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Macabros 080: Die Waben-Monster

Macabros 080: Die Waben-Monster

Titel: Macabros 080: Die Waben-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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zerfallene und verlassene
Dorf.
    Dann erfolgte der Angriff aus der Höhe eines der
Riesenbäume, wie sie nie zuvor welche gesehen hatte.
    Schreckliche Baumgesichter, die von der Hand eines Titanen in den
granitenen Stamm geritzt worden sein mußten. Die Flucht des
Eingeborenen-Medizinmannes in diesen wildfremden Zyklopendschungel,
ihr Versuch, ihm auf den Fersen zu bleiben und ihn
zurückzurufen.
    Da war es geschehen…
    Ein riesiges, schweres Netz wurde über sie geworfen. Sie
stürzte. Dann ein Druck zwischen den Schultern. Etwas
Metallisches bohrte sich schmerzhaft in ihren Leib.
    Danach waren Schwärze und Vergessen, von denen sie geglaubt
hatte, es sei der Tod…
    Aber nun war sie wieder erwacht.
    Es war nicht der Dschungelboden, auf dem sie lag. Das erkannte sie
ganz deutlich.
    Es gelang ihr, den Kopf ein wenig anzuheben. Es ging schon wieder!
Sie vermutete, daß die bleierne Schwere und Taubheit in ihren
Gliedern auf ein Gift zurückzuführen war, das sie
fällte oder auf ein langes, kräftezehrendes
Krankenlager.
    Wie lange sie sich schon im Mikrokosmos aufhielt, davon hatte sie
keine Vorstellung.
    Doch sie würde es noch herausfinden. Wenn sie lebte, war dies
ein Zeichen dafür, daß sie den Angriff mit Netz und Bogen
überstanden und jemand sie entführt hatte.
    In jeder anderen Situation hätte sie auch die Überlegung
gehabt, daß sie in die Hände von Freunden gefallen war,
die sie gesund gepflegt hatten.
    Hier aber kam diese Vorstellung erst gar nicht auf.
    Sie wußte: jene Welt, auf der der Irre von Zoor regiert, ist
unlogisch, böse und verlogen, von Grund auf schlecht. Hier habe
ich keine Freunde, die mir helfen können. Nur Feinde. Und die
wollen meinen Tod…
    Der Boden unter ihr war glattgeschliffen und braun. Blankes Holz.
Ein großes Brett.
    Dann brachte sie den Kopf weiter herum. Ihre
Bewegungsfähigkeit verbesserte sich von Minute zu Minute.
    Sie erblickte den Eingang zu einem Holzhaus.
    Das war wie der Einschnitt eines Tales in ein Gebirge aus
Holz.
    Wer hier wohnte, mußte ungeheuerliche Körpermaße
haben.
    Der düstere Himmel, der sich über sie spannte, bestand
aus dem Blattwerk der titanischen Bäume. Dieser
Blätterhimmel, der kilometerdick war, würde sich niemals
auflockern und einen Sonnenstrahl hereinlassen. Auf dieser Welt gab
es keine Sonne.
    Das Holzhaus stand auf dem Baum, würde in seinen riesigen
Zweigen und Ästen gehalten und war darin verankert.
    Das schräg angesetzte Dach war mit massigen Holzschindeln
versehen. Doch dies war wohl mehr eine Zierde.
    Wenn es in diesem Dschungel regnete, waren die Blätter des
Riesenbaumes für jeden Schutzsuchenden die beste Unterkunft.
Diese riesigen Lappen, die wie aufgespannte, eingefärbte Laken
aussahen, hielten den stärksten Platzregen ab.
    Carminias Herzschlag beschleunigte sich. Sie erblickte die
armdicken Lianen, von denen mehrere an jeder Seite des Hauses und an
den Ästen über, unter und neben ihr hingen. Sie waren
kunstvoll gedreht, so daß sie an überdimensionale
Zöpfe erinnerten. Die Brasilianerin bezweifelte, daß sie
auf natürliche Weise in dieser Form gewachsen waren. Sie kam
sich vor der gewaltigen Ausdehnung des fremdartigen Hauses vor wie
ein Miniaturwesen, das in die Stadt eines Riesen gekommen war.
    Fast so war es.
    Es rauschte und raschelte in den Blättern ringsum. Zwei der
lakengroßen Gebilde verschoben sich über ihr.
    Und zum erstenmal seit ihrer Ankunft in Zoor erblickte Carminia
Brado Rangkors Gesicht!
    Sie hielt den Atem an, um nicht laut aufschreien zu
müssen.
    Die Augen waren groß wie Tümpel und blickten gierig auf
sie herab.
    »Hohoho! Hoohooo!« ertönte es aus dem riesigen
Mund.
    Die Luft schlug über Carminia zusammen.
    Das große, vernarbte Gesicht, breitflächig und primitiv
wie das eines Urmenschen, glänzte verschwitzt über ihr.
    Rangkor bog den Blättervorhang ganz zur Seite. Der Gigant
stand zwischen einer Astgabel und überragte Carminia Brado um
das Zwanzigfache.
    Einsam und verloren kam sich die Erdenfrau vor.
    War sie dem Wahnsinn verfallen? Oder gaukelte das Gift, das durch
die Pfeilspitze in ihre Blutbahn gelangt war, solche schauerlichen
Szenen vor?
    Giganten gab es in der Phantasie und in der Sage. Eine furchtbare
Vorstellung, wie Kinder sie manchmal hatten – aber die
Wirklichkeit sah doch ganz anders aus! Da gab es keine Riesen
und…
    Abrupt brach sie ihre Überlegungen in dieser Richtung ab. Sie
wußte aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie unrecht sie damit
hatte. Wie viele

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