Macabros 080: Die Waben-Monster
ist
gefährdet. Nur wenige wissen das. Aber sie kamen durch Zufall
darauf. Sie wohnen im gleichen Haus wie er?«
»Oui…«
»Aber es ist Ihnen nichts Besonderes aufgefallen, nicht
wahr?«
»Was sollte mir noch aufgefallen sein?«
»Vielleicht letzte Nacht? Geräusche in der Wohnung? Oder
vielleicht haben Sie – eine schwarze Gestalt im Treppenhaus
gesehen. Aber aus begreiflichen Gründen, nicht für voll
genommen zu werden, darüber geschwiegen?«
»Nein, Mademoiselle…«
Die Frau, mit der Henry Musk sprach, war niemand anderes als Tina
Morena!
Alle Freunde, die irgendwann schon mal auf Marlos, der
unsichtbaren Insel zwischen Hawaii und den Galapagos gewesen waren,
hatte Björn Hellmark nach Paris gebeten, ehe er seine Reise in
den Mikrokosmos antrat.
Und wer sich irgendwie hatte freimachen können, um die
Stamm-Mannschaft zu verstärken, der war gekommen.
So weilte in dieser Stunde auch Anka Sörgensen-Belman in der
Seine-Metropole.
Hellmark kam es darauf an, soviele Wohnungen und Häuser
beobachten zu lassen, wie nur möglich.
Nach dem Auftauchen der Nachtseelen von Zoor, die in Wirklichkeit
bedauernswerte Menschen waren, war zu befürchten, daß der
Angriff der Vampirischen sich Nacht für Nacht wiederholte. Damit
würden die Reihen alle vierundzwanzig Stunden um ein Vielfaches
gestärkt.
Albert Nevieux war nach seinem Afrika-Aufenthalt nachweislich zu
einer Nachtseele geworden. Das hatten auch die Feststellungen Pierre
Yves Bayonnes erbracht, den es schließlich auch erwischte, als
er die Gefahr falsch einkalkulierte und Träger des verwandelnden
Keims wurde.
Nun, in dieser Nacht zeigte sich der gleiche Nevieux
plötzlich wieder in seiner alten Gestalt. Ein neuer Teufelsspuk,
diesmal mit umgekehrten Vorzeichen?
Oder sollte der Auftritt der Nachtseelen in der letzten Nacht, der
gerade im Etablissement ›Venus‹ zum Chaos führte, eine
einmalige Angelegenheit gewesen sein?
Es schien so.
Wie die Freunde, die in Paris weilten, war auch Tina Morena darauf
aus, soviel wie möglich herauszufinden, um Licht in die dunkle
Affäre zu bringen. Unter Einhaltung aller gegebenen
Sicherheitsregeln sollte sie mithelfen einen Zipfel des Geheimnisses
zu lüften.
»Gehen Sie nach Hause, Monsieur Musk, und vergessen Sie, was
Sie hier gesehen haben«, sagte sie zu dem Mann.
Daß Tina Morena sich in Paris aufhielt und für
Hellmarks Ziele arbeiten konnte, war augenblicklich ein
glücklicher Umstand. Die junge Schauspielerin, die gemeinsam mit
Anka Sörgensen-Belman als geistige, seelische und
körperliche Einheit die Grenzen zwischen einer bestimmten
Dimension überspringen konnte, drehte derzeit einen Agentenfilm
mit okkultem Einschlag.
»Und beherzigen Sie einen Rat! Ich meine es gut mit Ihnen:
lassen Sie in dieser Nacht Türen und Fenster gut
verschlossen…«
»Warum?« wollte Musk wissen.
»Es gibt Gefahren, die merkt man im Leben immer erst dann,
wenn es schon zu spät ist. Wir glauben, daß durch Monsieur
Nevieux eine Gefahr entstehen kann, die sich dann nicht so leicht
beseitigen läßt.«
Henry Musk war kein Mensch, der gern ein Risiko auf sich nahm und
lange Fragen stellte.
Doch eine entrann ihm: »Sind Sie von der Polizei?«
Tina Morena gab ihm darauf keine Antwort.
Es sah so aus, als hätte das Geräusch vom
Fabrikgelände sie in dieser Sekunde auch abgelenkt.
»Gehen Sie, Monsieur…«
Musk machte auf dem Absatz kehrt und war froh, daß er diese
komische Geschichte ohne größere Komplikationen hinter
sich gebracht hatte.
Der blasse Mann mit den dunklen Augen und dem flachen,
gescheitelten Haar war überzeugt davon, einer ganz großen
Sache auf der Spur gewesen zu sein. Doch aus verständlichen
Gründen konnten diejenigen, die unmittelbar damit befaßt
waren, nicht darüber sprechen.
War die Frau eine Geheimagentin? Wurde Nevieux beschattet? Bei
seinen vielen Auslandsreisen konnte man schon mißtrauisch
werden…
Die Wendigkeit, Kraft und das Auftreten der Frau
beschäftigten Musk ebenfalls. Das war eine Person, die mit
beiden Beinen im Leben stand, sich durchsetzte und die keinen
Beschützer brauchte, weil sie sich selbst beschützen
konnte.
Sie verstand sich auf die asiatischen Kampftechniken.
Schließlich hatte er ihren harten Zugriff am eigenen Leib zu
spüren bekommen.
Donnernd sprang der Dieselmotor an.
Im nächsten Moment krachte es, und grelle Scheinwerfer
flammten auf.
Von der Seite her setzte sich der große Raupenschlepper mit
den tonnenschweren Schaufeln in
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