Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Titel: Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
gab es keinen Grund mehr zum Überlegen.
    Björn Hellmark reagierte eine ganze Sekunde schneller als
Richard Patrick.
    Der blonde Deutsche mit dem markant geschnittenen Gesicht und der
sonnengebräunten Haut, sprang von seinem Platz an der Bar, lief
quer an den dicht stehenden Tischen und Liegen vorüber und
bahnte sich einen Weg durch die Neugierigen, die sich im Nu
versammelte hatten.
    Thomas Ferguson taumelte, fiel gegen einen Pflanzkübel, und
der Baum mit den großen, schattenspendenden Blättern
kippte zur Seite. Ferguson stürzte mit zu Boden.
    Jemand im Hintergrund schrie nach einem Arzt. Eine Frau in
Fergusons unmittelbarer Nähe wurde ohnmächtig.
    Der breite Kübel knallte mit voller Wucht auf einen Tisch, wo
Getränke und Eisbecher standen, die wie von unsichtbaren
Händen davongefegt wurden. Die Gläser zersplitterten auf
dem Betonboden der Dachterrasse.
    »Bitte – so machen Sie doch Platz!« verlangte
Hellmark mit scharfer Stimme, als sich ihm mehrere Personen in den
Weg stellten und um den Stürzenden drängelten, so daß
Björn nicht schnell genug an Ort und Stelle konnte.
    Er drückte kurzerhand zwei kräftige Männer zur
Seite und sprang nach vorn, über eine Liege und den
Pflanzkübel hinweg, schaffte es aber nicht mehr rechtzeitig,
Fergusons Sturz zu verhindern.
    Im nächsten Moment kniete Björn neben dem Mann, den
Richard Patrick die ganze Zeit über sehnlichst erwartet
hatte.
    Ferguson sah furchtbar aus.
    Er atmete heftig, seine Augenlider flatterten, und nur hin und
wieder hob er sie an und blickte stumpf in die Runde.
    Da tauchte auch Richard Patrick auf.
    Der untersetzte Mann mit dem schütteren Haar wirkte
blaß und verstört. Nur mühsam konnte Patrick seiner
Stimme einen ruhigen Klang geben.
    »Ferguson… was ist denn passiert… wie sehen Sie
denn aus?«
    Abgehackt kamen die Worte über seinen Mund.
    »Patrick…? Sind Sie es, Patrick?« Die Stimme des
Schwerverletzten war wie ein Hauch.
    »Ja, Ferguson.«
    Björn Hellmark hatte sich einfach von einer nahen Liege ein
weiches Kissen genommen und bettete den Kopf des Mannes darauf.
    Ein Umstehender reichte ein gefülltes Glas mit frischem
Wasser.
    Björn führte es an die trockenen, aufgesprungenen Lippen
des Mannes. Ferguson hatte kaum die Kraft zu trinken, obwohl er nach
jedem Tropfen Flüssigkeit förmlich lechzte.
    Vorsichtig träufelte Björn Hellmark Schluck für
Schluck in Thomas Fergusons Mundhöhle.
    Jemand reichte ein Handtuch. Wortlos ergriff es Patrick und tupfte
damit die am schlimmsten aussehende Wunden ab.
    Die Verletzungen waren tief. Ferguson war geschwächt, bewegte
die Lippen und wollte etwas sagen, aber kein Ton kam aus seiner
Kehle.
    Er atmete flach und schnell. Sein Puls raste.
    Richard Patrick und Björn Hellmark warfen sich einen raschen
Blick zu.
    Thomas Fergusons Leben hing an einem seidenen Faden.
    Seit seiner auf diese Weise unerwarteten Ankunft hier auf der
Dachterrasse des Hotels waren erst zwei Minuten vergangen, und doch
schien es den beiden Männern wie eine Ewigkeit.
    Im Hotel gab es einen Arzt. Er mußte jeden Augenblick da
sein.
    »Was ist geschehen, Ferguson?« stellte Richard Patrick
noch mal seine Frage und tupfte mit dem zusammengefalteten Handtuch
die Stirn des Mannes ab, auf der Blut und kalter Schweiß sich
mengten.
    »Was… was ist…?« stammelte Ferguson
schwach.
    Er schien die Stimme seines Gesprächspartners zwar vernommen
zu haben, aber den Sinn der Worte hatte er nicht verstanden.
    Patrick wiederholte seine Frage. Langsam und deutlich sprach er
jedes Wort und hatte dabei den Mund dicht am Ohr des
Schwerverletzten.
    Plötzlich öffnete Thomas Ferguson die Augen. Man merkte
ihm an, wie schwer es ihm fiel, sich zu dieser Bewegung
durchzuringen. »Wir waren… doch hier… verabredet,
Patrick… erst im Aufzug… hat es… angefangen… die
Verletzungen… hat mich viel Kraft und Blut…
gekostet.«
    Er sprach abgehackt und kaum verständlich. Etliche Wortfetzen
blieben auch Björn und Richard Patrick unverständlich.
    Die tiefen Wunden an seinem Körper waren erst im Aufzug
entstanden? Wußte Thomas Ferguson wirklich noch, was er da
sagte?
    Patrick bezweifelte es. Fergusons Hirn litt unter dem Blutverlust
und dem Sauerstoffmangel, und die Schwäche des Verletzten nahm
sichtbar zu.
    »… ich war…«, brachte Ferguson mit
größter Anstrengung seine letzten Worte heraus, »in
der Krypta der Regenbogenmenschen…«
    Sein Kopf fiel zur Seite.
    Der Arzt aus dem Hotel kam gerade dazu und

Weitere Kostenlose Bücher