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Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Titel: Macabros 076: Ruf ins Vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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hören…
Die Geräusche mischten sich unter das trockene Rascheln, das die
bizarren Beine des Insektenmenschen verursachten, wenn die
Chitinhüllen sich aneinander rieben.
    Kam endlich Hilfe aus der Nachbarschaft? Sie hörte nun auch
laute Stimmen aus dem nahen Restaurant, das zur Anlage ›Las
Jardines‹ gehörte.
    Frank, waren ihre Gedanken. Frank, wenn du doch bloß hier
wärst…
    Dann war das menschengroße Insekt mit dem spitzen, bizarren
und furcheinflößenden Schädel über ihr.
    Der Verfolger ließ sein Schwert in die Scheide gleiten,
bückte sich, riß Alexandra Becker in die Höhe und
warf sie sich wie einen zusammengerollten Teppich über die
Schulter.
    Dann jagte er über die Stufen nach oben in seltsam
schaukelnder, federleichter Gangart, als würde er darüber
schweben…
    Die Dunkelheit im Innern des Terrassengartens war für ihn der
beste Schutz.
    Als im Nachbarhaus die Tür aufging und sich auch im
Hintereingang des Restaurants einige aufgeschreckte Bewohner zeigten,
tauchte das unheimliche, menschengroße Insekt in den
Kernschatten des Hauses.
    Es durchquerte den Korridor, dann das große Wohnzimmer mit
dem offenen Kamin und lief auf die Terrasse bis zu dem Buschwerk, wo
es sich vorhin versteckt hielt.
    Alexandra Beckers Sinne waren vor Schmerzen und Angst halb
betäubt. Sie bekam nicht mit, wie die Zweige ihr Gesicht
streiften, wie sie sich in ihrem langen Haar verfingen.
    »Da ist er!« schrie plötzlich ein Mann durch die
Dunkelheit.
    Der Kopf des Rieseninsekts flog herum. Aus seinen schillernden
Facettenaugen blickte es zur Mauer, die das Grundstück von dem
nebenanliegenden trennte.
    Auf der Mauer stand ein Mann!
    Er deutete mit ausgestreckter Hand auf den Unheimlichen, der sich
in der Dunkelheit kaum hervorhob. Im Gegensatz zu Alexandra Becker,
deren helle Kleidung und blondes Haar förmlich leuchteten.
    »Dort… er ist genau auf der anderen Seite der
Mauer… Kommt schnell!« Mit diesen Worten sprang der Mann in
die Tiefe.
    Federnd kam er auf.
    Er war jung, muskulös, trug hauteng anliegende Blue Jenas,
die in den Nähten krachten, als er sich aufrichtete. Sein
Oberkörper war nackt.
    Der mutige Helfer spurtete auf den Unheimlichen zu.
»Mach’ keinen Unfug, mein Junge«, sagte er in
deutscher Sprache, ohne zu wissen, ob der andere ihn verstand.
»Fasching ist vorbei. Jetzt kommt die
Demaskierung…«
    Mit diesen Worten warf er sich nach vorn.
    Das monsterhafte Insektengeschöpf, das aufrecht auf zwei
Beinen ging wie ein Mensch, vollzog eine scharfe Drehung nach rechts.
Gleichzeitig riß es das Breitschwert aus der kräftigen
Lederscheide seiner Rüstung.
    Diese bestand hauptsächlich aus weichem, elastischem Leder,
das knirschend jeder Bewegung nachgab.
    Der mutige Tourist erkannte die tödliche Gefahr zu spät
und lief genau in das Schwert.
    Mit einem gurgelnden Aufschrei brach der Getroffene in die
Knie.
    Das unheimliche Insekt kümmerte sich nicht um den
Sterbenden.
    Mit einem Sprung landete es mitten im Gebüsch.
    Zweige krachten, Äste brachen.
    Der am Boden liegende Deutsche starrte mit weit aufgerissenen
Augen in das Buschwerk, preßte die Hand auf die Wunde und kroch
die letzten Meter, die ihn vom Gebüsch trennten, weiter.
    Er konnte sich nicht vorstellen, wohin der Fliehende sich
eigentlich wenden sollte. Genau hinter dem Gebüsch stießen
Hauswand und Begrenzungsmauer zum Nachbargrundstück
zusammen.
    Peter Gerlitz aus Köln sah in den letzten Sekunden seines
Lebens etwas, das sein Gehirn nicht begriff.
    Zitternd kam seine rechte Hand nach vorn, drückte das
Blattwerk unmittelbar über dem Boden zusammen und blickte in die
Zwischenräume der Äste.
    Er kam sich vor wie ein Riese.
    Was da vor ihm weglief, war ein Insekt, das aufrecht auf zwei
Beinen ging, eine Lederrüstung trug und sich über die
Schulter einen Menschen geworfen hatte. Doch die Gestalten waren
jetzt nur noch – bleistiftgroß!
     
    *
     
    Die Augen des Sterbenden wurden groß wie Untertassen.
    Eine Minute noch lebte Peter Gerlitz und erlebte den Alptraum
seines Daseins.
    Auf einer freien Fläche, die aus der Sicht dieser winzigen
Gestalten eine Lichtung mitten im Gebüsch war, registrierte der
Schwerverletzte einen mattsilbernen Gegenstand. Der war etwa
dreißig Zentimeter hoch und hatte eine Durchmesser von zehn
Zentimetern.
    Es war eine Miniaturrakete!
    Das fahle, fluoreszierende Schimmern aus dem Innern der Rakete
erhellte die unmittelbare Umgebung des Objekts.
    Der verkleinerte Insektenmensch, der mit

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