete auf die Anwesenheit von Leben
hin. Selbst die Tiere des Dschungels schienen die nähere
Umgebung der Stadt zu meiden. Die Bäume und Pflanzen hier waren
größtenteils verkümmert und unansehnlich.
    Der Dyktenmann befeuchtete seine spröden Lippen.
    Warum hatten die unbekannten Erbauer der ausgebleicht wirkenden
Paläste und Tempel diesen Ort verlassen? Freiwillig? Oder hatte
man sie dazu gezwungen?
    Aber vielleicht waren sie gar nicht verschwunden, sondern hielten
sich nur versteckt… Irgendwo!
    Mißtrauisch bewegte er sich weiter vorwärts und schob
die armdicken, fleischigen Schlingpflanzen zur Seite, die als
einziges Gewächs von dem dämonischen Einfluß
verschont worden waren. Ungehemmt wucherten sie überall. Wie
dicke Haarsträhnen hingen sie von den verschrumpelten
Bäumen herab. Wenn Mirakel sie berührte, gaben sie
schlürfende Laute von sich.
    Übergangslos verdrängten matte Steinplatten den
Erdboden.
    Kein Grashalm, kein Moos und kein Unkraut wuchs in den feinen
Ritzen zwischen den Platten. Und bei genauerem Hinsehen konnte man
auf ihnen furchteinflößende Bilder erkennen.
    Mirakel bückte sich und studierte die Szene. Ein unbekannter
Meister hatte eine unglaubliche Schlacht festgehalten. Wie ein
Spielball wurde ein muschelförmiges Schiff auf den Wogen eines
grauen Ozeans hin und her geschleudert. Die menschliche Besatzung
wehrte, mit Schwertern und Speeren den Angriff
fledermausähnlicher, stacheliger Kreaturen ab.
    Fröstelnd ging Mirakel weiter und erblickte bei jedem Schritt
eine neues Panoptikum des Grauens.
    Und überall tauchte der Name Rha-Ta-N’mys auf.
    Mirakel schloß sekundenlang die Augen, um sein inneres
Gleichgewicht wiederzuerlangen.
    Pestilenz und Wahnsinn, Ausbeutung und Unterdrückung, Mord
und Massenvernichtung, Verdammnis und unendliches Leid wurde hier auf
den Steinplatten für alle Zeiten konserviert.
    Und er begriff: Diese Stadt’ war ein Denkmal, das das
Böse sich zu Ehren errichtet hatte!
    Dumpf klapperten die Schritte des Dykten auf dem Pflaster.
Zögernd näherte er sich dem größten Bauwerk,
einem auf zerbrechlich wirkenden Stützpfeilern ruhenden
Koloß, der alle anderen Tempel und Paläste
überragte.
    Das Material, aus dem er erbaut war, ähnelte bei genauem
Hinsehen nicht mehr Marmor, sondern feinkörnigem Milchglas. Es
war halb durchsichtig und erschien aus der Ferne nur wegen seine
Dicke weiß.
    Mirakel zuckte zurück und unterdruckte ein entsetztes
Stöhnen. Verzweifelt wünschte er, daß ihn seine Augen
trogen und ihm Dinge vorgaukelten, die nicht existierten.
    Doch das Bild verschwand nicht.
    Nun wußte er, warum es von den Erbauern der Tempelstadt
keine Spur mehr gab – sie warten tot!
    Reglos und schweigend lagen sie in den transparenten Mauern, fast
unversehrt und ohne äußere Wunden. Nur der schlaffe
Ausdruck ihrer Gesichter und die Dunkelheit in ihren weit
aufgerissenen Augen zeugten davon, daß ihnen kein Leben mehr
innewohnte.
    Der Tod mußte sie plötzlich und mit Schrecken ereilt
haben. Und jetzt lagen sie da im Stein begraben.
    Allmählich nur erholte sich Mirakel von dem Schock, den ihm
der grausige Fund bereitet hatte.
    Wie durch eine dämpfende Schicht betrachtete er die für
die Ewigkeit konservierten Leichen. Ihre Lider schienen zu zittern,
wenn einer der fernen Vulkane einen neuen Strom rotglühender
Lava ausstieß.
    Plötzlich fiel sein Blick auf eine finstere, mehr als
fünf Meter breite, doch nur knapp einen Meter hohe Öffnung.
Rechts und links funkelten die massiven Angeln eines Tores in dem
glosenden Licht des Mikrokosmos’, aber die Pforte selbst war
verschwunden.
    Lockend und warnend zugleich glotzte ihn die schwarze Öffnung
an.
    Mirakel lauschte, aber er hörte nur den Wind, der an den
Ecken entlangpfiff.
    Mit der gebotenen Vorsicht näherte er sich dem türlosen
Eingang.
    Breite niedrige Stufen, die nicht für menschliche Beine
konstruiert worden waren, führten hinauf an

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