Macabros 086: Die Horron-Barbaren
war’s dann wohl«, stieß Hellmark hervor,
»bleibt nur eines noch zu tun…«
»Nicht töten!« Die Stimme dröhnte durch die
Halle.
Björn warf den Kopf herum.
»Wir haben noch eine Chance. Er ist ein besonderes Exemplar.
Er vereint alle, die ihm zum Opfer gefallen sind, in Geist und
Körper, die durch ihn mit einem hauchdünnen, unsichtbaren
Band verbunden sind!«
Der Mann, der am äußersten Rand der Öffnung stand,
war Friedrich Chancell.
Die riesige Pyramide schwebte lautlos vor Hellmark wie eine
Erscheinung aus einer anderen Welt.
»Kommen Sie, überlegen Sie nicht lange! Hellmark –
das ist Ihre Chance! Töten Sie den Barbar nicht –
betäuben Sie ihn!«
Er hörte zum erstenmal seit undenklich langer Zeit seinen
Namen aus dem Mund eines Menschen.
Hellmark reagierte sofort. Er schlug nur ein einziges Mal zu und
traf die Kinnspitze des Flug-Vampirs.
Da sprang der Mann aus dem dreieckigen Eingang.
»Mein Name ist Friedrich Chancell. Ich werde Ihnen noch alles
erklären. Bitte, kommen Sie jetzt, solange der Rückweg noch
gesichert ist…«
*
Nur wenige Worte genügten, um ihn zumindest ins Bild zu
setzen. Tausend Fragen, die offen blieben, konnten später
beantwortet werden. Wenn es ein ›Später‹ gab…
Chancell war ihm behilflich, den bewußtlosen
Horron-Barbaren, der mehr als vierhundert Menschen in sich vereinte,
in die Pyramide zu schleifen.
Hier lernte Björn das ›magische Auge‹ und Skash
kennen.
Der Magier hielt sich in der gigantischen Höhle keine Sekunde
länger als notwendig auf.
Er steuerte die Pyramide nach draußen, wieder hinein in die
Wasserwelt, wo die makabre Schlacht zwischen den wiedererweckten
Horron-Barbaren und den Skelett-Kriegern des Fürsten Opacz
stattfand.
Viele tote Barbaren lagen in den Straßen der Stadt, die in
einem Land entstanden war, das den Horron-Barbaren nie gehörte,
das sie aber, in ihrer wechselvollen Geschichte einst erobert
hatten…
Opacz’ Kämpfer hatten nichts zu fürchten. Sie waren
lebende Tote, fleischlose Körper, in die nochmal durch Skashs
Magie der Geist der alten Tage zurückgekehrt war.
»Die endlose Schlacht hat begonnen«, murmelte Friedrich
Chancell. »Sie wird erst dann abgeschlossen, wenn es keine
Horron-Barbaren mehr gibt…«
Die Pyramide glitt über das Kampfgetümmel hinweg.
Durch den glasklaren Boden war jedes Detail zu verfolgen.
»Die Kugel! Arsons Zeitkugel!« Hellmark sagte es beinahe
erschrocken.
Am anderen Ende der Straße glitt sie wie ein Schemen aus dem
Nichts und materialisierte rasch.
Arson – so stellte sich später heraus – hatte in
der Vergangenheit die Spuren nachverfolgt und versetzte die Zeitkugel
nun in die ›Gegenwart‹ jener Welt, die in Wirklichkeit auch
eine Vergangenheit von vor zwanzigtausend Jahren war.
Und als die Pyramide, die Arson und Carminia Brado kannten, rasend
schnell emporstieg und einem Ringgebilde entgegenjagte, das sich
über dem Gebirgszug langsam absetzte, da folgte auch Arson, der
einer Ahnung nachgab, mit der Zeitkugel…
*
Von einem Augenblick zum anderen können sich
Verhältnisse ändern.
Hellmark kam es wie ein Wunder vor, als er plötzlich das Meer
unter sich sah, in dem sich Tausende glitzernder Sterne
spiegelten.
Dann folgte ein Schiff, der Luxusdampfer YOUNG LOVE.
Dort auf dem menschenleeren Deck fand Skashs Experiment statt.
»Der Horron-Vampir ist Herrscher über Geist und
Körper jener, die er in sich aufgenommen hat«, sagte
Friedrich Chancell. »Mit seiner Magie kann Skash unter
Umständen ihn zwingen, die Leben wieder freizugeben. Die
scheinbar im Nichts verschwanden, können wiederkommen, denn mit
ihrem Blut, und sei es auch nur eine einzige Zelle, die so in seinen
Organismus geriet, gelangten die Eigenschaften der anderen in ihn. In
jeder Zelle aber sind alle Erbanlagen gespeichert, eine einzige Zelle
genügt, um praktisch das Individuum wiedererstehen zu lassen mit
Skashs Hilfe und der Tatsache, daß Geist und Seele dieses
Individuums noch erhalten sind. Wenn auch verschüttet unter der
Kontrolle und der Gier des Vampirs…«
Arsons Zeitkugel landete auf Deck vor dem Schwimmbecken,
während die Pyramide wegen ihrer Größe darüber
schwebte.
Die Kugel öffnete sich. Arson und Carminia rannten auf Deck,
Skash, Chancell und Björn Hellmark entgegen.
Carminia taumelte förmlich in die Arme des Mannes, den sie
liebte. Beide konnten diesen Augenblick nicht fassen. Da wäre so
viel zu sagen gewesen, doch keiner war in der Lage,
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