Macabros 082: Das magische Vermächtnis der grauen Riesen
Begegnen Sie meinem
Namen zum erstenmal oder verbinden Sie etwas damit?« fragte
Chancell unvermittelt. »Wenn Sie der Chancell sind, der sich mit
der Frage befaßt, ob in grauer Vorzeit die Erde schon mal
Besuch aus dem Weltall hatte und daß ein Teil unserer Kultur
möglicherweise auf die Einflüsse dieser Besucher
zurückgeht - dann habe ich schon von Ihnen gehört und
gelesen.«
»Dieser Chancell bin ich! – Vor kurzem habe ich eine
neue Expedition unternommen, eine Forschungsreise zu einem Seitenarm
zum Amazonas. Durch Zufall bin ich auf einen Hinweis gestoßen,
der meine Theorie mit einem Schlag bewiesen hätte. Und auch
bewiesen hat! Sonst wäre es wohl nie zu dieser Begegnung
zwischen Ihnen und mir gekommen.«
»Ich verstehe nicht, ich…«
»Sie werden bald verstehen. – Auch ich mußte meine
Vorstellung jedoch revidieren. Es ist nicht so, wie ich immer
geglaubt habe. Die Erde hatte nicht nur einen Besucher. Es gab viel,
viel mehr. Und die kamen nicht nur von einem anderen Planeten,
sondern wie vorhin schon angedeutet, aus anderen Bereichen der
Wirklichkeit. Da gibt es Paralleluniversen, das Jenseits, das
Unsichtbare, eine andere Dimension, die Mikrowelt… die Welt, die
wir sehen, ist nur ein Bruchteil der Wirklichkeit. Es gibt Tausende
und Abertausende von Welten, die wir nicht registrieren, und die doch
vorhanden sind. In Gedanken beschäftigen wir uns manchmal mit
ihnen, oder die Phantasie mancher Schriftsteller gibt sie wieder
– aber dann glauben wir nicht, daß sie wirklich sind. Aber
so weit wollte ich nicht ausholen. Entschuldigen Sie! Die letzte
Exkursion in den Dschungel veränderte also mein Leben. Ein
Freund – Juan Lopez Amalla und seine Begleiterin waren mit von
der Partie. Leider kann ich sie ihnen nicht mehr vorstellen. Nach
meiner Entdeckung habe ich sofort versucht, sie im Innern der
Pyramide in Sicherheit zu bringen. Leider war auch das nicht mehr
möglich. Die ›Männer in Schwarz‹ hatten
inzwischen ganze Arbeit geleistet. Juan und Angelique sind beide tot,
hingerichtet, um sie für immer zum Schweigen zu bringen. Niemand
nämlich soll von der Existenz der ›Men in Black‹ etwas
ahnen… Wir alle, Juan, Angelique und ich – waren an jenem
betreffenden Ort im Herzen des Amazonas tatsächlich auf das
gestoßen, was wir zu finden hofften. Wir fanden das Wrack der
namenlosen Götter. Ich betrat es und stieß auf Spuren
fremder Wesen, die einst in der Grünen Hölle havarierten.
Im ersten Moment war ich überzeugt davon, ein Schiff aus den
Tiefen des Universums entdeckt zu haben, obwohl der äußere
Eindruck dies alles andere als bestätigen konnte.
Das Schiff sah aus wie eines auf unseren Weltmeeren, wenn es zu
Kriegszwecken Verwendung findet. Nun, Sie werden gleich
sehen…«
Friedrich Chancell unterbrach sich.
Wie von Geisterhand bewegt, öffnete sich die Wand vor
ihnen.
Den Bruchteil einer Sekunde glaubte Künzl die fahlen Umrisse
des riesigen Auges zu sehen, das ihm bei der ersten Begegnung mit der
Pyramide schon aufgefallen war.
»Es ist das Auge des Magiers, der alles sieht und alles
weiß, der alle Welten, Räume und Zeiten gesehen hat, die
Sie sich nur vorstellen können«, erklärte Chancell,
noch ehe Künzl eine diesbezügliche Frage an ihn
richtete.
Der Kriminalbeamte merkte, daß seine Schritte in das Innere
der Pyramide völlig lautlos erfolgten. Der Boden schluckte
jegliches Geräusch.
Künzl kam sich winzig und verloren vor auf der spitz nach
oben zulaufenden Decke. Das waren Abmessungen für Giganten, die
mindestens eine Größe von zehn bis zwölf Metern
hatten.
Jeder Gang, den sie passierten – es waren seit Betreten der
Pyramide insgesamt sieben – hatte eine Länge von hundert
Schritten. Unwillkürlich zählte Künzl mit.
Das waren schon jetzt runde siebenhundert Meter!
Jedes Tor, das sich lautlos öffnete, gab gleichzeitig das
blasse, schemenhafte Bild des riesigen Auges preis, das wie eine
Spukerscheinung auch ebenso schnell wieder verschwand.
Die Wände ringsum schimmerten matt. Künzl hätte
nicht zu sagen vermocht, ob sie aus Metall, Stein oder Kunststoff
bestanden.
Nach dem siebten Tor befanden sie sich in der Mitte der
Pyramide.
Und hier änderte sich ihr Aussehen.
Bernhard Künzl blickte in die Höhe. Sein Blick verlor
sich in endloser Ferne. Er meinte, in die Unendlichkeit des Kosmos zu
sehen. Doch die Planeten und Sonnen waren keine blinkenden,
weißen Sterne, sondern Augen, die halbdurchsichtig wie
unerreichbare Welten über ihm
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