Macabros 083: Apokalyptas todbringende Armada
die ich dich gebeten habe…«
Björn wußte nur zu gut, daß er durch dieses
Manöver lediglich Zeit gewann. Über kurz oder lang
würde Nh’or Thruu merken, wie die Dinge wirklich lagen.
Dann konnte er zwar nicht ihren Untergang herbeiführen, weil in
der Tat weder Nh’or Thruu noch seine Gespensterpuppen die
Möglichkeit hatten, in das Gewölbe einzudringen, in dem der
versteinerte graue Riese lag. Etwas nämlich gab es in dem
Gewölbe, vor dessen Ausstrahlungen sie
zurückschreckten.
Es konnte nur die geheimnisvolle Kraft sein, die in dem
beschädigten Gefäß mit den Flügeln wohnte.
Wenn dieses aber vernichtet war, waren sie bis auf Schwert,
Dämonenmaske und Velenas Armreif, den Carminia noch immer trug
und den Nh’or Thruu nicht wichtig zu nehmen schien, wieder
hilflos und ganz auf sich gestellt.
Nur von außen konnte jetzt noch etwas kommen, das ihre
prekäre Situation von Grund auf zu ändern imstande war.
Die Tatsache, daß Nh’or Thruu offenbar jedoch die
Gesamtheit Gefäß/Manja-Auge fürchtete,
veranlaßte Hellmark hoch zu pokern.
Es gelang ihm, Nh’or Thruu zu überreden, Carminia von
der Insel zu lassen.
Das tat der Unheimliche auf seine Weise.
In die Reihen seiner Puppen kam Bewegung. Einige lösten sich
aus der Gruppe und überschritten den Uferrand.
Hellmark war überzeugt davon, daß sie in der
öligen schwarzen Brühe versinken und sich auflösen
würden.
Dies war nicht der Fall.
Nh’or Thruus Puppen berührten die klebrige,
zähflüssige Oberfläche, ohne einzusinken!
Sie waren geschaffen für diese menschenfeindliche Welt.
Was da geschah, wurde provoziert, um Hellmark zu verhöhnen.
Es war ein eigenartiges Bild, als vier Carminia-Puppen über das
schwarze Wasser schritten, die dämonische Thron-Insel erreichten
und jene Carminia aus Fleisch und Blut in ihre Mitte nahmen, um sie
schließlich auf ihren Schultern und Händen über das
schwarze Wasser zu tragen.
Björn Hellmark hielt den Atem an.
»Keine Intrigen, Nh’or Thruu«, sagte er mit
messerscharfer Stimme. Er wußte nur zu gut, daß das Ganze
eine reine Nervenprobe für ihn sein sollte.
»Angst?« höhnte der wahnsinnige Herrscher von Zoor.
»Dazu besteht kein Grund. Ich möchte nicht, daß Zoor
wie ein Hauch vergeht… und du doch auch nicht. Sie wird
wohlbehalten die andere Seite des Ufers erreichen…«
So war es auch.
Die vier Carminia-Puppen ließen ihre Last auf die
Füße herab.
Björn schloß die braunhäutige Frau fest in die
Arme.
»Alles in Ordnung, Schoko?« fragte er leise. Er gab sich
ganz ungezwungen.
Die Sicherheit, die er zur Schau trug, mußte Nh’or
Thruu schließlich doch überzeugt haben.
»Alles ist zuviel gesagt, Björn… einiges ist in
Ordnung, mehr wollen wir unter den verrückten Umständen
nicht erwarten.« Ihre Stimme klang schwach. Carminia Brado
machte einen erschöpften Eindruck und zitterte am ganzen
Körper.
»Ich muß gehen – und dich erneut
zurücklassen«, flüsterte er ihr ins Ohr. Es sah aus,
als ob er zärtlich einen Kuß auf ihre Ohrläppchen
hauche. »Du weißt, worum es geht. Solange Nh’or Thruu
der Meinung ist, daß Arson nur auf meine Rückkehr und
Bestätigung wartet, kann uns allen nicht viel
passieren.«
»Und wie soll es dann weiter gehen?« Sie hatte die Augen
geschlossen, und ihre Stimme klang wie ein Hauch.
»Wenn ich das wüßte, wäre mir auch wohler.
Ich werde das Gefühl nicht los, daß Al Nafuur eine
Lösung weiß, daß er uns einen Weg zeigen kann. Er
braucht aber – wie wir – Zeit. Er konnte diesmal sehr lange
mit mir sprechen. Aber es war eben doch mal wieder zu kurz. Ich habe
den Eindruck gewonnen, daß er sich selbst erst mit den
Besonderheiten der Welt Nh’or Thruus vertraut machen muß.
Er ahnt etwas, weiß es vielleicht schon, aber er hat in der
Zwischenzeit noch keinen Weg gefunden, wieder mit mir Kontakt
aufzunehmen. Wir können nur hoffen und beten, daß wir das
alles gut hinter uns bringen. Sei tapfer!«
Er löste sich von ihr.
»Wenn noch irgendetwas Unerwartetes eintreten sollte –
versuch’ Zeit zu gewinnen«, sagte er abschließend zu
ihr. »Denke an den Armreif… in der Not kann er dir selbst
hier auf Zoor nochmal nützen.«
Die Mauer, aus den Leibern der Gespensterpuppen Nh’or Thruus
gebildet, tat sich wie eine Gasse auf. Der Weg zurück in den
Korridor, der nicht von Nh’or Thruus Hirnauswüchsen
ausgefüllt war, lag frei vor ihm.
»Du wirst die Frau unversehrt antreffen, wenn du mit dem
Versprochenen
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