Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer
währte nur einen
Moment.
Dann hatte er sich aus dem magischen Bann gelöst.
Er duckte sich und entging nur um Haaresbreite der
gleißenden Schneide, die fauchend auf den Felsboden traf.
Krachend zersplitterte das Gestein.
Der Wächter stieß einen Fluch aus. Erneut zuckte das
Flammenschwert herab – und mit dem Nahen der Flammenschneide kam
auch wieder die tödliche Schwäche. Da handelte Morell
instinktiv.
Er riß den halbmondförmigen Dyktenkristall von seiner
Brust und hielt ihn dem Schwert entgegen.
Abrupt verharrte die Flammenschneide in der Luft.
Khrögos ächzte verwirrt und ängstlich zugleich.
Der Mirakelstern begann aufzuglühen und den Glanz des
magischen Schwertes zu verzehren. Dunkler wurde die Schneide, bis das
blanke, silberne Metall zum Vorschein kam. Dann überzogen
Rostflecken den makellosen Stahl.
Khrögos wankte. Alles Leben schien aus seinen kristallenen
Augen zu weichen.
Und immer heller wurde der Dyktenkristall. Sein Glanz griff auf
den Wächter über und setzte die schwarze Kutte in Brand.
Grell loderte der trockene Stoff auf.
Darunter befand sich – nichts.
Mirakel wich zurück und betrachtete ungläubig das
grausige Bild.
Für einen Moment schien der Schädel schwerelos in der
Luft zu schweben.
Khrögos’ Mund öffnete sich zu einem hilflosen
Schrei, aber kein Laut drang über die welkenden Lippen.
Dann war er verschwunden.
Hinter dem Dykten ertönte ein saugendes Geräusch.
Er fuhr herum.
Na’ib! Von dem Ungeheuer war ebenfalls keine Spur mehr zu
sehen…
Der Dykte holte tief Luft und wartete, bis sich sein aufgeregt
jagender Puls wieder beruhigt hatte.
Mirakel fröstelte, als er an die fast vampiristische
Eigenschaft des magischen Schwertes dachte.
Zum Glück hatte sich die positive kosmobiologische Energie
des Dyktenkristalls als stärker erwiesen.
Der schwarze Fluß schäumte plötzlich auf. Graue
Gischtflocken tanzten im fahlen Kristallicht.
Am gegenüberliegenden Ufer ertönte leises Klirren. Die
leuchtenden Bäume bewegten sich. Aufgeregt zuckten die
armdicken, aus der Entfernung zart wirkenden Stämme.
Das Gleißen der Kristalle nahm übergangslos ab.
Zwielicht trat ein.
Mirakel duckte sich. Überdeutlich fühlte er das Nahen
einer tödlichen Gefahr.
Er konzentrierte sich und erhob sich in die Lüfte. Wie ein
roter Pfeil huschte er über die aufgeregt schwappenden Wellen
des schwarzen Flusses.
Hinter ihm begann es zu grollen. Polternd stürzten riesige
Felsbrocken von der fernen Decke und zerplatzten beim Aufprall in
tausend Stücke. Der Boden begann zu beben.
Der Tod des Wächters schien das Gefüge des
unterirdischen Gewölbes aus dem Gleichgewicht gebracht zu
haben!
Die ersten Trümmer klatschten in den Fluß und
ließen schwarze, zähe Wasserfontänen in die Höhe
spritzen.
Da erreichte Mirakel das andere Ufer.
Die Kristallbäume klirrten lauter. Offenbar registrierten sie
seine Anwesenheit oder…
Der Mirakelstern! Er glühte wie eine Miniatursonne an seiner
Brust.
Immer heftiger wurden die Beben. Breite Risse zuckten blitzartig
über den Boden und brachten ihn in Dutzende Schollen, die
rumpelnd auf und ab schaukelten.
Die ersten Kristallbäume zerbrachen.
Dann wurde es völlig finster.
Mirakel spürte eine Welle siedender Wut aus dem Nichts
heranstürmen.
Unwillkürlich krümmte er sich zusammen.
Hell und unbeugsam funkelte der Dyktenkristall in der
Dunkelheit.
Die Woge aus Haß und Zorn wurde von der positiven Urenergie
des Kristalls zurückgehalten.
Für einen Augenblick herrschte gespenstische Stille. Selbst
das Grollen des Erdreichs verstummte.
Dann wurde Mirakel erneut von einer unsichtbaren Faust ergriffen
und durch ein Meer aus Finsternis geschleppt.
Und die Nacht zerriß.
Blinzelnd sah sich Mirakel um.
Die Tempelstadt… Und vor ihm der Dschungel…
Er hatte die dämonische Zone verlassen. Er war gerettet!
*
Wieder das rostbraune Zwielicht des Dschungels.
Die verlassene Stadt lag weit hinter Mirakel, der nachdenklich
geworden seine schier aussichtlose Suche nach einer Möglichkeit
zur Rückkehr in seine eigene Welt fortsetzte.
Der Zwischenfall in der dämonischen Tempelstadt hatte ihn an
ein anderes Ereignis erinnert.
Vor längerer Zeit war er bei seinem Kampf gegen
Rha-Ta-N’my auf einen ihrer ehemals menschlichen Diener
gestoßen. Philipe Earl of Mannor-Castle, ein vor Jahrhunderten
verstorbener Adeliger, hatte selbst noch nach seinem Tod die Menschen
terrorisiert.
Dem Earl war es gelungen, sich das
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