Macabros 086: Die Horron-Barbaren
Ziel war die
ungefähre Position der YOUNG LOVE.
Der Boden im Mittelpunkt der Pyramide war in diesen Sekunden
glasklar. Durch ihn ließ sich alles wahrnehmen, was sich
darunter befand: Das weiße, menschenleere Schiff, die
beleuchteten Deckaufbauten und das wie magisch angestrahlte
Schwimmbecken.
Rasend schnell stieß die Pyramide in die Tiefe hinab. Das
Wasser spritzte auf, als der riesige Körper eintauchte. Im
nächsten Moment bewegte sich Skashs magische Behausung durch den
Ozean und ging tiefer wie eine Taucherkugel.
Wortlos stand der Mensch Friedrich Chancell neben dem
Skelett-Magier aus einer anderen Welt. Ein seltsames Schicksal hatte
diese beiden so unterschiedlichen Männer zusammengebracht. Aus
ihrem Verhältnis zueinander war Vertrauen und Freundschaft
geworden.
Mit Skash und seinen Problemen war Chancell konfrontiert worden,
er verstand ihn und wußte, wohin er sich begab, warum er so und
nicht anders reagierte. Durch das magische ›Auge‹, das
alles zu sehen schien und doch nur – selbsttätig wie ein
denkendes Hirn – das aus dem Strom der Geschehnisse herausgriff,
was wichtig für Skash und seine Mission war, wurde er
geleitet.
In der Tiefe vor ihnen stieg ein gelbrotes Ringgebilde auf.
»Da ist eines!« vernahm Chancell den erregten Gedanken
seines Begleiters in seinem Bewußtsein.
Im gleichen Augenblick stieß die Pyramide darauf zu. Das
Ringgebilde erweiterte sich automatisch. Das Objekt durchquerte den
imaginären Mittelpunkt, schrumpfte und wurde winzig klein und
ein Teil der Molekülwelt. Gleichzeitig veränderte sich die
Zeit, in der sie ankam.
Der Punkt, an dem es weiterging, lag zwanzigtausend Jahre vor dem
Augenblick, als das Eintauchmanöver durchgeführt wurde.
Skashs Pyramide kam nach Horron.
Er näherte sich der riesigen Stadt von der Seite. Der
gewaltige Gebirgszug lag zu ihrer Rechten.
Vor der versammelten Menge sank die Pyramide herab. Die
Horron-Barbaren ergriff Panik, als das Objekt aus der Höhe kam.
Die Menge spritzte auseinander, als wäre eine Bombe in ihrer
Mitte explodiert.
Für Skash gab es keinen Aufenthalt. Er wußte genau, was
er erreichen wollte und eine Chance wie die nicht so schnell
wiederkam.
Die Pyramide glitt durch die riesige Höhlenöffnung und
hing wenig später vor der Felsplatte, hinter der sich die Nische
mit dem versteinerten Reiter befand.
Die Pyramide öffnete sich. Skash stand, umhüllt von
gespenstischem Licht, auf der äußersten Kante des
Ausgangs. Die Pyramide schwebte etwa zehn Meter über dem
Boden.
Skash breitete die Hände aus, seine knöchernen
Flügel spreizten sich, und der Umhang flatterte, als stünde
der Magier plötzlich im scharfen Wind.
Skash sagte nur einige kurze Worte. Sie hörten sich aus dem
lippenlosen Mund fremd und bizarr an.
Doch ihre Wirkung war beachtlich.
Die Felsplatte sprang mit lautem Knall auseinander. Die beiden
Teile brachen nach links und rechts weg und stürzten mit
Donnergetöse um.
Vor Skash stand der Reiter in voller Montur, mit dem erhobenen
Schwert.
Chancell verstand nicht die Worte seines Freundes, aber deren
Sinn. In Gedanken war der Magier ständig mit ihm verbunden.
»Fürst Opacz… ich rufe dich… komm’ heraus
aus deinem Grab, erinnere dich an den Schwur, den du gesprochen hast!
Tod den Horron-Barbaren, die auch deine Welt überfielen, deine
Welt, von der hier ein Stück zu finden ist… komm’, ich
befehle es dir!«
Die Luft ringsum war erfüllt von Raunen, Wispern und
seltsamen Stimmen, die aus den Wänden kamen. Die ganze
Atmosphäre wirkte verdichtet, als ob Schatten auftauchten,
für deren Erscheinung es jedoch keine Erklärung gab. Skash
vereinte das Gute mit dem Bösen, das in diesem Krieger und den
anderen, die mit ihm gefallen waren, einst eine Einheit bildete wie
in der Seele eines jeden lebenden Geschöpfes.
Der Reiter bewegte sich und preschte nach vorn. Fürst
Opacz’ Kampfruf erscholl, und der blieb nicht ungehört,
weil er durch Skashs magische Worte verstärkt wurde.
Er rief die Toten, die unter den Hügeln lagen.
Die Erde brach auf, als würden riesige Maulwürfe sie
emporstoßen.
Opacz’ Gefolgsleute kamen.
»Euer Kampf ist nicht zu Ende, führt ihn fort, und
diesmal wird es für euch keinen Hinterhalt geben!« rief
Skash. »Kampf den Horron-Barbaren, die andere Völker
unterwerfen wollen!«
Fürst Opacz erhob sich und stellte sich in der Siegerpose
seines Volkes auf den Sattel des Pferdes, während ringsum die
Toten aus ihren Gräbern kamen.
Sie waren
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