Macabros 080: Die Waben-Monster
einem
Fliegenfänger und sich von der zähen Schleimschicht nicht
mehr lösen konnte.
Carminia Brado zitterte an Arm und Bein, als die Riesenechse ihr
Versteck verließ. Der plumpe Körper tauchte zwischen den
Ästen auf. Er hatte einen Umfang wie ein Saurier der Urzeit.
Die schweren, säulenartigen Beine stießen den
mächtigen Körper nach vorn.
Das Echsen-Chamäleon drehte den Spieß um.
Aus ihrem Versteck heraus sah Carminia Brado die kalt glitzernden
Augen der Bestie, die schwarz wie geschliffene Diamanten über
ihr funkelten. In der riesenhaften Pupille spiegelte sich das Opfer
Rangkor.
Ein Ast zerbrach berstend, als der Koloß sich darüber
hinwegwälzte.
Carminia befand sich wie unter einem Bann.
Sie hörte Rangkors verröchelnden Todesschrei und schrie
fast im gleichen Augenblick selbst gellend auf.
Eine schwarze, armdicke Schlange krachte schmatzend auf den
holprigen Untergrund neben ihr. Sie sah den feucht schimmernden
Klebefilm.
Die Zunge eines weiteren Chamäleons!
Carminia Brados Kopf flog herum. Sie wollte ihren Augen nicht
trauen, als sie sah, wie sich unter dem massigen Schuppenkörper
der zweiten Echse eine zweite, kleinere zeigte.
In der Gabelung hinter dem dichten Blattwerk des Riesenbaumes
schien eine ganze Familie auf der Jagd zu sein!
Die Brasilianerin wälzte sich herum. Nur um Haaresbreite
hatte die Klebezunge sie verfehlt.
Kalt und mordlüstern glitzerten die großen, schwarzen
Augen der Bestie über ihr. Aus dem mit Schuppen besetzten, wie
mit Blut verschmiert aussehenden Maul schlug ihr heißer,
übelriechender Atem entgegen.
Sie hatte keine Möglichkeit, unbemerkt aus dem Loch im Stamm
zu kriechen.
Sie mußte auf der holprigen Oberfläche weiter in die
Tiefe klettern, um sich vor der suchenden Zunge in Sicherheit zu
bringen.
Wieder klatschte sie neben ihr auf die schwarze, granitharte
Oberfläche, die zerklüftet war wie eine Mondlandschaft.
Es gab Wülste, aufgeworfene und zerklüftete Erhebungen,
hinter denen Vertiefungen lagen, in denen bequem ein ausgewachsener
Mensch sich verstecken konnte.
Aber dieses Versteck war nicht ausreichend. Die suchende, klebrige
Zunge war überall und glitt zuckend über die
zerklüftete Mulde hinweg, um das Opfer zu fassen, das die
sensiblen Nervenenden fühlten.
Das dünne Kleid bestand nur noch aus Fetzen und lag am
schweißbedeckten Körper der Frau wie eine zweite Haut.
Carminia rutschte über den schorfigen, rauhen Untergrund. Wie
ein überdimensionaler Zeiger glitt die Zunge der Bestie
nach.
Da – ein Loch! Nicht sehr groß, dunkel und
geheimnisvoll in eine unbekannte Tiefe führend. Es war
ausreichend, um einen menschlichen Körper aufzunehmen. Aber es
war zu klein, um der Zunge Eingang zu gewähren.
Carminia sehnte sich nach Marlos. Ein einziger, konzentrierter
Gedanke hätte genügt, sie auf die unsichtbare Insel zu
versetzen. Aber hier vom Mikrokosmos aus war es nicht möglich.
Das funktionierte nur im Normaluniversum.
Carminia Brado dachte nicht lange nach. Sie handelte und rutschte
um einen Wulst herum, auf das dunkle Loch zu und mußte zu ihrer
freudigen Überraschung feststellen, daß das Loch nicht
kerzengerade in die Dunkelheit führte. In ihm gab es einen
schmalen Vorsprung, auf dem man bequem stehen konnte.
Sie rutschte nach innen, fühlte die schmale Galerie zu ihren
Füßen und trat fester auf. Da geschah es!
Der Boden unter ihr sackte weg!
Zum Nachfassen kam die braunhäutige Frau nicht mehr. Sie
konnte den Rand des Loches nicht mehr erreichen.
Wie ein Stein fiel sie und schrie, obwohl sie wußte,
daß niemand sie hörte und ihr helfen konnte.
Glatter Untergrund! Es ging spiralförmig abwärts, wie
auf einer steil nach unten führenden Rutschbahn.
Carminia fühlte beiläufig die leicht nach außen
hochgezogenen, schalenförmigen Seiten der Rutsche.
Der Sturz war abgemildert.
Dieser bizarre, rätselhafte Baum wartete mit einer neuen
Überraschung auf.
Carminia lag auf dem Bauch. Die Abwärtsbewegung erfolgte
rasend schnell und war sicher nicht auf den menschlichen Organismus
abgestimmt.
Ihr blieb die Luft weg. Vor ihren Augen begann alles zu kreisen.
Die alte Schwäche zeigte sich wieder, und Carminia kam es so
vor, als ob sie zwischendurch immer wieder für kurze Zeit die
Besinnung verlor.
Die Brasilianerin versuchte mechanisch, irgendwo auf der Rutsche
einen Halt zu finden, um die rasende Talfahrt abzubremsen oder gar
aufzuhalten.
Doch sie konnte nichts beeinflussen.
Spiralförmig führte die
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