Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen
nicht
geäußert.
»Da ist noch etwas anderes«, fuhr Hellmark fort.
»Ich habe es nie ernsthaft versucht, weil sich mir keine direkte
Situation bot. Doch in Anbetracht der Tatsache, daß Molochos
Unruhe stiftet, daß er immer wieder versucht, Menschen für
sich zu gewinnen, oder die mit mir Einiggehenden und mich in eine
Falle zu locken, läßt mich die ganze Sache in einem
anderen Licht sehen. Ich kann mich natürlich irren. Was nicht
verwunderlich wäre in Anbetracht der Verworrenheit der Dinge.
Dies käme eben doch auf einen Versuch an. Ein unnötiges
Risiko einzugehen – das nützt allerdings niemand. Ich
glaube aber, daß es einen Weg gibt, das Risiko so gering wie
möglich zu halten. Und diesen Weg, Rich, hast du bereits
eingeschlagen. Du hast Kontakte zu Menschen aufgenommen, die sich mit
diesen Phänomenen beschäftigten und vor allem auch die
zuletzt in Mitleidenschaft gezogenen Personen kennen. Daran sollten
wir anknüpfen.«
Der mit Hellmark befreundete Verleger nickte. »Man
müßte das Netz derer, die mit jenen konferieren, welche
vor vier Tagen mit den Dingen zu tun hatten, erweitern. Das geht dir
doch durch den Kopf, nicht wahr?«
»Genau. Man müßte mit Mrs. Lindon sprechen, man
müßte noch mal Percy Morgan ins Gespräch ziehen, man
dürfte vor allen Dingen auch Mrs. Robertson nicht außer
acht lassen, die möglicherweise etwas ganz anderes im
Verschwinden ihres Mannes sieht und deshalb einen Privatdetektiv
beauftragt hat. Wer weiß, was gerade all diese
Aktivitäten, die unweigerlich durch Jennifer Arnes’ und
Harald Robertsons Verschwinden ausgelöst wurden, noch für
Kreise nach sich zieht. Wer weiß, welche Gefahr gerade dadurch
entsteht, weil Mehrfachinitiativen bestehen, die noch niemand
abschätzen kann. Nein, Rich, mir gefällt das alles nicht.
Zu all den Unbekannten, die ich in anderen Fällen sehe, sind
hier bei den letzten beiden Ereignissen neue Unbekannte
hinzugekommen, die mir keine Ruhe lassen.«
Richard Patrick griff nach seinem Glas. »Gerade dir
müßte es doch möglich sein, Informationen aus erster
Hand zu beziehen. Mit Macabros, mit deiner Fähigkeit dich zu
verdoppeln, könntest du doch…«
Er führte seine Gedanken nicht weiter aus, als er sah,
daß Hellmark den Kopf schüttelte.
»Leider ist das nicht so einfach, Rich. Ich kann mich hier in
dieser Welt jederzeit versetzen und Macabros überall dort, wo
ich es wünsche, auftauchen lassen. Doch ich kann die Grenzen der
Dimensionen mit meinem Zweitkörper nicht sprengen. Würde
ich mich jedoch dort aufhalten, dann bereitete es mir jedenfalls
keine Schwierigkeit, auch in dieser Welt an zwei Orten zur gleichen
Zeit zu sein. Aber daran sollte es nicht scheitern. Wenn es dir recht
ist, warte ich gern noch die Begegnung mit Ferguson ab und werde dann
Carminia und Rani von den Vorgängen berichten, damit wir uns
gemeinsam…«
Björn Hellmark unterbrach sich plötzlich.
Er sah in den Augen seines Freundes einen Ausdruck des Schreckens.
Ungläubigkeit, Verwirrung und Ratlosigkeit zeichneten Richard
Patricks Gesicht.
Im gleichen Augenblick tönte ein schriller Aufschrei
über die Terrasse, eine allgemeine Unruhe entstand, Menschen
sprangen auf und liefen aufgeregt von ihren Plätzen, die sie bis
kurz zuvor innegehabt hatten.
»Oh, mein Gott«, entrann es Richard Patricks Lippen.
Hellmark warf seinen Kopf herum. »Was ist denn los?
Was…« Die restlichen Worte blieben ihm wie ein Kloß
im Hals stecken.
Von der weit geöffneten, gläsernen Aufzugtür wankte
ein Mensch mit letzter Kraft.
Es handelte sich um einen Mann, dessen Erscheinen wie die
Explosion einer Bombe wirkte.
Der Mann war fast zwei Meter groß und überragte die
anderen Menschen, die vor ihm zurückwichen oder aufsprangen, als
sie auf ihn aufmerksam wurden.
Die Haare hingen dem Ankömmling wirr und verklebt an der
Stirn. Über Gesicht, Schultern und Brust liefen breite, rote
Streifen wie die Hinterlassenschaft einer riesigen Krallenhand.
Das Hemd hing zerfetzt am Körper des Mannes, der sich kaum
noch auf den Beinen heilten konnte.
Statt daß die Menschen auf ihn zuliefen, um ihn zu
stützen und ihm zu helfen, bewirkte sein Vorhandensein genau das
Gegenteil. Alle Welt floh vor ihm.
Der Mann, der blutüberströmt wie eine böse
Erscheinung mitten unter diesen fröhlichen, Erholung und Ruhe
suchenden Gästen der Open-Air-Bar auf dem Dach des Hotels
Ambassador auftauchte, war…
»Ferguson!« entfuhr es Richard Patrick mit
Grabesstimme.
*
Da
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