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Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Titel: Macabros 077: Zitadelle der Grausamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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aufgegeben, ohne das äußerste zu
wagen. Und so suchte er auch jetzt nach einem Ausweg.
    Wenn Menschen in die Zitadelle gebracht werden konnten, gab es
auch einen Weg nach draußen. Von dem mußte man eben nur
wissen.
    Fred jedenfalls schien davon nichts Näheres bekannt zu
sein.
    »Sie haben Nachschub herangeschafft«, wisperte der Mann
an Hellmarks Seite, daß gerade er es hören konnte.
»Sie werden das gleiche mit ihnen machen… wie mit den
anderen. Wie mit mir. Nur mit dem Unterschied, daß sich bei mir
die grauenhafte Verwandlung zur blutrünstigen Bestie nur noch
von Zeit zu Zeit vollzieht, wenn ich die Klageschreie der
Umzuwandelnden vernehme. Di Capucci hat es fast geschafft… aber
nur fast… Irgendetwas muß ihn veranlaßt haben, den
Kampf abzubrechen und das Weite zu suchen.«
    »Erzählen Sie mir Näheres darüber,
Fred!«
    »Auch Capucci ist ein Jünger der Schwarzen Magie. Zu
einer Zeit, als man weder an Sie noch an mich dachte, war er schon
geboren. Seine Eltern hatten einen kleinen Zirkus und zogen damit von
Dorf zu Dorf, um ihre akrobatischen und magischen Kunststücke
vorzuführen. Die Capuccis stammen aus Italien und kamen von dort
nach Österreich. Es muß in den Jahren 1470-80 gewesen
sein. Ernesto war damals fünfzehn oder sechzehn Jahre alt.
Anfang der neunziger Jahre, als die Pest von sich reden machte und
auch Wien nicht völlig verschonte, befand er sich mitten in der
Stadt und versuchte, der Seuche durch Zauberei und Magie Einhalt zu
gebieten.«
    Was Fred da von sich gab, konnte man schwerlich glauben.
    »Ich denke, Ernesto di Capucci sei Ihnen begegnet?«
    »Das ist er auch. Weshalb fragen Sie?«
    Unwillkürlich wurde Freds Stimme lauter.
    Doch zum Glück merkten die anderen nichts davon, die sich
nach rechts von ihnen entfernten und von der Dunkelheit aufgenommen
wurden. Die beiden wie Ritter gekleideten Tierischen trugen schwere,
metallene Stiefel, deren Absätze laut auf dem steinernen Boden
knallten.
    »Di Capucci lebte im Mittelalter, und Sie können doch
nicht von sich behaupten, daß…«
    Fred winkte ab. Er tippte sich an die Stirn. »Ach ja.
Natürlich. Das meinen Sie. Nun, hier in der Zitadelle
gewöhnt man sich an alles. Di Capucci ist unsterblich. Er ist
ein Magier, das sagte ich schon. Der einzige menschliche
übrigens. Nachdem er den anderen lange Zeit Theater vorgespielt
hat, ist er offensichtlich zur Überzeugung gekommen, daß
es besser ist, sich gegen die zu stellen, mit denen er zunächst
zusammenarbeitete. Ernesto di Capucci ist nicht mehr bereit, die
grauenvollen Experimente mitzumachen, die in der Zitadelle
durchgeführt werden. Damals – in der Zeit der Pest –
erhielt er den ersten Kontakt und die Möglichkeit, mit Hilfe der
Magie Elemente und Ereignisse zu beeinflussen. Nun gut – das
sind rund zweihundert Jahre her. Was sind zweihundert Jahre für
einen Magier?«
    Fred schien immer noch nicht verstanden zu haben.
    »Zweihundert Jahre?« fragte Björn Hellmark gedehnt.
»Dann wären wir Ihrer Meinung nach also jetzt im –
achtzehnten Jahrhundert, nicht wahr?«
    Fred nickte. »Richtig. Ich wurde 1729 geboren – und bin
jetzt einunddreißig Jahre alt. Wir schreiben demnach das Jahr
1760…«
    Björn sagte nichts mehr.
    In der Zwischenzeit waren – wenn er sich nach Freds
Ausführungen richtete – weitere zwei Jahrhunderte
vergangen. Er, Björn Hellmark, war ein Kind des zwanzigstens
Jahrhunderts.
    Björns Kopfhaut zog sich zusammen.
    Entweder war Fred wahnsinnig und wußte nicht, was er sagte
– oder im Innern der Zitadelle war seit Freds Ankunft die Zeit
stehengeblieben.
    Es gab auch noch eine andere Möglichkeit.
    Er, Björn Hellmark, war durch die magische Falle von der
Gegenwart in die Vergangenheit getragen worden und hielt sich nun im
achtzehnten Jahrhundert auf…
     
    *
     
    Die beiden Unheimlichen, die die Menschen davonschleppten, waren
kaum noch zu erkennen.
    Spätestens jetzt war der Moment gekommen, da Hellmark nicht
mehr länger zögern durfte, den Davongehenden auf den Fersen
zu bleiben.
    Er wollte genau wissen, wohin sie sich begaben und was mit den
Entführten geschah.
    Vielleicht entdeckte er auf diese Weise eine Spur von den
Freunden…
    Abermals versuchte er, seinen Doppelkörper entstehen zu
lassen. In der Atmosphäre gab es jedoch einen Hinderungsgrund,
der dies nicht zuließ.
    Wie ein Schatten blieb Fred an seiner Seite.
    Der Mann mit den unterschiedlich großen Haarbüscheln
auf dem nackten Oberkörper wirkte manchmal ganz

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