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Macabros 080: Die Waben-Monster

Macabros 080: Die Waben-Monster

Titel: Macabros 080: Die Waben-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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starrte er in die beängstigende,
schwindelerregende Tiefe.
    Sephoos beugte sich weit nach vorn und überragte nun schon
mit zwei Dritteln seiner Körperlänge den Dachrand. Ein
Mensch hätte längst das Übergewicht verloren und
wäre haltlos in die Tiefe gestürzt.
    Mit dem Kopf nach unten kroch der Insektoide über die
Hauswand.
    Er erreichte das spaltbreit geöffnete Fenster. Dahinter lag
gedämpfter Lichtschein.
    Janine Cardons Wohnung…
    Der Insektenmensch stieß den angelehnten Fensterflügel
nach innen. Sephoos hing nur mit seinen klebrigen, widerborstigen
Beinen an der rauhen, grauen Wandoberfläche.
    Wie ein Artist schwang sich der Besucher in den Wohnraum und
drückte das Fenster hinter sich zu.
    Janine Cardon merkte von alledem nichts.
    Sie lag auf der Couch und schlief.
    Der Insektenmensch näherte sich ihrem Lager. Mit einem Blick
nahm er die Umgebung in sich auf.
    Er war mit seiner Wahl zufrieden.
    Zwar störten ihn die Fenster und Zwischenwände. Aber das
war typisch für diese Rasse.
    Er war erst seit kurzer Zeit auf dieser Welt. Doch durch seine
Fähigkeit, seine Gedanken in die Köpfe der Menschen zu
schicken, war ihm manches bekannt geworden, was ein anderer sich erst
mühsam an Informationen hätte beschaffen müssen.
    Es gab Schlösser und Paläste. Die wären für
seine Zwecke ideal gewesen. Doch er konnte sie nicht benutzen. Er
mußte im Verborgenen agieren.
    »Ich bin da. Ich bin sehr zufrieden mit dir!«
    Er sagte es ruhig und betont. Sein Französisch klang
perfekt.
    Sephoos streckte die Klauen nach ihr aus.
    »Komm! Laß uns beginnen…«
    Janine Cardon schlug die Augen auf.
    Ihr Bück war abwesend, und obwohl er auf ihren Besucher
gerichtet war, schien sie ihn nicht wahrzunehmen.
    Wie in Trance erhob sie sich.
    Der Insektenmensch blieb an ihrer Seite.
    Er brauchte sich nicht lange in der Wohnung umzusehen.
    Mit dem ihm eigenen Instinkt wählte er die richtige Stelle
aus.
    Speise- und Wohnzimmer waren ein einziger großer Raum, wenn
man die Verbindungstür vollständig öffnete.
    Sephoos forderte die Tänzerin auf, die Möbel zu
verrücken. Er brauchte soviel Platz wie möglich.
    Alle Sessel, Stühle und Tische wurden in der
äußersten Ecke des Raumes zusammengeschoben.
    Das gepflegt eingerichtete Apartment sah nach einigen Minuten aus
wie eine Rumpelkammer.
    Der mittlere Abschnitt der Wohnung war leer.
    Janine Cardon lächelte selbstvergessen. Sie stand völlig
teilnahmslos da, als ginge sie das alles nichts an.
    Der Unheimliche hatte sie völlig unter hypnotischer
Kontrolle.
    Er begann in der äußersten linken Ecke.
    Wie ein Magier, der die Geister der Finsternis beschwor, hob er
seine Insektenklauen.
    Mit streichenden Bewegungen fuhr er über die Wand, dann quer
hoch zur Decke.
    Feine, hauchdünne Fäden, die aussahen wie das Gespinst
einer Spinne, schossen aus winzigen Öffnungen der Widerhaken,
die unterhalb der Klauen saßen.
    Gelblich-weiß schimmerndes Gewebe haftete an der
Wandoberfläche und hing herab wie dünne, durchsichtige
Schleier.
    Der Insektenmensch verstärkte durch weitere streichende
Bewegungen das Gebilde, das rasch Form annahm.
    Dann griff der unheimliche Besucher mit den Greifwerkzeugen in
seine Mundöffnung.
    Ein langer, dicker Strang kam langsam heraus.
    Er sah aus wie das Ektoplasma aus dem Mund eines Mediums.
    In Verbindung mit den Klebefäden entstand eine Masse, die
sich leicht verarbeiten ließ.
    Der Insektenmensch knetete unablässig. Schnell und wendig
bewegten sich die Greifwerkzeuge.
    Rasch entstand in der oberen linken Ecke ein sechseckiges Gebilde.
Eine honigfarbene, überdimensionale Wabe, die einen mittleren
Durchmesser von etwa sechzig Zentimetern aufwies.
    Sie war groß genug, um einen Menschen aufzunehmen…
     
    *
     
    »Ja, bist du denn total übergeschnappt?« schrie er
sie an. »Hab’ ich’s nur noch mit einem Haufen Irrer zu
tun, oder ist wenigstens noch einer hier, von dem man sagen kann,
daß er halbwegs normal ist?«
    Pascal Regnier, Tänzer und Choreograph, gebärdete sich
wie eine Trickfilmfigur.
    »Das ist kein Hotel – das ist ein Irrenhaus!«
    Er fuchtelte mit seinen Armen in der Luft herum, raufte sich die
Haare, und in seinen Augen blitzte es.
    Pascal Regnier war ein kleiner, drahtiger Mann, ein agiler Typ,
den man ständig nur aktiv sah.
    Die Kritiker waren sich einig in ihrer Auffassung, daß
Regnier in die Reihe der großen Tänzer dieser Zeit
gehörte.
    Einer hatte mal geschrieben, daß man bei ihm das Gefühl
habe, er sei

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