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Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Titel: Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Sterne.
    Die Luft war kühl, aber nicht unangenehm. Hellmark atmete
tief ein.
    Dies war nicht die Stelle, wo er vermutet hatte anzukommen. Der
Unfall zwischen den beiden Fahrzeugen auf der Verbindungsstraße
Sykesville – Baltimore war mitten auf der Fahrbahn passiert,
aber er stand auf einer Wiese, deren genaue Lage noch ein Rätsel
für ihn war.
    Da durchfuhr es ihn plötzlich wie elektrischer Strom.
    Die Wiese, von der Richard Patrick ihm erzählt hatte…
Hier war Jennifer Arnes verschwunden. Genau an dieser Stelle, an der
er stand?
    Hellmark zweifelte keine Sekunde.
    An dieser Stelle war demnach vor langer Zeit – vielleicht zu
einem Zeitpunkt, als es noch gar keine Menschen auf der Erde gab
– schon mal etwas geschehen, was in der jüngsten
Vergangenheit Goldie Lindon und nun Jennifer Arnes zugestoßen
war…
    Aber – es wirkte sich nicht in gleichem Maß auf ihn
aus, obwohl er sich daranmachte, jenen Ort seiner Ankunft genau zu
untersuchen und abzutasten. Alles war ganz normal, natürlich, es
gab nichts, was er in irgendeiner Weise als verdächtig
hätte einstufen müssen.
    Hellmark war weit und breit der einzige Mensch. Er überquerte
die Wiese, erklomm den niedrigen Hügel und sah auf der anderen
Seite der Straße zwischen den Bäumen das Wohnhaus der
Lindons.
    Bis auf ein Fenster, das hell erleuchtet war, lag das Gebäude
im Dunkeln.
    Dort, wo Licht brannte, bewegte sich verwaschen die Silhouette
einer Person.
    Es war der Raum der Lindon-Tochter Goldie.
     
    *
     
    Seit drei Tagen fühlte Betty Lindon eine Unruhe in sich, wie
sie sie schon lange nicht mehr gekannt hatte.
    Mit dem Auftauchen jenes Mannes aus Ohio – Percy Morgan
– hatte alles wieder begonnen, und die alte Wunde war
aufgerissen worden.
    Goldie, mehr denn je dachte sie an ihre Tochter.
    Betty Lindon atmete tief, nahm liebevoll eine der Puppen in die
Hand, die Goldie in Reih und Glied auf der Bank neben dem Fenster
sitzen hatte, betrachtete sie eingehend und preßte sie dann
fest an ihr glühendes Gesicht.
    »Goldie… Goldie… wenn du nur wieder hier
wärst…«, wisperte sie mit Tränen in den
Augen.
    Sie starrte aus dem Fenster, hinunter in die Dunkelheit.
    Im Moment war sie allein zu Hause. Bruce, ihr Mann, und ein
Großteil der auf der Farm Beschäftigten befanden sich auf
einer Parteiversammlung in Baltimore, auf der ein Senator eine Rede
hielt.
    Andere Fannarbeiter hatten sich in ihre Unterkünfte
zurückgezogen, die jenseits des Haupthauses hinter dem kleinen
Wald lagen, den die Lindons aus begreiflichen Gründen bis zum
heutigen Tag nicht abgeholzt hatten.
    Betty Lindon preßte ihre heiße Stirn gegen das
kühle Glas und starrte gedankenversunken und voller Unruhe auf
die Straße, dann hinüber zur Wiese, die vollkommen im
Finstern lag, wo sich das Unheil seinerzeit abgespielt hatte.
    Minuten verstrichen. Da gab sich die Frau plötzlich einen
Ruck, sah noch mal durch das kleine, ordentlich aufgeräumte
Zimmer, löschte das licht und stieg über die Treppe nach
unten.
    Es schien, als hätte Betty Lindon plötzlich einen Ruf
vernommen, der ihr galt und sie veranlaßte, das Farmhaus zu
verlassen.
    Sie hatte Sehnsucht, jene Stelle aufzusuchen, wo Goldie damals
spielte und schließlich auf unheimliche Weise verschwand.
    Sie zog die Tür hinter sich ins Schloß, lief zum
Gatter, überquerte die Straße und eilte den sanft
abfallenden Hügel hinunter, der direkt zur Wiese
führte.
    Betty Lindon atmete schnell. Ihr Herz schlug wie rasend, und sie
fühlte das Pochen bis an ihre Kehle.
    Im Traum hätte sie die Stelle wieder gefunden. Wie oft war
sie anfangs hier gewesen, in der Hoffnung, Goldie wieder zu begegnen.
Anfangs hatte sie das Gefühl gehabt, daß alles nur ein
böser Traum war, der in dem Augenblick endete, da sie die Augen
aufschlug und sich wach in ihrem Bett fand. Dieser Gedanke war zur
fixen Idee geworden und hatte dafür gesorgt, daß sie lange
Zeit unter Depressionen litt, die nur mit einiger Geschicklichkeit
durch einen guten Psychotherapeuten in Baltimore eingedämmt
werden konnte und nicht zum Wahnsinn führten.
    Betty Lindon erreichte die Stelle und blickte mit glänzenden,
feucht schimmernden Augen in die Runde. Ein schmerzliches
Lächeln spielte um ihre Lippen. »Goldie… hallo…
Goldie… kannst du mich hören?«
    Ihre Stimme verhallte.
    »Wenn du mich hörst, Goldie… gib doch Antwort…
bitte… gib doch Antwort! Wenn du dich irgendwo in der Nähe
versteckt hast, komm doch heraus! Es ist schon dunkel. Bald

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