Macabros 082: Das magische Vermächtnis der grauen Riesen
einer der Verantwortlichen, die einen Mord
aufklären sollen. Sie glauben, den Verdächtigen zu haben.
Der Schein trügt. Das möchte ich Ihnen beweisen. Und es
geht nur, wenn Sie alles erfahren, soviel zumindest, wie für Ihr
Verständnis notwendig ist. Das ehemalige Kriegsschiff war Teil
einer Flotte. In der Welt, wo sie hingehörte, herrschte Krieg.
Zwei Völker kämpften um die Vorherrschaft. Das eine Volk
bediente sich nicht nur seiner technischen Geräte, sondern
setzte auch die Waffe der Magie und der Hexerei ein. Von den Feinden
konnte ein Magier gefangengenommen werden. Man kettete ihn an den
Mast des Schiffes…«
Künzl erinnerte sich daran, an dem fraglichen Mast auf dem
Wrack noch Kettenreste gesehen zu haben.
Unwillkürlich wandte der Kriminalist den Kopf. Von dem Wrack
war jedoch nichts mehr zu sehen. Es lag hinter dräuenden
Nebelbänken, und Künzl hätte nicht mal mehr zu sagen
vermocht, in welcher Richtung das Objekt zu finden war.
»Man wollte ihn zwingen, sein magisches Geheimnis
preiszugeben«, fuhr Chancell fort. »Er hat es auch getan -
allerdings nicht vollständig. Da hat man ihn
getötet.«
»Und woher wissen Sie das alles? Wie kamen Sie in der
Kürze der Zeit dahinter?« fragte Künzl zweifelnd.
Es dauerte einen Moment, ehe Friedrich Chancell antwortete.
»Der Magier - sein Name ist Skash – hat es mir selbst
gesagt.«
Spätestens in diesem Moment war sich der Kriminalbeamte im
klaren, daß er es mit einem Wahnsinnigen zu tun hatte und er
alles daran setzen mußte, sich so schnell wie möglich
seinem Zugriff zu entziehen…
*
Die beiden Männer in dem unheimlichen Saal rührten sich
nicht.
Eine unheimliche Dämmerung herrschte, in der das Glühen
der Blütenkelche mit dazu beitrug, daß das Gespenstische
sich noch verstärkte.
Totenstille!
Das Zischen des ausströmenden Betäubungsgases war
verebbt. Wie auf einen stillen Befehl hin zogen sich die Stengel
wieder in den Boden zurück. Die Blütenblätter
schlossen sich, die unheimlichen Farben erloschen.
Arson, der Mann mit der Silberhaut und Björn Hellmark, der
Herr der unsichtbaren Insel Marlos, merkten von alledem nichts.
Sie befanden sich in tiefer Bewußtlosigkeit und lagen da wie
Leichen.
Leise knirschend öffnete sich ein Zugang zu einem der
zahllosen, sinnverwirrenden Korridore.
Mehrere Gestalten huschten in den Saal.
Bei den Ankömmlingen handelte es sich um Puppen.
Sie waren wie Carminia Brado und Arson gestaltet.
Ohne sich um die am Boden liegenden Menschen zu kümmern,
liefen sie auf das Schwert zu, das etwa zehn Schritte von Hellmark
entfernt herrenlos lag.
Nh’or Thruus Puppen hatten ihre Mühe, die
rätselhafte Waffe, die im magischen Feuer einer Esse auf
Xantilon geschmiedet worden war, zu bewegen.
Fünf der nachgebildeten Menschen waren notwendig, um das
Schwert anzuheben. Selbst die Puppen hatten ihre Mühe, es
abzutransportieren. Schritt für Schritt entfernten sie sich von
der Stelle, wo das Schwert gelegen hatte. Keiner von ihnen wäre
in der Lage gewesen, es einfach in die Hand zu nehmen und als Waffe
zu benutzen. Der Gegenstand wurde für sie alle zur Last. Es
dauerte eine geraume Weile, ehe sie den Ausgang erreichten, der sich
hinter ihnen sofort wieder schloß.
Das Schwert war aus Hellmarks Reichweite genommen.
Nh’or Thruu hatte einen weiteren Schachzug gemacht.
Dann brach die lange Dämonennacht auf Zoor an…
*
»Wo befinden wir uns eigentlich jetzt, in diesem
Moment?« fragte Künzl unverhofft.
»Auf keinen Fall mehr an der Stelle, wo ich Sie aufgenommen
habe. Der Weg durch die Dimensionen und Räume ist auch mir als
Neuling noch ein Buch mit sieben Siegeln. Doch ich bin sicher,
daß Skash mich mit der Zeit noch in die Geheimnisse einweihen
wird. Er ist meinen Wünschen gegenüber sehr zugetan.
Schließlich wurde er durch mich aus dem Joch der Ewigen Strafe
befreit. Wenn auch sein Körper vergangen ist – sein Geist
ist erhalten geblieben. Der magische Mantel hat ihn geschützt.
Sie konnten ihm diesen nicht wegnehmen…«
Die ganze Geschichte kam Künzl plötzlich an den Haaren
herbeigezogen vor, und er hatte eine seltsame Idee.
Ich träume, sagte er sich. Ich bin völlig
übermüdet nach Hause gefahren, und die ganze Mordgeschichte
beschäftigt mich noch immer…
Er machte schnell einen Schritt nach links. Ehe Chancell sich
versah, packte Künzl ihn am Arm, riß ihn herum und
drückte ihm seinen Dienstrevolver zwischen die Rippen.
»Ich hab’s satt«, preßte
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